Futterplanung für Herdenmanager
In der Beratungstätigkeit fällt immer wieder auf, dass Herdenmanager, aber auch andere Verantwortliche in den landwirtschaftlichen Betrieben, völlig verunsichert sind, wie es um die Futtersituation im Betrieb steht. Um den Herdenmanagern und Verantwortlichen eine Hilfe bei der gesamten Futterplanung des Grobfutterbedarfes bzw. des Jahresbedarfes an ausgewählten Futtermitteln und bei der Futterinventur zu geben - bis hin zur Kenntnis „Wie sollen denn meine Rationen aussehen?“ - wurden die vier wichtigsten Punkte auf einer Seite zusammen gefasst.
Natürlich muss der Betrieb zuerst eine Futterplanung machen, die am Ende der Realität auch standhält. Bereits 2008 hat Prof. Dr. Manfred Hoffmann eine Handlungsempfehlung veröffentlicht, die bis heute Gültigkeit hat. Leider werden davon einige Punkte in den Betrieben gerne übersehen oder nicht beachtet, so zum Beispiel die Bildung von 15 – 20 % Futterreserve. Damit kommt es in vielen Betrieben im Frühjahr (Grassilage) und im Sommer (Maissilage) immer wieder zu Engpässen, wo dann Futter (teuer) zugekauft werden muss oder Rationen komplett verändert werden müssen. Bei Zukaufsilagen hat man dann nur bedingt Einfluss auf die Futterqualität, was den Konserviererfolg oder die Inhaltsstoffe betrifft und es kann zu zusätzlichen Qualitätsverlusten kommen, da Sauerstoff die Stabilität der Silagen verschlechtern kann. Hier ist dann eher ein generelles Umsilieren zu empfehlen, was manche Betriebe schon öfters erfolgreich praktiziert haben. Als Gründe für die mangelhafte Reservebildung werden meist fehlende Silokapazitäten angeführt und die daraus resultierenden Kosten für den Neubau von Siloanlagen. Viele Siloanlagen aus Zeiten vor 1990 sind teilweise in einem verbesserungswürdigen Zustand, werden aber immer noch genutzt, was den Silagequalitäten meist nicht zuträglich ist und zu erheblichen Futterverlusten führt.
Ballensilagen in kleineren Beständen oder Schlauchsilierung können hier eine sinnvolle Alternative sein. Freigärhaufen finden sich in der Praxis auch wieder, da kommt es aber wesentlich auf den Untergrund an, nicht dass am Ende mehr Dreck in den Stall gefahren wird, was die Futterqualität dann negativ beeinflusst. Außerdem sind Freigärhaufen an rechtliche Bedingungen gebunden, es darf kein Sickersaft ins Erdreich eindringen und die Maximaldauer für den Haufen beträgt 6 Monate.
Um den jährlichen Futterbedarf zu planen, müssen zuallererst die zu fütternden Tiergruppen und deren Jahresdurchschnittsbestände ermittelt werden. Dann sollte der Betrieb Futterwertkennzahlen festlegen, die auf Erfahrungswerten oder neu zu setzenden Zielen beruhen. Anzustrebende TS–Gehalte, Rohfaserwerte (aNDFom; ADFom), Rohproteingehalte und Umsetzbare Energie (ME) (GfE, 2023) sind dabei einzubeziehen.
Mit diesen Werten müssen Standardrationen für alle Tiergruppen berechnet werden. Die jeweiligen Tagesmengen werden mit den Futtertagen und dem jeweiligen Jahresdurchschnittsbestand multipliziert und anschließend 5% Restfutter dazu gerechnet. Das ergibt den Netto–Jahresfutterbedarf.
Doch welche Menge an Futter muss dafür geerntet werden? Dafür müssen die Verluste vom Feld bis zum Futtertisch berücksichtigt werden. Dies betrifft Maissilagen, GPS und Pressschnitzelsilagen, bei denen der Netto-Bedarf mit dem Verlustfaktor 1,2 zu multiplizieren sind. Für Grassilagen und Heu gilt der Verlustfaktor 1,3 und für Grünfutter 1,1. Dies ergibt dann den Brutto–Jahresfutterbedarf.
Der nächste Schritt ist die Ermittlung des notwendigen Ausgangsmaterials für die Futtermittel. Bei Maissilage, GPS, Grünfutter und Pressschnitzelsilage entspricht der Bruttobedarf der Menge an Ausgangsmaterial. Für Grassilagen und Heu wird die errechnete Futtermittelmenge (dt) mit dem TS–Gehalt des Futtermittels (%) multipliziert und durch den TS–Gehalt des Ausgangsmaterials (%) geteilt.
Dann können anhand der betriebsspezifischen Erträge /ha die benötigten Futterflächen berechnet werden.
Großes Rätselraten gibt es meist ab Januar/ Februar, wenn der Fütterungsberater nach der Futtersituation fragt, um zeitig genug Mengen der einzelnen Silagen erhöhen oder kürzen zu können. Dabei sollten in den Betrieben regelmäßige Futter–Inventuren stattfinden. Einige Betriebe wissen fast auf die Tonne genau, wieviel Futter in welchem Silo liegt, am besten noch in welcher Qualität. Dabei helfen Futterproben vom Erntegut, damit kann man den TS–, Rohprotein-, Rohfaser– und Energiegehalt voreinschätzen.
Wer keinen genauen Überblick hat, kann auf altbewährte Dinge zurückgreifen. Die KTBLTabelle „Raumgewichte ausgewählter Futtermittel (je m3)“ von 2009 kann hier hervorragend helfen. Man ermittelt die Kubikmeter Futter im Silo oder Bergeraum und kann anhand der TS (in %) des Futtermittels die ungefähre Menge Futter in kg/ m3 ablesen und den Gesamtbestand am jeweiligen Futtermittel berechnen.
Abschließend werden nochmal die bekannten Richtwerte für Mischrationen–Milchkühe aufgeführt, ergänzt mit neuen Zahlen nach GfE (2023). Diese Zahlen zeigen uns immer wieder, wie hoch die Ansprüche an die Fütterung unserer Milchkühe sind, aber nur so können die Tiere gesund bleiben und ausreichende Milchmengen erzielt werden. Viel zu häufig müssen noch immense Kosten hingenommen werden, wenn mit Kraftfutter mangelhafte Silagen quasi ausgeglichen werden müssen, um diese Richtwerte zu erreichen. Die Qualität des Grundfutters entscheidet maßgeblich über die Tiergesundheit (Tierarztkosten) und die Kosten für die Fütterung generell. Die Euter–, die Klauengesundheit und die Fruchtbarkeit hängen wesentlich von der Grundfutterqualität ab.
Stand: September 2025


