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Pferd

Magenprobleme beim Pferd – Ein häufiges und doch meist unentdecktes Problem

Veränderungen an der Magenschleimhaut in Form entzündlicher Prozesse oder ulzerativer Veränderungen sind ein häufiges, jedoch meist lange Zeit unerkanntes Problem bei Pferden. Bis zu 40% aller Pferde leiden im Laufe ihres Lebens irgendwann einmal unter Magenproblemen – die gezeigten Symptome sind hierbei jedoch meist sehr unspezifisch, so dass Magenerkrankungen meist erst spät diagnostiziert werden und Pferd und Halter hier schon einen langen Leidensweg hinter sich haben.

Doch welche Anzeichen können auf Magenprobleme hindeuten?

Zum einen zeigen betroffene Pferde häufig einen reduzierten Appetit, machen häufiger Fresspausen und verschmähen das Krippenfutter. Nach der Futteraufnahme können kolikähnliche Symptome auftreten. Auch Leerkauen, Koppen oder Zähneknirschen können auf Magenprobleme hindeuten. Betroffene Tiere können sich im Verhalten ändern, erscheinen lustlos und träge und lassen sich nur ungern satteln und reiten. Sekundär kann es zu weiteren Verdauungsstörungen wie z.B. Durchfall kommen.

Betroffen sind vor allem Sportpferde, die häufig „stressigen Situationen“ ausgesetzt sind, sowie Fohlen. Bzgl. des Trainings scheint hier aber nicht die einmalige Intensität, sondern die Anzahl der Tage pro Woche, an denen trainiert wird, entscheidend zu sein. Aber auch bei Pferden aus dem Freizeitbereich werden zunehmend häufiger Magenprobleme beobachtet. Auch hier scheint Stress eine Rolle zu spielen – z.B. durch Rangdiskussionen innerhalb der Gruppe, ungeeignete Haltungsformen (überwiegend Boxenhaltung) oder einfach ein individuell sensibles Wesen des betroffenen Pferdes. Auch die längerfristige Gabe von nichtsteroidalen Antiphlogistika gilt als Risikofaktor. Von Seiten der Fütterung sind vor allem zu lange Nüchternzeiten und die Gabe hoher Kraftfuttermengen als ungünstig zu betrachten.

Die Diagnose einer Magenschleimhautentzündung oder eines Magenulkus kann nur mittels einer vom Tierarzt durchgeführten Gastroskopie sicher gestellt werden.

Die Therapie entzündlicher oder ulzerativer Prozesse an der Magenwand sollte immer eine Kombination aus medikamentösem Ansatz, einer Haltungsoptimierung und einer angepassten Fütterung beinhalten.

→ Medikamentation: Zum einen können Protonenpumpenhemmer (z.B. Omeprazol), die die übermäßige Bildung von Magensäure unterbinden, eingesetzt werden. Zum anderen gleiten Präparate wie z.B. Sucralfat die Magenschleimhaut aus und bilden somit eine Schutzschicht gegenüber einem Magensäureangriff.

→ Haltungsoptimierung: Hier steht vor allem eine Stressreduzierung im Vordergrund. Ausschließliche Boxenhaltung ist zu vermeiden, ein regelmäßiger mehrstündiger Weidegang für Magenpatienten hingegen ist dringend anzuraten. Innerhalb der Gruppe sollte verstärkt auf Rangordnungs“diskussionen“ geachtet werden, rangniedere Tiere sollten die Möglichkeit erhalten, sich zurückzuziehen. Ggf. muss eine solche Gruppe neu zusammengestellt werden; Unruhe beim Fressen ist unbedingt zu vermeiden (Tier-Fressplatz-Verhältnis beachten!). Bei Sportpferden sollte versucht werden, dass Training zu entstressen und die Trainingsfrequenz zu reduzieren.

→ Diätetik: Zum einen sollten hier allgemein lange Nüchternphasen über 6 Stunden vermieden werden, da diese dazu führen würden, dass die kontinuierlich gebildete Magensäure nicht durch die Speichelproduktion abgepuffert wird und somit die vorgeschädigte Magenschleimhaut weiter angreift. Die Gabe von stärkereichem Kraftfutter sollte möglichst gering gehalten werden – als Richtwert werden hier pro Mahlzeit maximal 300g/ 100 kg KM angegeben. Wird Kraftfutter gegeben, dann sollte unmittelbar vorher Raufutter angeboten werden. Dadurch wird vermehrt Speichel mit einer puffernden Wirkung produziert und die Durchmischung des Mageninhalts gefördert. Die Menge des angebotenen Raufutters sollte sich an der Mindestempfehlung von 1,5 kg TS (Trockensubstanz)/ 100 kg KM orientieren und nicht unterschritten werden. Während sich Luzerneheu bei Magenpatienten bewährt hat (~ 0,5 kg/ 100 kg KM), sollten Luzernehäcksel vermieden werden. Durch deren grobe mechanische Struktur wird der Pylorus wahrscheinlich zu stark gereizt, so dass hier Schleimhautverletzungen die Folge sein können. Aus diesem Grund sollte auch die Fütterung von Stroh vermieden werden. Bei massiven akuten Magenulzera sollte die Gabe stärkehaltiger Kraftfuttermittel vorübergehend ganz eingestellt werden. Zur energetischen Aufwertung der Ration sollte auf ein qualitativ hochwertiges Heu mit ausreichendem Energiegehalt und die Gabe von Pflanzenölen (max. 50 ml/ 100 kg KM – langsame Adaptation an die Fettaufnahme vorausgesetzt!) ausgewichen werden. Ebenfalls haben sich in heißem Wasser aufgequollene Leinsamen als Schleimhautschutz bewährt. Sie enthalten zudem hohe Anteile an Omega-3-Fettsäuren, die entzündungshemmend wirken und zudem einen Beitrag zur Energieversorgung leisten. Auch die Gabe pektinreicher Futtermittel (z.B. Möhren, Apfeltrester oder Rübenschnitzel) kann dazu beitragen, den pH-Wert im Magen abzupuffern und wirkt zusätzlich im Darm präbiotisch, wodurch mögliche Begleiterscheinungen wie Dysbiosen beeinflusst werden können.

Zwischen der Fütterung und dem Arbeits-/ Trainingsbeginn sollten ca. 4 Stunden liegen. Dies sichert eine ausreichende Verdauungszeit und die daraus resultierende Energie- und Elektrolytversorgung.

Leidet Ihr Pferd unter Magenproblemen und benötigen Sie Beratung zur Fütterung, wenden Sie sich gerne an die Experten der LKS mbH (cornelia.rueckert@lks-mbh.com, 037206 87165).

 

Stand:  September 2022

 

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