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Pferd

Das Slobbers Syndrom beim Pferd

In letzter Zeit werden vermehrt auch im mitteldeutschen Raum Fälle des sogenannten Slobbers Syndrom (= Red Clover disease) beim Pferd registriert und beschrieben. Hierbei handelt es sich um eine Vergiftungserscheinung, die durch das Mykotoxin Slaframine (Indolizidin-Alkaloid) ausgelöst wird. Dieses wird durch den Schimmelpilz Rhizoctonia leguminicola produziert. Seltener wird das Krankheitsbild auch bei Rindern oder Schafen beschrieben.

Symptomatik:

Betroffene Tiere zeigen nach der oralen Aufnahme Leerkauen mit starker Speichelbildung, gerötete Konjunktiven und gelbliche Ablagerung auf der Maulschleimhaut. Der klare und visköse Speichel wird dabei literweise abgegeben und ist auch an und auf den Aufenthaltsflächen betroffener Tiere deutlich sichtbar. Bereits knapp eine Stunde nach der Aufnahme kontaminierten Grünfutters beginnt die Symptomatik und kann ein bis zwei Tage andauern. In selteneren Fällen werden auch Durchfall und verstärkter Harnabsatz beobachtet.

Therapie:

Die Behandlung betroffener Pferde konzentriert sich auf die symptomatische Therapie. Nach Entzug der belasteten Futtermittel wird meist zur Gabe von Entzündungshemmern über einige Tage geraten. Auch die Gabe von Atropin bei sehr starker Speichelprodukion ist möglich. In allen bisher beschriebenen Fällen verschwanden die Symptome nach wenigen Tagen von selbst (auch ohne Therapie) und hinterließen keine Folgeschäden.

Hintergrund:

Befallen sind vor allem Rot- und Weißklee sowie Luzerne. Die Pilzinfektion des Klees zeigt sich charakteristisch an kleinen schwarz- bis bronzefarbenen Flecken (= black patch disease). Der Befall beginnt an der Blattunterseite und breitet sich von dort über die gesamte Pflanze aus. Ist die Pflanze erst einmal befallen, persistiert der Pilz meist bis zu zwei Jahre in dieser.

Aus diesem Grund werden vor allem nach dem diesjährigen trockenen und heißen Sommer vermehrt Schadensfälle beobachtet. Zwar wächst der betreffende Schimmelpilz vor allem in feuchten Frühjahren (bevorzugt bei 20-25 °C, hoher Luftfeuchtigkeit und Boden-pH-Werten von 5,9 bis 6,5). In ungewöhnlich trockenen Sommer drängt Klee jedoch aufgrund seiner ausgeprägten Trockenresistenz die verschiedenen Gräserarten, v.a. Weidelgras, auf den Weideflächen zurück. Vor allem bei solchen extremen Witterungsbedingungen wie in diesem Jahr sollte man den Weideaufwuchs daher immer im Blick behalten. Auch Giftpflanzen, welche unter „normalen“ Bedingungen von den Tieren selektiert werden würden, werden aufgenommen, wenn die Weide nichts anderes mehr hergibt. In solchen Situationen ist es ratsam, die Tiere von der Weide zu nehmen und Heu anzubieten. Dies schützt nicht nur die Tiere vor der Aufnahme ungeeigneter Pflanzenbestandteile, sondern dezimiert zudem die Schäden durch Vertritt und Überweidung am ohnehin vorgeschädigten Grünland.

Slaframine ist auch in Trockenkonserven (Heu, Cobs etc.) lange haltbar. Bislang geht man davon aus, dass es sich problemlos über 10 – 12 Monate in betroffenen Heuchargen hält, wobei hier jedoch die Konzentration abnimmt. Während in frischem Heu Konzentrationen von 50 – 100 ppm Slaframine gemessen wurden, waren diese nach 10 Monaten auf ca. 7 ppm gesunken. Ab Konzentrationen von 10 ppm werden klinische Symptome beobachtet, wobei es zwischen den Pferden aber auch individuelle Unterschiede bzgl. der Empfindlichkeit zu geben scheint.

Futterbauliche Maßnahmen:

Da vor allem späte Schnitte belastet sind, ist es ratsam, auf kontaminierten Flächen den Klee vor der Blüte oder in der frühen Blüte zu schneiden. Spätere Schnitte können beispielsweise mit unbelasteten Futtermitteln verschnitten werden, um den Slaframinegehalt auf unter 10 ppm zu reduzieren. Zudem ist es möglich, verdächtiges Heu eine Weile liegen zu lassen und erst nach ca. 10 Monaten zu verfüttern (deutliche Absenkung des Slaframinegehalts nach dieser Zeit).

 

Stand: November 2022

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