Gibt es die optimale Darreichungsform von Vitamin- und Mineralstoffergänzungen?
Kaum eine Ration kommt ohne eine zusätzliche Supplementierung von Vitaminen und Mineralstoffen aus. Ob auf der Weide oder im Stall, ob Freizeitpferd oder Leistungssportler – die Supplementierung eines vitaminisierten Mineralfuttermittels ist bei allen angezeigt, wenn auch mit teilweise deutlichen individuellen Unterschieden.
Auf dem Markt gibt es hier eine Vielzahl unterschiedlichster Produkte. Von Müslis oder Pellets, die primär zu Energie- oder Proteinaufwertung der Ration vorgesehen sind, aber meist eine nicht unerheblich lange Liste an ernährungsphysiologischen Zusatzstoffen aufweisen, über Lecksteine und -massen bis hin zu Mineralstoffpellets oder kristalline Zubereitungen ist alles vertreten. Doch welche Konfektionierung eignet sich am besten und garantiert, dass die auf dem Papier errechnete Versorgungslage auch die Realität widerspiegelt?
Die beste Bedarfsdeckung mittels einer kalkulierten Menge an Supplement wird in der Regel durch pelletierte Mineralfuttermittel erreicht. Diese sind gut zu dosieren, lassen sich leicht abwiegen und werden meist direkt aufgenommen bzw. lassen sich gut im Krippenfutter untermischen. Meist sind solche Produkte schmackhaft, so dass sie von den Pferden ohne weiteres aus der Hand gefressen werden.
Kristalline Zusätze hingegen bergen die Gefahr, dass sie aus der Futterraufe nicht vollständig aufgenommen werden. Ansonsten sind diese durch eine gute Abwiegbarkeit und somit individuelle Zuteilung aber ebenfalls gut geeignet, um den Bedarf an Vitaminen und Mineralstoffen abzudecken.
Anders sieht es hingegen bei Leckmassen aus. Hier kann die absolute Aufnahme stark variieren und die Bedarfsdeckung ist nur schwer abzuschätzen. Ist die Leckmasse sehr schmackhaft, kann es unter Umständen zu einer Überversorgung kommen. Wird diese bei Gruppenhaltung angeboten, werden ranghöhere Tiere größere Mengen aufnehmen als rangniedere. Bei Letzteren kann sich somit möglicherweise auch eine Unterversorgung manifestieren. Auch für die Rationskalkulation sind diese Leckmassen mit erheblichen Problemen verbunden – ist doch nicht klar, welche Menge letztendlich gefressen wird.
Ein ähnliches Problem zeigt sich bei Lecksteinen. Hier muss zwischen reinen Salzlecksteinen (den „Weißen“) und Minerallecksteinen (meist rosa gefärbt) unterschieden werden. Bei reinen Salzlecksteinen ist eine Überdosierung, z.B. aus Langeweile oder weil der salzige Geschmack bevorzugt wird, in der Regel kein Problem, solange Tränkwasser guter Qualität ad libitum zur Verfügung steht. Eine Unterdosierung kann hier v.a. im Sportbereich vorkommen. Die mit körperlicher Arbeit verbundenen Schweißverluste (und somit Elektrolytverluste) können durch das reine Belecken von Salzlecksteinen mengenmäßig nicht ausgeglichen werden. Hier muss Salz in kristalliner Form oder als Paste zugefüttert werden. Handelt es sich um einen „rosa“ Leckstein, ist die Mineralstoffaufnahme noch ungenauer und schlussendlich nicht abschätzbar. Schon so manches gelangweilte Pferd auf Paddock oder in der Box hat hier deutlich bedarfsüberschreitende Mengen v.a. an Selen zu sich genommen.
Daher das klare Fazit: Ein Salzleckstein für Freizeitpferde hat seine Berechtigung, bei Sportpferden oder im Fall von kompletten Minerallecksteinen ist eine Bedarfsdeckung jedoch nur schwer möglich bzw. nicht abschätzbar.
Ein weiteres Problem stellen stellen Ergänzungsfuttermittel dar, die zwar mineralisiert und vitaminisiert sind, jedoch primär der Energie- oder Proteinergänzung dienen (Müslis, „Kraftfutter“ etc.). Hier müssen bei der Rationskalkulation zwingend diese Ergänzungsfuttermittel und das eigentliche Mineralfuttermittel (per rechtlicher Definition mit einem Rohaschegehalt von mind. 40%) gegenübergestellt und gegengerechnet werden. In diesem Zusammenhang ist anzumerken, dass die Mengenangaben an Vitaminen und Spurenelementen (unter „Ernährungsphysiologische Zusatzstoffe“) nur die zugesetzten Mengen bezeichnen. Die nativen Gehalte, die durch die Mischung verschiedener Einzelfuttermittel zustande kommen, sind hier nicht berücksichtigt. Im Zweifel lohnt es sich, beim Hersteller nach einer Vollanalyse zu fragen. Die meisten namhaften Unternehmen haben diese von ihren Produkten vorliegen.
Immer wieder werden auch Himalaya-Salzlecksteine beworben. Diese sind rötlich gefärbt – die Färbung kommt durch die Einlagerung von Eisenoxid (sprich „Rost“) zustande. Das ist nicht schädlich, bringt aber auch keinen Vorteil und rechtfertigt nicht den zumeist höheren Preis. Zumal der ökologische Fußabdruck dieser Salzsteine, die zumeist aus pakistanischen Salinen kommen, nicht zu unterschätzen ist. „Normales“ Kochsalz (sprich Natriumchlorid) erfüllt hier genauso seinen Zweck.
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass nach Rationskalkulation und dem Wissen um die Bedarfsansprüche des eigenen Pferdes zumeist eine Mischung aus einem pelletierten vitaminisierten Mineralfuttermittel (in angepasster Menge) und einem Salzleckstein (beim Nicht-Sportler!) die optimalste Lösung darstellt.
Stand: Juli 2025


