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Nach wie vor gefragt: Trockenstehende Kühe ein- oder zweiphasig füttern?

Trockenstehende Kühe sind hochtragende Tiere!  Sie werden nicht nur wegen der Regeneration des Eutergewebes etwa zwei Monate trockengestellt, sondern auch, weil eine bedarfsgerechte Energie -und Nährstoffversorgung über die Erhaltung des Muttertieres und des Wachstums des Kalbes hinaus praktisch nicht möglich ist. Schließlich wird die Futteraufnahme, durch die durch den Zuwachs des Fötus bedingte Verringerung des Pansenvolumens im Vergleich zum Laktationsstadium um die Hälfte reduziert. 

Wie die Erfahrungen zeigen, werden im geburtsnahen Zeitraum für die Gesundheit und Leistungsfähigkeit des heranwachsenden Kalbes, sowie für die Gesundheit und Milchleistung des Muttertieres die entscheidenden Weichen gestellt. Es wird geschätzt, dass über 70 % der späteren gesundheitlichen Störungen ihre Ursache in Fehlern haben, die in dieser Periode gemacht werden. Das wird verständlich, wenn man weiß, was für vielfältige Veränderungen im Stoffwechsel mit hoher Intensität vor und kurz nach dem Abkalben im Organismus der Kuh ablaufen.

Die Bedeutung der Periode des Trockenstellens im Reproduktionszyklus der Milchkühe hat mit der Veränderung des genetischen Potenzials und des Leistungsniveaus sowie der Haltungsbedingungen wesentlich zugenommen und zu neuen Erkenntnissen geführt. In der Tabelle 1 „Grundsätze der Rationsgestaltung für trockenstehende Kühe“ sind diese noch einmal genannt, sie gelten für alle Verfahren, die zur Anwendung kommen, sowohl für die einphasige wie auch für die zweiphasige Fütterung.

Tab. 1: Grundsätze der Rationsgestaltung für trockenstehende Kühe

  • Hohe Futteraufnahme, Futteraufnahme kontrollieren, Grobfutterqualität, Rationszusammensetzung, Tier : Fressplatz - Verhältnis 1 : 1
  • Optimale Pansenfermentation - ausreichende Strukturwirksamkeit
  • Ausreichende Tränkwasserversorgung (50 - 80 l / Tag) (Kreatinin-Gehalt im Harn  unter 10 000 µmol / Liter)
  • Tränkwasserqualität kontrollieren
  • Bedarfsgerechte Versorgung mit Energie, Nährstoffen, Mineralstoffen und Vitaminen (siehe Tabellen)
  • Abhängigkeit des Energiebedarfes vom Leistungsniveau der Herde (siehe Tabelle)
  • Kontrolle der Kondition, keine Körpermassezunahme und -abnahme, 
  • Steuerung der Kondition im 2. und 3. Laktationsdrittel (siehe Tabelle
  • Einhaltung der Grenzwerte für Stärke + wasserlösliche Kohlenhydrate
  • keine Rohproteinüberversorgung, UDP-Anteil 25 % d. RP
  • ausreichende Versorgung mit Antioxidanzien (Vit.E, ß-Carotin, Se)
  • keine Futterfette einsetzen
  • keine kaliumreichen Futtermittel in der Ration
  • keine Pansenpuffer in der Ration
  • Nur Verwendung hoch qualitativer Silagen
    • buttersäurefrei, keine Clostridien
    • Schimmelpilze  < 5 x 103 KbE / g
    • Hefen < 100 000 KbE / g
    • keine Endotoxine
    • Ammoniak-Gehalt < 10 % des Rohproteins           
    • biogene Amine  < 5 g / kg TS in der Ration
  • Regelmäßige Untersuchung der Grobfuttermittel als Grundlage
  • sachgemäßer Rationsberechnung und kontrollierter Futterdarbietung
  • Vermeidung von Stressfaktoren durch Fütterungs- und Haltungsfehler (oxidativer unbd nitrosativer Stress)

Im Heft 6 der dlz – primus Rind im Jahre 2014 stellten wir die Frage, inwieweit die Fütterung trockenstehender Kühe mit einheitlichen Rationen möglich wäre. 

Eigentlich war die Fütterung der trockenstehenden Kühe mit einer einheitlichen Ration über Jahrzehnte die übliche Praxis. Erst als das Milchleistungsniveau 7000 – 8000 l Jahresleistung je Kuh erreicht hatte, vor etwa 20 Jahren, gab es Empfehlungen, die Kühe etwa drei Wochen vor dem Abkalben besonders zu versorgen. Insbesondere wurde der Konzentratanteil in der Ration erhöht. Die DLG empfahl eine zweiphasige Fütterung (2006, 2012), bei der etwa drei Wochen vor der Kalbung die Ration auf eine Energiekonzentration von 6,1 – 6,7 MJ NEL je kg Trockensubstanz umgestellt wurde, in der ersten Phase des Trockenstellens sollte die Energiekonzentration 5,5 – 5,8 MJ NEL je kg TS betragen.

Der Zweck dieser zweiphasigen Fütterung kann wie folgt begründet werden (siehe auch Spiekers (2011):

  • die Anpassung der Pansenflora an die Rationszusammensetzung in der Laktation
  • die Verwendung gleicher Rationskomponenten wie in der Laktation
  • die Anwendung bestimmter Futterzusatzstoffe zur Ketoseprophylaxe (Kosteneinsparung durch Verkürzung der Einsatzzeit)
  • Anwendung des bewährten Konzeptes zur Prophylaxe der Gebärparese (Milchfieber) durch Anpassung der Kalziumgabe an die DCAB und evtl. Einsatz von
  • DCAB – Regulatoren zur Absenkung der DCAB ab 3. Woche vor der Abkalbung
  • die Erhaltung der Kondition während der Trockenstehphase.

Bei der zweiphasigen Fütterung wurde der Vorbereitungsperiode besondere Aufmerksamkeit geschenkt, Man belegte sie mit verschiedenen Namen (Vorbereitungsfütterung, Anfütterungsperiode, close up – period, pre fresh period u.a.).

Im Gegensatz zur Vorbereitungsperiode wurde die erste Phase der Trockenstehzeit bis etwa 3. Woche vor dem Abkalben weniger beachtet und unter praktischen Verhältnissen teilweise sogar vernachlässigt. Immer wieder kann man Fälle „wie aus alten Zeiten“ antreffen, wo in dieser Periode die Silagen schlechter Qualität verfüttert werden, Bedarfsnormen für Nährstoffe, einschl. Mineralstoffe und Vitamine nicht eingehalten werden oder in “Angst vor Verfettung der Tiere“ und was völlig sinnlos ist, um nicht „zu große Kälber“ zu erhalten, eine ungenügende Energieversorgung festzustellen ist.

Die Grundforderung jeder modernen Fütterung: Kenntnis der Futteraufnahme, Kenntnis der Qualität und des Futterwertes der eingesetzten Futtermittel und eine exakte Rationsberechnung wird oft bei den trockenstehenden Kühen nicht eingehalten.

Die Anwendung der zweiphasigen Fütterung der trockenstehenden Kühe hat sich als allgemein gültiges Verfahren in der Praxis etabliert.

Dabei haben sich eine Reihe Probleme ergeben, die immer wieder die Frage aufwerfen, ob nicht doch eine einheitliche Fütterung der trockenstehenden Kühe auch bei hohen Herdenleistungen zweckmäßig ist.

Folgende Probleme sind bei der zweiphasigen Fütterung festzustellen:

  • Bei kleinen Bestandsgrößen ist die Gruppe der trockenstehenden Kühe so klein, dass mit keiner mechanisierten Fütterung eine differenzierte Fütterung möglich ist,
  • Die zweiphasige Fütterung erfordert eine weitere Umstellung / Gruppenbildung,  die in dieser Phase nachteilig ist, da die mikrobielle Flora und Fauna normalerweise bis zu fünf Wochen benötigt, um sich an drastische Rationsveränderungen anzupassen, in dieser Zeit kann es zu einer Einschränkung der Essigsäureresorption kommen (u.a. Varas et al. ,2003).
  • Eine einseitige Anfütterung in der Vorbereitungsperiode mit Konzentraten kann, besonders bei Konzenratmengen über 2-3 kg /Tag bis zur Abkalbephase zu azidotischen Belastungen führen, die eine Ursache für die niedrige Futteraufnahme in den ersten Wochen post partum sind.

Zur Vermeidung dieser Nachteile und aus der Erkenntnis und Erfahrung heraus, dass die alten Angaben zur Energieversorgung für Gesundheit und optimale Leistung bei hohen Herdenleistungen nicht mehr ausreichend sind, zeichnet sich wieder ein Trend zur  einphasigen, d.h. einheitlichen Fütterung der trockenstehenden Kühe ab. Damit lässt sich die Energie- und Nährstoffversorgung besser an die Versorgung der „Altmelker“, die nicht selten mit 25 – 28 kg Milch trockengestellt werden und an die höheren Anforderungen der frisch abgekalbten Kühe anpassen.

Großen Einfluss auf diese Entwicklung hatten die Arbeiten von Overton (2009, 2012), der mit einer verkürzten Trockenstehzeit von 45 Tagen Anforderungen an die einphasige Fütterung der trockenstehenden Kühe formuliert hat. In Anpassung dieser Erkenntnisse auf unsere Verhältnisse auch bei Trockenstehzeiten um 60 Tage sowie der Erfahrungen in Betrieben, die langjährig die trockenstehenden Kühe einheitlich füttern, sollen die wesentlichen Erkenntnisse im Folgenden zusammengefasst werden.

Hinzuweisen ist auch auf die vergleichenden Versuche von Pries,u.a.(2012), die beide Verfahren gleichermaßen für geeignet halten.

Voraussetzung für eine erfolgreiche einphasige Fütterung ist die Beherrschung der Körperkondition. In der Tabelle 2 „Erforderliche Körperkondition bei Milchkühen“ sind noch einmal der body condition score (BCS) und die Rückenspeckdicke dargestellt. Grundsätzlich entscheidet die Kondition im 2. und besonders letzten Drittel der Laktation, ob die Tiere in der richtigen Kondition trockengestellt sind. Eine Korrektur ist in der Zeit des Trockenstehens praktisch nicht zulässig. Sowohl eine Zunahme wie eine Abnahme sind für Kalb und Muttertier gesundheitsschädlich.

Tab. 2: Erforderliche Körperkondition bei Milchkühen (Staufenbiel et al., 1984, 1993, 1997, 2001, 2005, 2008)

Laktationstag

Repro. Stadium

BCS

RFD (mm)

entspricht ca.

kg Körperfett
01.-40.2,5-3,515-2590-150
41.100.2,5-3,015-2090-120
101.-200.2,5-3,015-2090-120
>2003,0-3,520-25120-150
trockenstehende Kühe3,0-3,520-25120-150
Abkalbezeitraum p.p.2,5-3,015-20120-150

BCS = Body condition score; RFD = sonographische Rückenfettdicke (zwischen Sitz- u. Hüftbeinhöcker)

Bei optimaler Kondition zu Beginn des Trockenstellens ist dann die Energieversorgung entscheidend. Als Grundsatz gilt, dass die täglich aufgenommene Energiemenge in der gesamten Periode 75 – 80 MJ NEL / Tier und Tag betragen muss. Entscheidend ist die Tagesmenge, d.h. die Bedarfsnorm. Angaben der Energiekonzentration als Bedarfsangabe sind unzulässig, da sie maßgeblich von der jeweiligen Futteraufnahme abhängen.

Bewährt hat sich eine gewisse Differenzierung der Energiebedarfsnorm der trockenstehenden Kühe vom Milchleistungsniveau der Herde. Aufgrund der Tatsache, dass immer mehr Betriebe optimale Bedingungen für die Futteraufnahme geschaffen haben, werden die Angaben bei der Futteraufnahme für die Standardbedingungen und für Betriebe mit erhöhter Futteraufnahme differenziert ausgewiesen (siehe Tabelle 3 „Energieangebot für trockenstehende Kühe bei einphasiger Fütterung“).

Tab. 3: Energieangebot für trockenstehende Kühe bei einphasiger Fütterung

kg Milch/Jahr (4,0 %)

Melkduchschnitt kg/Tag

< 9000

< 30

9000 - 10000

30 - 35

> 10 000

> 35
MJ NEL je Tier und Tag687580

Futteraufnahme - Standard

kg TS / Tag

MJ NEL / kg TS

 

12

5,7

 

12

6,3

 

12

6,7

Futteraufnahme - erhöht

kg TS / Tag

MJ NEL / kg TS

 

13,5

5,0

 

13,5

5,6

 

13,5

5,9

650 - 700  kg Körpermasse, Trockenstehperiode ca. 60 Tage; zum Vergleich: DLG (2012) 12 kg TS /Tag,  bis. 3. W. a.p. 5,4 - 5,8;  ab 3. W.a.p.6,5 -6,8

Die Körperkondition zum Trockenstellen und die Einhaltung der Energiebedarfsnorm in der gesamten Trockenstehperiode sind das Kernproblem bei der einphasigen Fütterung.

Auf dieser Grundlage und bei Berücksichtigung der oben genannten Grundsätze für die Rationsgestaltung werden die verschiedenen Rationstypen abgeleitet, die in der Tabelle 4 „Rationstypen für trockenstehende Kühe bei einphasiger Fütterung“ dargestellt sind.

Für Maissilage und Grassilage wurde der mittlere Futterwert nach den Angaben der LKS (2021) zugrunde gelegt. Für das Trockengrünfutter wurde eine Unterdachtrocknung mit computergestützter Wärme- bzw. Entfeuchterführung unterstellt (siehe „Heumilch hat potential“ in dlz agrarheute rind 2022,05,32-36).

Tab. 4: Rationstypen für trockenstehende Kühe bei einphasiger Fütterung je Tier und Tag

Futtermittel 123
Maissilagekg1800
Grassilagekg0180
Trockengrünfutter*kg0014
Strohkg4,03,50
Getreidekg1,02,02,0
Rapsextraktionsschrotkg1,50,50,0
Rapsextraktionsschrot pansengeschütztkg0,50,50,0
Mineralfutterg150150125
ß-Carotinpräparatg10000
Futteraufnahme - Trockenmassekg12,512,512,7

* Trocknung unter Dach, Warmluft / Entfeuchter

Die nächste Tabelle zeigt für diese Rationstypen die Futter-, Energie- und Nährstoffaufnahme. Hier werden auch für die einzelnen Kennzahlen die anzustrebenden Richtwerte angegeben, die bei der Rationsberechnung und – kontrolle berücksichtigt werden müssen. 

Tab. 5: Rationstypen für trockenstehende Kühe bei einphasiger Fütterung

            Futter-, Energie- und Nährstoffaufnahme 

  1. Maissilage2. Grassilage3. Tr.grünfutterRichtwert
Trockenmassekg/Tag12,512,512,7>12
Grobfutter - TS- Anteil%787789>75
Netto-Energie-LaktationMJ/Tag76738175-80
MJ/kg TS6,26,6,46,1-6,7
strukturw. Rohfaserg/100kg KM429448485>400
strukturw. ADFg/100kg KM479498533>430
Rohproteing/kg TS123131146120-150
UDP*%d. RP30283328-32
Stärke + WLKH **g/kg TS228158127<220

* Durchflussprotein ** wasserlösliche Kohlenhydrate (Zucker + Fruktane)

Für die Rationen mit Silagen wurde eine mittlere Futteraufnahme zugrunde gelegt, wie sie im allgemeinen erreicht wird. Bei der Aufnahme von getrocknetem Grünfutter liegt die Aufnahme im allgemeinen höher, hier wird die Rohfaser- bzw ADF-Aufnahme mit 3200 bzw. 3500 g / Tier und Tag als obere Grenze empfohlen (die freiwillige Aufnahme würde noch höher liegen).

Zu beachten ist, dass die Futteraufnahme in der Trockenperiode von Betrieb zu Betrieb große Unterschiede aufweist und unter gleichen Bedingungen große individuelle Schwankungen zeigt. So konnte Engelhard (2012) in exakten Versuchen zeigen, dass 25 % der 240 Versuchstiere über 15 kg Trockenmasse / Tier und Tag fraßen und 25 % weniger als 10 kg aufnahmen. Bemerkenswert ist, dass von den „schlechten Fressern“ über 20 % nicht die 2. Abkalbung erreichten, während bei den „guten Fressern“ keine Verluste auftraten. Diese fundamentalen Untersuchungen zeigen die hervorragende Bedeutung einer hohen Futteraufnahme der trockenstehenden Kühe. In der Praxis hat sich bewährt, mittels der Beurteilung der „Hungergrube“ kurz vor der Abkalbung das Futteraufnahmevermögen zu bestimmen, um dann nach der Abkalbung den „schlechten Fressern“ eine entsprechende Ketoseprophylaxe zukommen zu lassen.

Bei Rationen mit Grassilage bzw. getrocknetem Grünfutter kann es schwierig sein bei hohen Rohproteingehalten den Richtwert einzuhalten. Da ein Überschuss unbedingt aus Gründen der Fruchtbarkeit u.a. zu vermeiden ist, sind diese Grobfutter für die einphasige Fütterung nicht geeignet oder müssen, z.B. mit rohproteinarmen Silagen (z. B. Mais- oder Getreideganzpflanzensilage) verschnitten werden. Im Zusammenhang mit einem trockenen und sonnenreichen Frühjahr kann es auch zu hohen Zucker- und Fruktan-Gehalten kommen. Bei einem zulässigen Höchstgehalt von 70 g Zucker + Fruktane je kg Trockensubstanz in der Ration kann auch hier eine Restriktion der Grünfutterprodukte notwendig werden.

Beim Rationstyp „Maissilage“ ist häufig der Schwachpunkt ein Übermaß an Stärke. Schlecht geeignet für die einphasige Fütterung sind Maissilagen, die über 35 % TS und über 35 % Stärke, sowie hohe vertrocknete Blattanteile haben.

In der Tabelle „Rationstypen für trockenstehende Kühe bei einphasiger Fütterung – Mengen- und Spurenelemente“ werden alle die Mineralstoffe aufgeführt, die für die Berechnung der Ration und zur Bestimmung der Zusammensetzung des Mineralfutters notwendig sind.

Tab. 6: Rationstypen für trockenstehende Kühe bei einphasiger Fütterung

            Mengen- und Spurenelemente

  1. Maissilage2. Grassilage3. Tr.grünfutterRichtwert
Kalziumg/Tag495961>45      <60
g/kg TS3,97,25,8<6,0
Phosphorg/kg TS3,43,43,2<3,5
Magnesiumg/kg TS3,43,64,14,5
Natriumg/kg TS1,43,11,21,2
Kaliumg/kg TS111614<12
Schwefelg/kg TS1,92,01,71,5-2,2
Chlorg/kg TS2,44,05,33,5-8,0
DCAB*mval/kg TS129251171125-250**
Kupfermg/kg TS14161710
Zinkmg/kg TS67566250
Manganmg/kg TS65897850
Selen****mg/kg TS0,410,380,320,20
Jodmg/kg TS0,750,630,680,50
Kobaltmg/kg TS0,270,310,290,20

*      Kationen : Anionen - Bilanz,  **** pansengeschütztes Na-Selenit (Se - protect®)

Die Methode zur Prophylaxe der Gebärparese (Milchfieber) mit einer kalziumarmen Ration in der Zeit des Trockenstellens, hat sich bewährt und findet in der überwiegenden Zahl der Betriebe ihre Anwendung. Dementsprechend kommen nur kalziumarme Mineralfutter (unter 20 g Ca / kg) zum Einsatz. Die Kalziummenge aus der Gesamtration je Tag muss kleiner als 60 g (optimal ca. 40-45 g) je Tier betragen. 

Durch die Einführung der DCAB (Bilanz der Äquivalente von Kalium + Natrium : Schwefel + Chlor) in die Rationsgestaltung der trockenstehenden Kühe wurde die Prophylaxe für die Gebärparese wesentlich verbessert und das Auftreten auf ein Minimum reduziert (eine Zusammenfassung der Erkenntnisse zur DCAB für die praktische Anwendung siehe dlz – agrarheute Rind 2022, Heft 1, S. 26 – 30). Bei kalziumarmer Fütterung empfiehlt Staufenbiel (2015) für trockenstehende Kühe bis 3. Woche ante partum 200 – 300 mval/kg TS in der Mischration. Ab 3. Woche a. p., d.h. bei zweiphasiger Fütterung in der Vorbereitungsperiode, gilt folgender Zusammenhang:Durch die Einführung der DCAB (Bilanz der Äquivalente von Kalium + Natrium : Schwefel + Chlor) in die Rationsgestaltung der trockenstehenden Kühe wurde die Prophylaxe für die Gebärparese wesentlich verbessert und das Auftreten auf ein Minimum reduziert (eine Zusammenfassung der Erkenntnisse zur DCAB für die praktische Anwendung siehe dlz – agrarheute Rind 2022, Heft 1, S. 26 – 30). Bei kalziumarmer Fütterung empfiehlt Staufenbiel (2015) für trockenstehende Kühe bis 3. Woche ante partum 200 – 300 mval/kg TS in der Mischration. Ab 3. Woche a. p., d.h. bei zweiphasiger Fütterung in der Vorbereitungsperiode, gilt folgender Zusammenhang:

je kg TS   mval DCAB   über 200     100 – 200    50 – 100    + 50 bis - 50   

                g Kalzium      unter 4,0       4,0 – 6,0     60 – 90         9,0 – 15,0

                                                                                                Anionenration

Gelingt es nicht, den Kalziumgehalt in der Ration sehr niedrig zu halten bzw. ist die DCAB sehr hoch (Grassilagen haben besonders durch hohe Kaliumgehalte oft eine DCAB über 400) wird ab 3. Woche vor dem Abkalben durch Einsatz von DCAB-Regulatoren die DCAB nach unten gedrückt (unter 50) und durch hohe Kalziumgaben bis 15 g im kg TS der Ration angepasst.

Diese Vorgehensweise ist für die einphasige Fütterung nicht möglich, da der Einsatz von DCAB-Regulatoren, d.h. eine extrem niedrige DCAB, für die gesamte Zeit des Trockenstehens physiologisch nicht möglich erscheint und deshalb auch bisher nicht erprobt worden ist.

Es wird empfohlen, bei einphasiger Fütterung die Ration so einzustellen, dass eine DCAB von 200 mval / kg TS möglichst nicht überschritten wird und der Kalziumgehalt nicht über 6 g / kg TS liegt. 

Wie aus der Tabelle zu ersehen ist, kann das bei Grassilagen, bes. bei hohen Kaliumgehalten, Schwierigkeiten machen. Hier liegt auch die Ursache, dass sich besonders der Rationstyp „Maissilage + Stroh“ bisher am besten für die einphasige Fütterung bewährt hat.

Bei diesem Rationstyp gibt es ein Problem: Das ist der niedrige Gehalt von Maissilage und Stroh an ß-Carotin. Die häufig vernachlässigte Carotinversorgung der trockenstehenden Kühe ist ein gravierender Fütterungsfehler. ß-Carotin ist wesentlicher Faktor im antioxidativen Potenzial (neben Selen und Vitamin E), ist für die Immunabwehr von Bedeutung und in der 4./5. Trächtigkeitswoche findet der Transfer ins Eutergewebe statt, wo es dann als Vitaminquelle für die Biestmilch dient. Es wird empfohlen, am Ende der Laktation Blutproben durch den Hoftierarzt nehmen zu lassen und vor Ort mit dem iCheck® den Versorgungsgrad zu bestimmen (siehe Tabelle 7 „Versorgungsempfehlungen für ß-Carotin bei Milchkühen“). Das ß-Carotinpräparat sollte aufgrund der Oxidationsempfindlichkeit nicht als Bestandteil von Mineralfutter, sondern separat (evtl. in Vormischung) gefüttert werden. Im Beispiel sollen 500 mg ß-Carotin mit 100 g eines Präparates ergänzt werden, dass dann 5000 mg ß-Carotin je kg enthalten muss.

Tab. 7: Versorgungsempfehlungen für ß-Carotin bei Milchkühen

mg ß-Carotin

je l Blutserum

Versorgungsstatus

mg ß-Carotin – Ergänzung

je Tier und Tag

<1,5mangelhaft500-100
1,5-2,5kritisch300-500
2,5-3,5marginal300
>3,5optimal0

Schliffka, 2006; DSM 2016, 2021; Schweigert 2006,  2021; Staufenbiel 2008; Blutuntersuchung nicht im geburtsnahen Zeitraum durchführen; Blutuntersuchung "vor Ort" mit iCheck® (nach Schweigert, 2005)

Aufmerksam soll auch auf die Versorgung mit Vitamin E gemacht werden. Für die einphasige Fütterung wird dringend empfohlen, für die gesamte Periode des Trockenstehens 1000 mg Vitamin E (α-Tocopheroläquivalent) je Tier und Tag zu gewährleisten. Die Kontrolle ist einfach über die Menge Mineralfutter je Tier und Tag vorzunehmen, wenn 125 g Mineralfutter gefüttert werden, muss dieses 8000 mg Vitamin E je kg enthalten, was auf dem Sackanhänger ausgewiesen sein muss.

Versäumnisse bei den drei wichtigsten Antioxidanzien ß-Carotin, Vitamin E und Selen gerade in der Trockenstehphase bringen in der folgenden Laktation erhebliche Störungen. Hier zu sparen, bedeutet sich arm sparen.

Die Tabelle 8 „Stoffwechselkennzahlen im geburtsnahen Zeitraum bei einphasiger Fütterung der trockenstehenden Kühe“ zeigt ausgewählte Stoffwechselkennzahlen im geburtsnahen Zeitraum aus einem Betrieb mit über 11.000 l Jahresmilchleistung, 31 % Reproduktionsrate und 125.000 somatischen Zellen/ml Milch (Milchleistungsprüfung). Der Betrieb füttert seit mehreren Jahren die trockenstehenden Kühe einphasig mit dem Rationstyp „Maissilage + Stroh“. Die Stoffwechselstabilität kann nicht besser sein.

Tab. 8: Stoffwechselkennzahlen bei Milchkühen im geburtsnahen Zeitraum bei einphasiger Fütterung (Betrieb D.)

 ab 14. Tag ante partum

3.-5. Woche post partum

Referenzwert
Blutserum
ASATU/l8173<105
GLDHU/l1421<25
APU/l6544<90
ß-HBμmol/l7091093<1500
Bilirubinμmol/l2,33,5<6,8
FFFμmol/l230260<400
Kreatininμmol/l6153<180
Harnstoffmmol/l6,14,33,5-5,0
Vitamin Aμg/l210163200-650
ß-Carotinμg/l38254231>3500
Vitamin Emg/l5,16,5>3
Selenμg/l688460-90
pigmentiertes Deckhaar
Kupfermg/kg6,36,8>6
Manganmg/kg6,48,4>6
Zinkmg/kg129136>100
Harn
pH-Wert 8,08,37,8-8,4
NSBAmmol/l86186107-193
Kreatininμmol/l83004890<10000
Kaliummmol/l179278140-320
Magnesiummmol/l16183,7-16,5

fett formatierte Werte geben Hinweis auf ein Abweichen vom Richtwert; Stoffwechseluntersuchungen von Staufenbiel, R., Freie Universität Berlin

Abschließend soll festgestellt werden, dass grundsätzlich sowohl die zwei- als auch die einphasige Fütterung der trockenstehenden (hochträchtigen) Kühe möglich ist. Jedes Verfahren hat seine Vor- und Nachteile, die man kennen muss. Beide Verfahren erfordern die Einhaltung von Grundsätzen und führen nur zum Erfolg, wenn die Erkenntnisse und Erfahrungen angewendet werden und keine Vernachlässigung zugelassen wird. Es ist eine betriebliche Entscheidung, ob ein- oder zweiphasig gefüttert wird.

 

Stand: September 2022

 

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