Fütterung von Sporthunden
Genauso vielfältig, wie die unterschiedlichen Sparten des Hundesports sind, genauso different muss die auf den Sporthund abgestimmte Fütterung betrachtet werden. Wird eher körperliche oder geistige Leistung gefordert? Konzentriert sich die körperliche Leistung auf kurze schnelle Sprints oder wird eine konstante Ausdauerleistung gefordert? Und nicht zu vergessen: Wie ist es um die Verdauungskapazität und Futtermittelauswahl des einzelnen Hundes bestellt?
Energie
Hier sollte an erster Stelle die Überlegung stehen, ob der jeweilige Hund überhaupt zusätzliche Energie, die über den normalen „Alltagsbedarf“ hinaus geht, benötigt. Sportarten, die eher Kopfarbeit vom Hund erfordern, wie z.B. Obedience, Rally Obedience, ZOS o.ä., machen es nicht notwendig, einem normalgewichtigen Hund zusätzlich mit Energie zu versorgen. Selbst bei auf den ersten Blick bewegungsintensiveren Sportarten wie THS, Agility oder VPG ist es meistens beim üblichen Trainingsaufwand von 1-2x pro Woche 1-2 Stunden nicht notwendig, den Hund mit zusätzlicher Energie zu versorgen. Anders sieht das natürlich aus, wenn der Sport hochprofessionell mit einem Trainingsaufwand, der deutlich über das übliche Maß des Freizeitsportlers hinaus, betrieben wird und dazu wöchentlich Turniere besucht werden. Auch bei Ausdauersportarten wie Canicross, Bikejöring oder Schlittenhundesport, die regelmäßig und ambitioniert betrieben werden, ist ein zusätzliches Maß an Energiebereitstellung unerlässlich.
Belastung | Kurze schnelle Sprints | Ausdauernde Arbeit, geistig | Ausdauernde Arbeit, körperlich und geistig | Ausdauernde Arbeit, überwiegend körperlich |
Beispiel | THS, Agility, Windhunderennen | Diensthunde (Personenschutz, Spürhunde) | Jagdhunde und Hütehunde in der Saison | Canicross, Schlittenhunde |
Energiemehrbedarf (im Verhältnis zum Erhaltungsbedarf) | 0 % | ~ 40 % | 50 - 100 % | bis zu 400 % (abhängig vom Umgebungsklima) |
Falls notwendig (siehe oben), sollten Leistungen, die Minuten bis wenige Stunden andauern, energetisch über die Bereitstellung von Glukose und somit die Fütterung von Kohlenhydraten abgedeckt werden. Dies können sowohl Vielfachzucker (Stärkequellen wie aufgeschlossene Getreideflocken o.ä.) oder auch Einfachzucker (Frucht- oder Traubenzucker) sein. Während erste eine gewisse Zeit brauchen, um die Energie verfügbar zu machen (mind. 30 Minuten), liefern Einfachzucker innerhalb weniger Minuten Energie. In diesem Zusammenhang soll aber natürlich darauf hingewiesen werden, dass Hunden nie unmittelbar vor körperlicher Belastung Futter, was über die Größe eines Snacks hinaus geht, angeboten werden sollte.
Bei körperlicher Dauerbelastung kann der Energiemehrbedarf hingegen sehr gut über die Zufütterung von Fett (oder auch eine Kombination von Fett und Kohlenhydraten) gedeckt werden. Grundsätzlich eignen sich hier tierische und pflanzliche Fett gleichermaßen. Erstere zeichnen sich durch eine höhere Akzeptanz aus, während die letzteren aus diätetischer Sicht zu bevorzugen sind, da sie ein günstigeres Fettsäuremuster (hohe Anteile ungesättigter Fettsäuren) aufweisen. Bei der Zufütterung von Fett muss aber immer auf die individuelle Verträglichkeit geachtet werden, da zu hohe Mengen zu Störungen im Darmmikrobiom führen können und zudem bei mangelnder Adaptation eine schlechte Kotkonsistenz bis hin zu Durchfall hervorrufen können. Grundsätzlich zeichnen sich hier vor allem nordische Rassen durch eine genetisch bedingte hohe Akzeptanz großer Fettmengen aus.
Proteine
Für den Aufbau von Skelettmuskulatur ist eine bedarfsdeckende Versorgung mit hochwertigem Protein essentiell. Für den Erhalt von Muskulatur ist jedoch auch beim Sporthund nicht zwingend ein Proteinmehrbedarf anzusetzen, da arbeitende Muskulatur als Energieträger Glukose, nicht jedoch Protein benötigt. Hunde, die sich explizit im Muskelaufbautraining befinden, haben zur Bildung neuer Muskelmasse einen Proteinmehrbedarf von 10-20 % gegenüber der Erhaltung. Dies ist jedoch mit handelsüblichen Rationen (sowohl kommerzielle Alleinfuttermittel wie auch selbst zusammengestellte Rationen) in aller Regel bereits abgedeckt, so dass eine zusätzliche Zufütterung proteinreicher Einzelfuttermittel zumeist nicht angezeigt ist. Sollte im Ausnahmefall doch eine Proteinergänzung notwendig sein, bieten sich hier Proteinquellen mit hoher biologischer Wertigkeit, wie z.B. Fleisch oder Ei (-produkte) an.
Erhalten Arbeitshunde jedoch eine Ration mit deutlich erhöhtem Energiegehalt, so sollte hier auch der Proteingehalt proportional ansteigen. Grund hierfür sind erhöhte endogene Stickstoffverluste bei erhöhter Futteraufnahme. Zudem sollten ausreichend Aminosäuren für die Glukoneogenese bereitgestellt werden.
Elektrolyte
Im Gegensatz zu Pferd und Mensch verlieren Hunde bei der Arbeit kaum Schweiß und unterliegen somit keinen erhöhten Elektrolytverlusten (Natrium, Kalium, Chlorid). Die Bereitstellung einer hypertonen Elektrolytlösung kann daher nach körperlicher Belastung sogar kontrainduziert sein, wenn nicht zusätzlich Wasser (ohne Mineralstoffanreicherung) angeboten wird.
Ein Spurenelementmehrbedarf besteht bei intensivem Ausdauertraining für Eisen, welches für die Blutbildung benötigt wird (erhöhte Erythrozytenbildung, um den Sauerstofftransport im Blut zu optimieren). Im Zusammenhang mit einer verstärkten Erythropoese wird auch vermehrt Vitamin B12 benötigt, dieser Mehrbedarf ist aber mit den allgemein gängigen Rationszusammenstellungen abgedeckt. In Hinblick auf den Muskelstoffwechsel (Skelett wie Herz) sollte zudem eine ausreichende Versorgung mit Vitamin E und Selen sichergestellt sein, da diese beiden vor allem bei fettreichen Rationen antioxidativ wirken.
Sonstiges
Wie auch im Humanbereich werden für Sporthunde zahlreiche Präparate angeboten, die einen leistungssteigernden Effekt versprechen. Zu nennen wären hier Carnitin, welches die Fettsäureoxidation steigern soll, Taurin, welches positive Effekte auf den Herzmuskel haben soll, puffernde Substanzen, die eine trainingsbedingte Azidose mindern sollen (z.B. Natriumbikarbonat), Chromverbindungen zur Verbesserung des Glukosestoffwechsels und Magnesium als Stressminderer. Zu all diesen Substanzen gibt es jedoch nur eine sehr dünne Studienlage, weshalb keine eindeutige Empfehlung ausgesprochen werden kann. Eine energie- und proteinbedarfsdeckende Fütterung, die alle notwendigen Mineralstoffe und Vitamine enthält, führt in Kombination mit einem durchdachten Trainingsprogramm immer noch zu den besten Trainingsergebnissen.
Stand: September 2023