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Futtermittel & Laboranalytik

Leitfaden Schnittzeitpunktbestimmung bei Grünfutteraufwüchsen

Da Grünfuttersilagen in der Milchkuhfütterung einen Anteil zwischen 30 und 60% an den eingesetzten Futtermitteln ausmachen, kommt dem optimalen Energie- und Nähstoffgehalt eine enorme Bedeutung zu.

Die Bestimmung des optimalen Schnittzeitpunktes ist eine wesentliche Voraussetzung für eine entsprechend der Einsatzrichtung und des Rationstyps nach Energie- und Nährstoffgehalten optimale Grünfuttersilage. In der Planung der Schnittzeitpunktbestimmung sollte wie folgt schrittweise vorgegangen werden.

 Tab. 1: Beispiel für die Herangehensweise bei der Schnittzeitpunktbestimmung für Grünfutter

SchrittMaßnahmeBeispiel
1Festlegung eines innerbetrieblichen optimalen Rohfasergehaltes zum Zeitpunkt der Ernte200 g/kg TM
2betriebsspezifischer Erntetermin (Erfahrungswert)5. Mai (+/- 1 Woche)
3Probenahme für Schnittzeitpunktbestimmung (14 Tage vorher)19./20. April (ggf. nach einer Woche wiederholen)
4Tatsächlicher Beginn ErnteVorhersage siehe Attest (Pkt. 3), eigene Berechnung, Vorhersage Wetterbericht beachten

 

Schritt 1: innerbetriebliche Festlegung eines optimalen Rohfasergehaltes zum Zeitpunkt der Ernte.

Die innerbetriebliche Festlegung eines optimalen Rohfasergehaltes (alternativ ADFom, NDFom) muss in einem dreistufigen Verfahren erfolgen.

a) Festlegung eines optimalen Gehaltes an Rohfaser (ADFom) und Energie in der zu verfütternden Silage bzw. Heu entsprechend der Einsatzrichtung (Produktionsniveau) und des Rationstyps

b) Festlegung der zu erwartenden Verluste an Energie und Zunahme der Rohfaser im Ernte- und Konservierprozess (Silierung, Trocknung)

c) Ableitung und Festlegung des optimalen Erntezeitpunktes des Grünfutters

a) Festlegung eines optimalen Gehaltes an Rohfaser bzw. ADFom und Energie entsprechend der Einsatzrichtung und des Rationstyps

Ziel: 230 bis 280 g Rohfaser in der Silage/Heu (in Abhängigkeit vom Einsatzzweck)

Die Art und Menge des Grobfutters ist grundsätzlich betriebs- und standortspezifisch. Der optimale Gehalt an Rohfaser und Energie ist vom Rationstyp und der Einsatzrichtung abhängig. Der Rationstyp ist die durch die Futtermittelart (Herkunft, Art der Konservierung u.a.) und ihren besonderen Mengenanteil charakterisierte Ration (Hoffmann, 1990). Die Einsatzrichtung ist durch das Produktionsniveau und dem daraus resultierenden Bedarf an Energie und Nährstoffen gekennzeichnet (Jungrinder, Mastrinder, Mutterkühe, trockenstehende oder laktierende Milchrinder).

Tab. 2: Zielwerte für Grünfuttersilagen in Abhängigkeit vom Rationstyp und Einsatzrichtung

 Laktierende RinderJV* + TS** + MS***
NEL [MJ/kg TS]6,2-6,85,5-6,2
Zucker [g/kg TS]40-80 (<120)40-80 (<120)
Rohfaser [g/kg TS]230-250260-300
ADFom [g/kg TS]250-270280-320
NDFom [g/kg TS]400-450450-320
Rohprotein [g/kg TS]140-180120-140 (180***)

*) Jungvieh ab 1. Lebensjahr, **) Altmelker und Trockensteher (8.-3. Woche a. p.), ***) Maissilage betonter Rationstyp (≥70% Anteil am Grobfutter) für Milchrinder

Die Anforderungen an Rationen für Milchrinder sind 2.800 - 3.200 g Rohfaser aus Grobfutter je Tier und Tag (400 g/100 kg LM), 320-360 g NDFom/kg TS bzw. 210-250 g ADFom/kg TS aus Grobfutter sowie max. 280 g Stärke und Zucker + Fruktane/kg TS (oder 7.000 g/Tier und Tag). Für Jungrinder gilt 400 - 500 g Rohfaser aus Grobfutter/100 kg LM sowie 100 - 180 g Stärke und Zucker + Fruktane/kg TS. Daraus ergibt sich für Grünfuttersilagen die in Tabelle 2 dargestellten Zielwerte.

b) Festlegung der zu erwartenden Verluste an Energie und Zunahme der Rohfaser im gesamten Ernte- und Konservierungsprozess

Es muss mit einem Zuwachs von 20-40 g Rohfaser/kg TS über den gesamten Prozess von der Ernte bis zum Trog gerechnet werden.

Während des gesamten Ernte- und Silierprozesses kommt es zu einem Anstieg der Rohfaser und Verringerung des Energiegehaltes. Dies hängt ursächlich mit dem Abbau von hoch verdaulicher Organischer Substanz (z. B. Zucker und Fruktane) zusammen. Bei den Leguminosen (Rotklee und Luzerne) kommen noch die möglichen Blattverluste hinzu. Die Blätter enthalten deutlich weniger Rohfaser und mehr Rohprotein als die Pflanzenstängel. Die mögliche Zunahme an Rohfaser [g/kg TS] ist in Tabelle 2 dargestellt.

Tab. 3: Zunahme des Rohfasergehaltes [g/kg TS] im Ernte- und Silierprozess (nach O. Steinhöfel, 1998 und O. Steinhöfel, in Jeroch et al. 2020)

 MittelMin-Max
Erntedauer4 g (je Tag)2 – 7
Feldliegezeit4-6 g (je Tag)2 – 52
Silierung15 g7 – 94
Entnahme2 g1 – 13
Gesamtca. 40 g 

 

c) Festlegung des optimalen Rohfasergehaltes zum Zeitpunkt der Ernte

Ziel: 240 g/kg TS Silage

Zunahme 40 g (bei 4-5 Tage Ernte, 1 Tag Feldliegezeit, gute Silierbedingungen) optimale Rohfasergehalt zum Erntebeginn: 200 g/kg TS (= 240 g/kg TS – 40 g/kg TS)

 

Schritt 2: Ermittlung des betriebsspezifischen Erntetermins

Für die Bestimmung des betriebsspezifischen Erntetermins sollten mehrere Kriterien herangezogen werden.

  1. langjährige Erfahrungen mit dem Beginn der Ernte
  2. Beobachtung des Aufwuchses (Festlegung einer Mindesterntemenge)
  3. phänotypische Einschätzung des Bestandes
  4. Festlegung der 1. Probenahme auf 14 Tage vorher. Gegebenenfalls kann eine Woche später noch ein zweiter Probenahmetermin folgen.

 

Schritt 3: Probenahme für Schnittzeitpunktbestimmungen

Untersuchung von Grünfutterproben etwa 10-14 Tage vor dem zu erwarteten Erntetermin

Probenahme

Die Probenahmen sollte 10-14 Tage vor dem zu erwartenden Beginn der Ernte erfolgen. Die Probenahmepunkte auf dem Feld sollten zufällig sein. Für eine zufällige Probenahme hat sich das Abschreiten des Feldes in Z-Form bewährt. Um die Zufälligkeit der Probenahme zu gewährleisten, kann man sich in Abhängigkeit von der Größe des Feldes vorher eine Anzahl Schritte oder eine Wegstrecke vorgeben. Es sollten mindestens 5 - 10 Teilproben genommen werden. Grass muss etwa 8 cm über dem Boden abgeschnitten werden (nicht rausreißen!), da die Schnitthöhe einen Einfluss auf das Untersuchungsergebnis hat.

Probeneinsendung

Die Probe sollte unverzüglich ins Labor geschickt werden. Die Dauer des Transportes sollte nicht länger als einen Tag dauern. Es ist möglich Päckchen mittels Kurierdienstes/Deutsche Post mit garantierter Zustellung am nächsten Tag zu versenden. Anders als bei Silagen, sollten die Proben auf keinen Fall luftdicht verschlossen werden! Unter diesen Bedingungen würde sofort eine Gärung (Silierung) einsetzen. Durch einen ungekühlten Transport kann mit einer Zunahme der Rohfasern von ca. 5g/kg TS gerechnet werden. Die Probe kann auch mittels Kühlakku gekühlt werden. Auch das Einfrieren einer Probe ist möglich, wenn auch nicht zwingend notwendig. Die Ergebnisse werden innerhalb eines Tages bereitgestellt.

Schritt 4: Berechnung des optimalen Erntezeitpunktes/Beginn Ernte

Anhand des analysierten Rohfasergehaltes und einem mittleren Zuwachs an Rohfaser je Tag in Abhängigkeit von der Futtermittelart kann der optimale Erntezeitpunkt berechnet werden. In Tabelle 3 sind die mittleren Zuwachsraten für die gängigsten Grünfutterarten dargestellt.

Wie in Tabelle 3 zu sehen ist, hat Futterroggen den höchsten Zuwachs an Rohfaser je Tag. Damit hat Futterroggen ein extrem enges Zeitfenster für eine optimale Ernte. Bereits eine Verzögerung von einer Woche führt zu einem Anstieg von ca. 50 g Rohfaser je kg Trockensubstanz und damit zu einem Abfall von ca. 0,4 MJ NEL/kg TS.

Bei den Gräsern und Leguminosen ist das Zeitfenster für eine optimale Ernte deutlich größer. Ein verzögerter Erntebeginn von einer Woche führt „nur“ zu einem Anstieg der Rohfaser im Mittel von etwa 25 g/kg TS und damit zu einem Abfall der Energie von etwa 0,2-0,3 MJ NEL/kg TS.

Tab. 4: Berechnung des optimalen Erntezeitpunktes über die Zunahme des Rohfasergehaltes in der Vegetation

 FutterroggenGrasKleeLuzerne
mittlere Rohfaser-Zunahme in g/kg TM je Tag84,534
Anstieg des Rohfasergehaltes von 200g/kg TM auf ...
nach einer Woche25623222228
nach zwei Wochen312263242256

In Abbildung 1 ist ein Attest beispielhaft dargestellt. Der optimale Rohfasergehalt wird hier mit 240 g/kg TS und der maximale mit 280 g/kg TS angegeben. Die Werte können natürlich betriebsspezifisch variieren (siehe Schritt 1). Unterhalb der Analysenwerte werden die Tage bis zum Erreichen des optimalen und des maximalen Rohfasergehaltes angeben. Negative Zahlen würden eine bereits stattgefundene Überschreitung des Zeitpunktes bedeuten. Unter Hinweise werden noch einmal wichtige Informationen widergegeben.

Abb.1: Beispiel für ein Attest mit Hinweisen zum optimalen Schnittzeitpunkt

 

 

 

Stand April 2022

 

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