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Spezielle Diätetik bei Gastritis bei Hunden

Gerade jetzt im Winter leiden vor allem magensensible Hunde gehäuft unter Bauchschmerzen, Futterverweigerung und/ oder Erbrechen. Der Grund dafür kann eine Entzündung der Magenschleimhaut sein, wie sie vor allem nach der Aufnahme von Schnee („Schneegastritis“) vorkommen kann. Aber auch Stress ist ein häufiger Auslöser.

Bei einer akuten Gastritis, die auch mit ulzerativen Schleimhautveränderungen einhergehen kann, sollten Futtermittel reduziert werden, die die Produktion von Magensäure stimulieren. Daher sollten Fleisch und selbstgekochte Knochenbrühe in nicht bedarfsüberschreitenden Mengen verfüttert werden. Die Proteinzufuhr über die Ration sollte so gestaltet sein, dass sie bedarfsdeckend (10g vRp/ MJ ME) oder kurzzeitig auch leicht darunter liegt. Als Proteinträger kommen fettarme Fleischsorten (Huhn, Pute oder Magerfisch) sowie Milchprodukte (Quark, körniger Frischkäse) und Ei infrage. Als Energielieferanten sollten aufgeschlossene Kohlenhydrate als Stärketräger eingesetzt werden (gekochte/r Reis oder Nudeln, Getreideflocken etc.). Fett sollte in Form pflanzlicher Öle zur Deckung des Bedarfs an essentiellen Fettsäuren zugesetzt werden, höhere Mengen v.a. tierischen Fetts sollten aber vermieden werden, da sehr fettreiche Rationen die Magenentleerung verzögern. Einen direkten magensäurehemmenden Effekt haben Glukoselösungen (bis 10%). Wichtig ist in dieser akuten Phase zudem das Futter möglichst weich oder breiig anzubieten und auf faserige, mechanisch reizende Futtermittel zu verzichten.

Aus pharmakologischer Sicht wird die Magensäurebildung bis zur Abheilung einer akuten Gastritis meist mit Antazida gehemmt. Hierzu zählen z.B. Cimetidin oder Omeprazol als Protonenpumpenhemmer. Bei längerfristiger Gabe dieser Medikamente sollte jedoch der damit in Zusammenhang gebrachte Rebound-Effekt, also eine übersteigerte Magensäureproduktion nach plötzlichem Absetzen der Medikamente, beachtet werden.

Im Folgenden ist eine Beispiel-Tagesration für einen Hund (5 J., mk, 12 kg KM) mit akuter Gastritis angegeben (alle Mengen als Rohgewicht):

90gHühnerbrustfilet
40gkörniger Frischkäse
5g (~ 1 TL)Leinöl
120gReis (geschält und poliert)
40gMöhren
~ 5 g (abhängig von Herstellerangaben)vitaminisiertes Mineralfutter

Im Gegenzug dazu können ähnliche klinische Symptome wie Bauchschmerzen oder Erbrechen auch auf eine Hypoazidität, also eine zu geringe Produktion von Magensäure, hindeuten. Seltener ist diese durch eine zu geringe Salzsäureproduktion bedingt – häufiger spielen hier organisch-funktionelle oder psychische Komponenten (Stress) eine Rolle. Durch den nicht ausreichend niedrigen pH-Wert wird die Wirkung des für die Proteinverdauung wichtigen Enzyms Pepsins abgeschwächt, was zu einer reduzierten Verdaulichkeit von Protein – insbesondere schwer verdaulichem Eiweiß wie z.B. Bindegewebe – führt. Dadurch geht dem Hund zum einen verwertbares „Nahrungsprotein“ verloren. Zum anderen fluten größere Mengen unverdauten Proteins im Dickdarm an, wo diese bakteriell abgebaut werden und durch das Wachstum proteolytischer (= proteinverwertender) Bakterien wie Clostridien zu Durchfall führen können. Verstärkt werden kann die klinische Symptomatik durch die Gabe rohaschehaltiger Futtermittel (z.B. bedarfsüberschreitender Mengen an Mineralfutter), da durch eine hohe Mineralstoffaufnahme die Magensäure abgepuffert wird und somit eine ausreichende Absenkung des pH-Werts im Magensaft zusätzlich gehemmt wird. Dadurch ist auch der „hygienisierende“ Effekt der Magensäure teilweise aufgehoben, wodurch vermehrt oral aufgenommene, pathogene Bakterien in den Dünndarm gelangen können.

Diätetisch sollten auch hier hochverdauliche Proteinquellen wie Muskelfleisch, Magerfisch oder auch Milchprodukte eingesetzt werden. Im Gegensatz zur o.g. akuten Gastritis können bei einer Hypoazidität auch höhere Mengen Fett bzw. fettreichere Fleischabschnitte als Energieträger eingesetzt werden, da diese die Magenentleerung verlangsamen und so dem Magensaft ausreichend Zeit zum „Einwirken“ auf den Mageninhalt ermöglichen. Peptonhaltige Futtermittel wie z.B. Fleischbrühe regen die Bildung von Magensäure zusätzlich an. Kohlenhydrate sollten nicht in größerem Umfang verfüttert werden, da sie nur einen mäßigen Effekt auf die Magensäureproduktion haben. Liegt der Verdacht nahe, dass die reduzierte Salzsäureproduktion aufgrund eines Chloridmangels besteht, sollte Kochsalz (NaCl) in der Ration ergänzt werden (erhöhte Wasseraufnahme und Harnproduktion beachten!).

Im Folgenden ist eine Beispiel-Tagesration für einen Hund (5 J., mk, 12 kg KM) mit nachgewiesener Hypoazidität angegeben (alle Mengen als Rohgewicht):

200gRinderkeulenfleisch
10 gRindertalg
5g (~ 1 TL)Leinöl
20gHaferflocken
70 gMöhren
2 gnichtjodiertes Speisesalz
~ 5g (abhängig von Herstellerangaben)vitaminisiertes Mineralfutter

 

Stand: Dezember 2022

 

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