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Rind

Wie Futterkosten sparen ohne die Milchleistung und Gesundheit der Tiere zu gefährden

Die aktuellen Preisentwicklungen der letzten Jahre haben in allen Bereichen zu einer erheblichen Verteuerung geführt. Die inflationäre Situation ist inzwischen zu einer Belastung geworden, die weite Teile der Gesellschaft betrifft und große Unsicherheiten erzeugt.

Auch in der landwirtschaftlichen Produktion sind nahezu alle Produktionsmittel im Preis erheblich angestiegen. Die Höhe der Kosten für Dünger, Energie und Treibstoffe haben ein „historisches“ Ausmaß angenommen. Hinzu kommen deutliche Kostensteigerungen durch immer knapper werdende landwirtschaftliche Nutzflächen, durch steigende Personalkosten, Betriebsmittel und Bau- und Reparaturkosten. 

Zudem müssen sich landwirtschaftlichen Betriebe weiteren Herausforderungen stellen, die sich aus einer zunehmenden Anzahl von Auflagen, Vorschriften und Begrenzungen ergeben.

Es darf auch nicht übersehen werden, dass die, teilweise realitätsfern und ideologisch geführten Diskussionen zur Veränderung der landwirtschaftlichen Produktionsformen zu erheblichen Unsicherheiten führen. Das betrifft vor allem diejenigen, die tagtäglich ihre Pflicht gegenüber ihrem Boden und ihren Tieren erfüllen.

Die Situation erfordert ein hohes Maß an Können, Entscheidungsfähigkeit und Motivation, um der Situation und den Veränderungen gerecht zu werden.

In der Milchproduktion betragen die Futterkosten unter unseren Bedingungen 50 % (45–55 %) der Gesamtkosten. Wird auch der Futtereinsatz für die Jungrinderaufzucht hinzugerechnet, kann mit einem Anteil der Futterkosten an den Gesamtkosten von etwa 60 % gerechnet werden.

Die Futterkosten sind von 10-12 ct/l Milch inzwischen auf 18–20 ct gestiegen. Die hohen Milchpreise von etwa 60 ct ermöglichen bei gut geführten Betrieben eine gewisse Entspannung, wenn die Gesamtkosten zur Produktion von einem Liter Milch unter 45 ct liegen.  Die derzeitige Höhe des Milchpreises kompensiert im Allgemeinen die erhöhten Produktionskosten, aber das Niveau der Betriebsführung ist sehr unterschiedlich und so bleibt für viele Betriebe nur ein schmaler Grat beim Erlös.

Von den Futterkosten betragen wiederum die Kosten für die eingesetzten Grobfuttermittel etwa 55 %, die zugekauften und wirtschaftseigenen Konzentrate 40 – 45 % und die zugekauften Zusatzfuttermittel, einschl., der Mineralstoffe und Vitamine 10 bis maximal 15 %. Diese Anteile sind im Mittel der Betriebe relativ unabhängig von der Höhe des Preisniveaus, sind in gewissem Umfang von der Höhe der erzeugten Milchmenge abhängig und können nur über eine Vollkostenrechnung exakt ermittelt werden. Die Zahlen zeigen schon deutlich die Bereiche, in denen es lohnt, die Kosten genau unter die Lupe zu nehmen. Es sind nicht die Mineralfutter in erster Linie, sondern an erster Stelle stehen die im Betrieb selbst erzeugten Futtermittel und hier sind es vor allem die Silagen bzw. die Silageverluste, die einen erheblichen Einfluss auf die Futterkosten haben.

Bei einem Bedarf von 50 dt Silage/Kuh und Jahr entstehen bei 100 Kühen bei Trockensubstanzverlusten von 20 % bereits Mehrkosten von 14.000 €, bei 30 % Verluste 24.000 €/Jahr, das sind bei 9.000 Liter Jahresleistung 2 bzw. 3 Cent, die die Milch teurer erzeugt wird (Steinhöfel, O., 2012).

Jeder Fehler bei der Futterproduktion und bei der bedarfsgerechten Versorgung der Tiere, egal, ob er aus Unkenntnis oder aus „Schlamperei“ passiert, erhöht die Futterkosten. Es treten weitere zusätzliche finanzielle Belastungen auf, wenn teure Futtermittel eingekauft werden, um Haltungs- und Managementfehler zu kaschieren. Andererseits kann man sich „arm sparen“, wenn aus finanziellen Gründen auf wirksame Mittel verzichtet wird, deren Fehlen erhebliche Schäden und Kosten verursachen. Typische Beispiele in der Praxis ist der ungerechtfertigte Verzicht auf Silierhilfsmittel oder auf Komponenten der vitaminierten Mineralfutter.

Im Folgenden sollen einige Schwerpunkte genannt werden, die zu einer Senkung der Futterkosten anregen.

  • Es besteht die Tendenz, dass die Futterkosten mit steigender Leistung sinken. Bei höheren Leistungen nimmt der Anteil des Erhaltungsbedarfes ab und die Effizienz des eingesetzten Futters steigt. Es kann kalkuliert werden, dass mit einer Leistungssteigerung von 1000 kg Milch die Futterkosten/kg Milch um 2-3 % sinken. Das hat seine Grenze, wenn bei hohen Leistungen zunehmend Zusatzstoffe zur Prophylaxe eingesetzt werden müssen.
  • Die erste Voraussetzung für eine kosteneffektive Fütterung ist eine Rationsberechnung auf der Grundlage der gültigen Bedarfsnormen. Jeder Überschuss ist verlorenes Geld und jede Unterversorgung bringt zusätzliche Kosten durch Leistungsminderung, Fruchtbarkeitsstörungen oder Tierarztkosten. Die Digitalisierung erlaubt heute die exakte Berechnung, sowie die korrekte Mischung und Verabreichung.
  • Die Rationszusammensetzung muss auf der Grundlage von Analysen erfolgen, für jede Charge der Grobfutter muss unbedingt eine Nährstoffanalyse für die Rationsberechnung vorliegen. Eine Nichtbeachtung aktueller Analysen der Inhaltsstoffe der Grobfuttermittel, insbesondere der Silagen, kann den Melkdurchschnitt um 2 bis 6 kg Milch senken (Fessenden, 2018).
  • Es ist notwendig, dass in bestimmten Abständen die Futteraufnahme ermittelt wird. Die Unkenntnis der täglichen Futteraufnahme kann zu erheblichen Fehlern führen und ist häufig Ursache überhöhter Futterkosten. Bei ungenauer oder nicht bekannter Futteraufnahme und/oder nicht angepassten Trockensubstanzgehalten ist mit einem Verlust von 4 – 8 kg Milch / Kuh und Tag zu rechnen (Fessenden,2018).
  • Aufgrund der spezifischen Verdauungsvorgänge beim Wiederkäuer ist eine ausreichende Versorgung mit strukturwirksamen Faserstoffen (NDF, ADF, Zellulose, Rohfaser) die Grundlage für die effektive Verdauung und Verwertung aller anderen Nährstoffe.
  • Für den Konzentrateinsatz wird häufig eine Richtzahl zur Kostenbeurteilung herangezogen, die als obere Grenze des Konzentrateinsatzes 250 g/kg Milch festlegt. Solche „Normen“ sind sehr fragwürdig. Die notwendige Menge an Konzentrat ergibt sich aus der Rationsberechnung und kann, wenn die Strukturwirksamkeit gesichert ist, auch von diesem Richtwert nach oben und unten abweichen. Zumal bei hochwertigem Grobfutter der Satz vom „teuren Kraftfutter“ nicht immer stimmen muss.
  • Wichtig ist, beim Zukauf die Energie- und Rohprotein-Äquivalente zugrunde zu legen und auf dieser Grundlage zu vergleichen und zu kaufen und nicht nach „Menge Futtermittel“. Es wird immer dringender, die ganze Breite der zur Verfügung stehenden energiereichen und rohproteinreichen Futtermittel zu kennen und entsprechend ihrer Preiswürdigkeit zu entscheiden. Sojaextraktionsschrot kann durch Rapsextraktionsschrot ersetzt werden, aber auch das kann zu teuer sein, dann gibt es noch eine lange Reihe anderer bewährter Konzentrate.
  • Sind die Konzentrate eingeordnet, werden die fehlenden Mengen an Kalzium, Phosphor, Natrium, Magnesium, Kalium, Chlorid und Schwefel, sowie an Kupfer, Zink, Mangan, Jod, Selen und Kobalt ermittelt und die Anforderungen an das Mineralfutter abgeleitet. Die Vitamine A, E und D3 werden entsprechend der Normen supplementiert. Die Notwendigkeit einer ß-Carotinergänzung sollte immer auf der Grundlage einer Blutuntersuchung erfolgen. Auf dem Gebiet der Mineralstoffe ist Nachholebedarf vorhanden. In vielen Fällen werden aufgrund nicht exakt oder gar nicht erfolgten Berechnungen Überdosierungen festgestellt, die viel Geld kosten und sogar gesundheitliche Schäden verursachen können. Hier sind vor allem Phosphor und die Spurenelemente zu nennen.
  • Eine wichtige Voraussetzung für eine kostengünstige Fütterung ist die richtige Aufstallung der Tiere. Mit der Steigerung des Milchleistungsniveaus und Einsatz der Mischwagen mit der Gesamtmischration ist in vielen Betrieben die Anzahl der Leistungsgruppen immer weiter reduziert worden (was auch wieder den Vorteil hat, dass wenig Tiere umgesetzt werden müssen). Im Allgemeinen ist nach der Repro die Gruppe der frisch abgekalbten Kühe (bis 30., max. 60. Laktationstag) noch gesondert gefüttert worden (niedrige Futteraufnahme und teurere Zusatzstoffe z.B. für Ketoseprophylaxe). In Anbetracht der finanziellen Situation kann es lohnend sein, wieder die Gruppenbildung der bedarfsgerechten Rationszuteilung stärker anzupassen, d.h., die Gruppenbildung konsequent nach Leistung (nicht nach Laktationstag oder Trächtigkeit) vorzunehmen. Eine Gruppe mit durchschnittlich 20 kg Milch/Tier und Tag benötigt gegenüber einer Gruppe mit 30 kg Milch je Tier und Tag 850 g Rohprotein weniger, das sind bei nur 10 Tieren 27 kg Rapsextraktionsschrot je Tag, die eingespart werden können.
  • Die Erfahrungen in Betrieben mit Weidehaltung bzw. Grünfuttereinsatz und aus der Mutterkuhhaltung, die eine saisonale Abkalbung betreiben, können auch unter dem Aspekt der Kostensenkung von Interesse sein. Die Besamung erfolgt so, dass der Schwerpunkt der Abkalbung Ende April / Mai erfolgt, wenn „billiges Grünfutter“ anfällt, während in der Winterperiode der überwiegende Teil der Herde trockengestellt ist und mit kostengünstigen Rationen (z.B. Maissilage/Stroh u.a.) gefüttert werden kann.  Das Verfahren erfordert eine erhebliche Betriebsumstellung, hat aber sehr viele Vorteile, während sich die Nachteile vor allem auf den uneinheitlichen Arbeitskräftebedarf beziehen (Steinwidder,A., 2022).
  • Ein für die Futterkosten stark belastender Faktor ist der Gehalt an somatischen Zellen in der Milch. Die Zellzahl ist eine Folge von Entzündungsprozessen im Euter, aber sie ist auch ein wesentlicher Indikator für die Stabilität einer Herde und deren Immunstatus. Es werden Ursachen für den oxidativen Stress angezeigt, die Fütterungs- und Haltungsfehler nachweisen. Damit ist ein erheblicher Milchverlust verbunden, der bei 150.000 – 200.000 Zellen/ml 4 – 6 kg Milch/Tier und Tag ausmachen kann und bei Zellzahlen über 400.000 bis 10 kg Milch beträgt. Zur Entlastung der Futterkosten ist es auch ratsam, die Selektion nicht leistungsfähiger Kühe und der „Zellmillionäre“ vorzunehmen (als Empfehlung, wenn eine Kuh 2-3x hintereinander in der MLP > 750.000 Zellen/ ml gehabt hat, sollte sie selektiert werden).
  • Für das Auftreten von Stoffwechselstörungen und zur Vermeidung von Abgängen gilt es besonders den geburtsnahen Zeitraum sorgfältig zu behandeln. Hier kann es zweckmäßig sein, bestimmte Zusatzstoffe zur Prophylaxe der Ketose und der Gebärparese einzusetzen. Nicht gespart werden darf bei der ausreichenden Versorgung mit Antioxidanzien (ß-Carotin, Vitamin E, Selen).
  • Um rechtzeitig Schwachpunkte zu erkennen, sollten auch die Futterkosten in ein kontinuierliches Kontrollsystem eingegliedert werden. In einer Reihe von Betrieben hat sich die Kennziffer IOFC (income over feed cost in ct/kg Milch) bewährt. Es ist der Abzug der Futterkosten vom aktuellen Milchgeld und gibt Auskunft, was für die Abdeckung aller übrigen Kosten verbleibt.
  • Betriebe, in denen in der Kälberaufzucht Vollmilchtränke verwendet wird, sollten das Verfahren auf Milchaustauscher umstellen. Der Preis für MAT ist zwar auch gestiegen und liegt für einen guten Austauscher bei 260 – 280 €/dt. Das sind bei 150 g MAT je Liter Tränke ca. 42 Ct.  Bei einem Auszahlunspreis von 60 Ct ist das eine Differenz von +18 Ct. Dabei ist noch unberücksichtigt geblieben, dass bei Einsatz von Vollmilch zumeist Aufwerter – Präparate notwendig sind.

 

Stand: Februar 2023

 

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