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Futtermittel & Laboranalytik

Aktuelles zu Leguminosen

Der Anbau und die Verwertung von Leguminosen sind in den vergangenen Jahren in Deutschland deutlich angestiegen. Mittlerweile existieren dazu eine Reihe von Netzwerken und Forschungsprojekten, die das Knowhow zu Eiweißpflanzen voranbringen sowie deren Anbau und Nutzung verstärken sollen. Die Eiweißpflanzenstrategie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aus dem Jahre 2012 hat dafür den Grundstein gelegt und Fördermöglichkeiten für Innovationen und Wissenstransfer geschaffen. Sie steht für eine hohe Ökosystemleistung und Ressourcenschutz durch Leguminosen sowie für die regionale Erzeugung proteinreicher, pflanzlicher Lebensmittel und Futtermittel. Damit konnte in den vergangenen Jahren auch die Anzahl der Leguminosen anbauenden Betriebe, die Zuchtaktivitäten und Forschungs- und Entwicklungs-Programme gesteigert werden.

Der heimische Anbau von Leguminosen bietet eine Reihe von Vorteilen. Verbunden mit dem Ziel der Nachhaltigkeit eröffnet sich der Landwirtschaft und der damit verbundenen Wertschöpfungskette mit Leguminosen die Möglichkeit der Luft-Stickstoff-Bindung, CO2-Einsparung und damit eines geringeren Einsatzes an fossilen Brennstoffen. Ebenso verbessern Leguminosen die Bodenfruchtbarkeit, sie bringen ein Plus für die Vielfalt in der Fruchtfolge und ebenso ein größeres Angebot an Blühflächen für Insekten. Nicht zuletzt stehen Leguminosen als Lieferanten für einheimisch erzeugte Eiweißquellen.

Von der Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen (UFOP) wurde im Januar 2020 die „10+10-Strategie“ ins Leben gerufen. Sie besagt, dass der Raps-, Sonnenblumen und Leguminosenanbau ein Anteil von jeweils 10 % der deutschen Ackerfläche einnehmen soll. Im Anbaujahr 2022 wurden für Raps ca. 8% und für Leguminosen ca. 5% Anbaufläche erreicht. Im Rahmen einer Pflanzenbaustudie wurde unter verschiedenen Szenarien gezeigt, dass das 10+10-Ziel erreicht werden kann und weitere Absatzpotentiale erschlossen werden sollten.

Die Erzeugerpreise für großsamige Körnerleguminosen wie Ackerbohnen und Erbsen sind in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen und damit auch das wirtschaftliche Niveau. Im Allgemeinen besteht ein Anbauvorteil unter anderem darin, dass in der Regel keine Stickstoffdüngung notwendig ist und hohe Düngemittelpreise somit keine Wirkung auf den Deckungsbeitrag haben. Grundsätzlich sollte der Anbau sinnvoll in die Fruchtfolge eingeplant werden und nicht nur einzelne Deckungsbeiträge betrachtet werden. Werden Körnerleguminosen probehalber im Betrieb angebaut, geschieht dies oft auf Flächen mit niedrigeren Durchschnittserträgen. Dadurch unterliegen Betriebe oft dem Irrtum, dass Körnerleguminosen nur geringe Erträge erzielen, obwohl ihr Ertragspotential nur durch den schlechteren Standort unterschätzt wird. Luzerne ist dagegen bereits auf ertragsschwächeren Standorten als Grundfutterkomponente in Milchviehbetrieben etabliert.

Die oft geringeren Deckungsbeiträge von Leguminosen können durch Länderprogramme ausgeglichen werden. Im Rahmen der aktuellen GAP-Förderung gibt es dazu eine Reihe von interessanten Programmen für Leguminosen bei den Eco Schemes und den Länderprogrammen (AUKM, KULAP…). Im Einzelnen sind das zum Beispiel „Vielfältige Kulturen im Ackerbau“, „Verzicht auf chemischen Pflanzenschutz“ sowie in Sachsen das AL 3 „Umweltschonende Produktionsverfahren des Ackerfutter- und Leguminosenanbaus“.

Anfang Dezember 2022 fand der 2. Leguminosentag Ost statt, welcher von der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei MV und dem Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie des Freistaates Sachsen durchgeführt wurde. Dabei gab es vielfältige Vorträge zu zahlreichen regionalen Aktivitäten, Netzwerken sowie Projekten. Schwerpunkte lagen sowohl auf kleinsamigen als auch auf großsamigen Leguminosen. Verschiedene Aspekte zu Anbau, Vermarktung, Verarbeitung und Verwertung wurden beleuchtet und neben Forschung und Entwicklung kamen ebenso Praxisbetriebe zu Wort. Nachfolgend werden einzelne Themen dazu kurz beschrieben:

Aus der Praxis wurde zum Beispiel berichtet, dass Luzerne eine längere Anbauphase aufweist, wertvoller als Ackergras ist und nur die Kalkung benötigt, was günstig für rote Nitratgebiete ist. Auch aus der landwirtschaftlichen Beratung wurde berichtet, dass Futterleguminosen häufig einen höheren Ertrag aufweisen als Grünlandflächen; selbst unter Trockenheit.

Bei der Untersuchung von Leguminosen zur Fütterung sollten grundsätzlich die Rohnährstoffe betrachtet werden sowie die Mineralstoffe in Abhängigkeit von der Leguminosenart (z.B. Soja – Phosphor und Schwefel). Durch die Bestimmung des UDP bzw. des erweiterten HFT sollte die Proteinqualität beleuchtet werden, da es hier große Unterschiede zwischen den einzelnen Leguminosen und in Abhängigkeit der Nachbehandlung geben kann. Antinutritive Stoffe, wie z.B. Tannine und Phasine, sind vor allem durch züchterische Maßnahmen und verschiedene Behandlungsmethoden einzudämmen. Eine Analytik ist in diesem Bereich teuer, aufwendig und oft nicht standardisiert. Eine umfassende fütterungsrelevante Darstellung erfolgte dazu in der Veröffentlichung „Futtermittelspezifische Restriktionen“ von Prof. Dr. Manfred Hoffmann und Prof. Dr. Olaf Steinhöfel. Speziell mit dem Einsatz von vicin-/convicinarmen Ackerbohnen in der Legehennenfütterung beschäftigt sich das Verbund-Projekt Abo-Vivi. Dabei wurde aufgezeigt, das Vicin-arme Genotypen von Vorteil sind und das Entschälen den Futterwert erhöht.

Ein wichtiges Netzwerk für Leguminosen ist z.B. das Projekt LeguNet mit seinen Vorgängernetzwerken zu Soja, Lupine, Erbse/Bohne und Feinleguminosen. Projekte dieser Art erhöhen das Knowhow um Anbau und Fütterung enorm. Auch die Möglichkeiten der Verwertung und Vermarktung für Landwirtschaft und nachgelagerte Bereiche werden so verbessert und durch die Vernetzung ein vielseitiger Austausch gefördert. Ein umfassendes Wissen dazu wird auch auf den jeweiligen Internetportalen zur Verfügung gestellt. Aktuelle Themen sind z.B. Fragen zur Rationszusammenstellung, die N/P-reduzierte Fütterung, Regionalität und GVO-Freiheit.

Seit Februar 2021 beschäftigt sich das Projekt LuzNutz speziell mit Luzerne und deren Erhöhung der Anbauwürdigkeit. Dabei werden verschiedene Anbauversuche zu Ertrag, Qualität und Anthraknoseresistenz durchgeführt, auch unter sich ändernden Klimabedingungen. Für den züchterischen Fortschritt wird das Genom verschiedener Luzernesorten untersucht und das genetische Potential erschlossen. Ein anderes Projekt beschäftigt sich mit dem Anbau von Mais-Stangenbohnen-Gemenge vom Anbau bis zur Fütterung, sowohl für Milchkühe als auch für Mastschweine. Diese traditionelle Anbauform soll die Vorteile beider Kulturen kombinieren und u.a. Vorteile für den Anbau unter sich ändernden Klimaänderungen bringen. Bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung ist eine ausführliche Broschüre zum Thema Soja-Anbau verfügbar. Darin ist eine Auswertung von 114 Praxisschlägen dargestellt, welche die ackerbaulichen Faktoren für einen erfolgreichen Sojaanbau in Deutschland aufzeigen.

Zur Thematik Leguminosenmüdigkeit wurde ebenfalls ein Projekt vorgestellt. Es handelt sich um das Verbundprojekt „TriSick“. Verschiedene Ackerbauliche Parameter werden bei den Leguminosenarten Rotklee und Luzerne untersucht. Die Leguminosenmüdigkeit ist bislang noch nicht ursächlich geklärt und beschreibt den vermehrten Rückgang von Ernteerträgen. Bisherige Maßnahmen zielten darauf ab, eine entsprechende Fruchtfolge zu gestalten und Anbaupausen auszudehnen. Im Projekt zeigte sich, dass z.B. Bodenverdichtung, ein hoher Steinanteil, extreme pH-Werte sowie Nährstoffmangel (B, Cu, Mn, Zn, P) das Auftreten von Leguminosenmüdigkeit verstärken.

Im Allgemeinen lässt sich sagen, wer Körnerleguminosen anbaut, sollte sich der anspruchsvolleren Vermarktung bewusst sein. Durch fehlende Strukturen sind die Kosten für den Handel derzeit noch hoch, während die Erzeugerpreise sich noch auf einem zu niedrigen Niveau befinden. Durch die Erhöhung der Markttransparenz und die Vernetzung von Erzeugern und Verarbeitern kann hier gegengesteuert werden. Einen Ansatz dazu bietet die Abnehmerkarte für Eiweißpflanzen der UFOP:

Die Entwicklung des Anbauumfangs für Leguminosen und die Verwertung als Lebens- oder Futtermittel ist vor allem in Abhängigkeit davon zu sehen, inwieweit zukünftig die Nutztierbestände zurückgehen und der Bedarf an pflanzlichen Eiweiß für die menschliche Ernährung ansteigt.

Abschließend noch eine Information am Rande: nachdem 2016 das internationale Jahr der Hülsenfrucht begangen wurde, gibt es seit 2018 den internationalen Tag der Hülsenfrucht am 10. Februar.

Stand: Februar 2023

 

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