Tierwohl und Fütterung
Der Gebrauchswert eines Futtermittels ist von sehr vielen Faktoren abhängig. Er wird bestimmt durch den Futterwert und durch die Futterqualität.
Der Futterwert umfasst alle Kennzahlen zum Gehalt an essentiellen Nährstoffen. Diese bestimmen über die Rationsberechnung, die bedarfsgemäße Grundversorgung mit Energie, Rohprotein, Mineralstoffen und Vitaminen.
Das Wohlbefinden der Tiere wird darüber hinaus erheblich durch die verabreichte Futterqualität bestimmt. Die Futterqualität umfasst alle Eigenschaften eines Futtermittels, die als erworbene Eigenschaften durch Behandlung, Lagerung und Konservierung, durch den Hygienestatus, durch spezifische Inhaltsstoffe u.a. bestimmt werden (Übersicht 1).
Auch hier liegen ausreichend Erkenntnisse und Erfahrungen vor, für viele dieser Faktoren gibt es Richt- und Grenzwerte, die analytisch bestimmt werden. Sie sind streng einzuhalten und zu kontrollieren, um das Tierwohl zu gewährleisten.
Eine Reihe von unerwünschten Stoffen in Futtermitteln gefährdet nicht nur die Gesundheit der Tiere, sondern können in den erzeugten Rohstoffen (Milch, Fleisch, Eier) übergehen (auch als carry over-Effekt bezeichnet) und gefährden die Gesundheit der Menschen.
Im Folgenden sollen einige allgemeine Grundsätze genannt werden, die im Landwirtschaftsbetrieb realisiert werden können.
Ø Wenn bei der Fütterung das Wohlbefinden der Tiere im Vordergrund steht, kommt man nicht umhin, dass Tränkwasser als eine der wichtigsten Rationskomponenten zu nennen.
Menge und Qualität sind von entscheidender Bedeutung für die Futteraufnahme, für die Verwertung einer Reihe von Nährstoffen der Ration und für das Auftreten von Stoffwechselstörungen u.a. gesundheitlichen Schäden. Für den Nachweis einer ausreichenden Wasseraufnahme gibt es einen guten Indikator: der Kreatiningehalt im Harn soll kleiner als 10000 µmol/l betragen.
Ø Strenge Einhaltung der futtermittelspezifischen Restriktionen (siehe Hoffmann und Steinhöfel: „Futtermittelspezifische Restriktionen“ 6. Aufl. 2018 dlz – spezial).
Auch nicht kontaminierte und unverdorbene Futtermittel können native Inhaltsstoffe enthalten oder spezifische Eigenschaften besitzen, welche bei Einsatz in hohen Mengen negative Auswirkungen auf die Tiergesundheit und/oder auf die Leistungsfähigkeit der Tiere haben können, d.h. ihr Wohlbefinden beeinträchtigen. Aus diesem Grunde wurde das oben angegebene Tabellenwerk erarbeitet, in dem für alle Futtermittel Höchstmengen empfohlen werden, die nicht zu überschreiten sind.
Ø Bei erkennbaren sensorischen Veränderungen Absetzen des Futters
o Verschimmelte Futtermittel
o Verfaulte Futtermittel
o Verschmutzte Futtermittel
o Ranzige Futtermittel
o Stark erhitzte Futtermittel
o Gefrorene Futtermittel
Ø Bei spezifischen Schäden an Silagen entsprechend dem Untersuchungsbefund Silage absetzen oder restriktiv einsetzen bzw. für sensible Perioden (z.B. Hochträchtigkeit) absetzen
o pH – Wert > 3,8 < 5,8
o hoher Gehalt an NH3 - Stickstoff > 10 % des Ges.Stickstoff
o überhöhter Gehalt an Aminen (ges.) > 5 g / kg TS
o überhöhter Gehalt an Buttersäure > 0,3 g / kg TS
o hoher Gehalt an Essigsäure > 5,5 % i.d.TS (stechender Geruch)
o überhöhter Gehalt an Milchsäure > 8 % i.d. TS
o hoher Gehalt an Äthanol > 1,5 % i.d. TS
o nasse, sehr saure, rohproteinreiche u. rohfaserarme Silagen
o verschmutztes Futter >100g Rohasche, >20 g Sand/kg TS
o Zwischenlagerung von Silagen > 6 h nach Entnahme
o starke Nacherwärmungen nach Öffnen des Silos (überhöhter Gehalt an Hefen)
o in Silagen enthaltene spezifische Schadstoffe
Ø Ungenügendem Hygienestatus der Futtermittel
Am häufigsten treten Hefen und Schimmelpilzen auf, wenn das Ausgangsmaterial einen zu hohen TS-Gehalt hatte, ein hoher Anteil abgestorbener nicht grüner Planzenteile eingelagert wird, sowie bei hoher Verschmutzung. Hefen sind auch die Hauptursache für Nacherwärmungen in Silagen nach Öffnen der Silos.
Bei der Silierung sind eine ungenügende Verdichtung durch falsche Häcksellänge, zu hohe Walzschichten, zu lange Befülldauer und ein zu frühes Öffnen der Silos vor Erreichen der Stabilisierungsphase, sowie ungünstige Entnahmetechnik (z.B. Kran) wichtige Ursachen für Hefen- und Schimmelvorkommen.
Häufige Quellen für Hefe- und Schimmelbildung sind lange Zwischenlagerungen in Haufen oder im Mischwagen und eine ungenügende Restfutterbeseitigung.
KbE bedeutet „koloniebildende Einheit“ und ist in der Mikrobiologie ein Mikroorganismus, der auf einem Nährboden eine Kolonie bildet. KG bedeutet Keimzahlgruppe und charakterisiert die Art der Pilze bzw. der Bakterien.
In der Tabelle werden die Orientierungswerte der Keimzahlstufe (Qualitätsstufe) 4 aufgezeigt. Dies bedeutet, dass das Futtermittel als verdorben eingestuft wird und nicht mehr verfüttert werden sollte, da die Futterqualität stark herabgesetzt ist. Die Qualitätsbeurteilung bezieht sich auf die Feststellung von Unverdorbenheit bzw. Qualitätsminderung in graduellen Abstufungen (Keimzahlstufen 1 bis 4) im Vergleich zur normalen Beschaffenheit.
Eine spezielle Belastung ergibt sich bei Auftreten von Mutterkorn. Der Befall ist schon im Getreidebestand ersichtlich.
(Quelle: Fördergemeinschaft integrierter Pflanzenbau e.V., Heft 6 / 1990)
Als zulässiger Höchstgehalt sind futtermittelrechtlich 1000 mg Mutterkorn/kg Getreidekörner (88 % TS) festgelegt (Grüne Broschüre [FU] Unerwünschte Stoffe, 2020).
Ø Überhöhter Nitratgehalt in Grünfutter, einschl. Weide und Silagen
Ø Vorhandensein von Giftpflanzen
Hier sollen nur einige gezeigt werden, die häufig anzutreffen sind und die der Tierhalter kennen sollte.
(Bildnachweis Ulbrich,Hoffmann, Drochner, Ulmer-Verlag, 2004)
(Bildnachweis Ulbrich,Hoffmann, Drochner, Ulmer-Verlag, 2004)
Fazit
Zum Einfluss der Fütterung auf das Tierwohl der Tiere gehören neben der bedarfsgerechten Versorgung mit Nährstoffen eine quantitativ und qualitativ ausreichende Wasserversorgung und verschiedene Faktoren der Futterqualität. Dazu werden Schwerpunkte genannt, die Hinweise und Anregungen vermitteln sollen. Beachtenswert ist, dass alles messbar und damit nachweisbar ist.
Stand: Januar 2021
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