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Rind

Zwischenfrüchte als Futter in der Rinderfütterung

Die Verwendung von Zwischenfrüchten als Gründüngung zur Vermehrung des Humusgehaltes der Böden und als Futter für Rinder hat in Deutschland eine sehr lange Tradition. In den letzten 2-3 Jahrzehnten ist ihre Nutzung bis auf wenige Ausnahmen zurückgegangen, was zu einer Einschränkung der Artenvielfalt im Grobfutterangebot geführt hat.

Nicht nur die zu erwartenden Klimaveränderungen, auch Probleme der Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit, Verminderung von Erosionserscheinungen, eines besseren Wasserhaushaltes, sowie verschiedene pflanzenbauliche Aspekte (z.B. die Stickstoffsammlung durch Ackerbohnen, Erbsen u.a. Leguminosen) sind wichtige Gründe, dass seit einigen Jahren auf den Zwischenfruchtanbau wieder aufmerksam gemacht wird.

Im Zusammenhang mit Konsequenzen für die Fütterung der Rinder durch die Klimaveränderungen können Zwischenfrüchte folgende Funktionen erfüllen:

  • durch die größere Vielfalt an angebauten Futterpflanzen mit ihren unterschiedlichen Ansprüchen an Aussaatzeiten, Wasserbedarf und Erntezeitpunkte, sowie ihrer Frostverträglichkeit können die Schwankungen beim Anfall von Grobfutter vermindert werden bzw. Ertragsausfälle bei den Hauptfutterarten ausgeglichen werden
  • die Zwischenfrüchte führen als „Zweitfrüchte“ zu einer höheren Effektivität der Flächennutzung (ökonomisch muss dabei immer bedacht werden, dass Zwischenfruchtanbau auch Geld kostet).

Mit den folgenden Ausführungen soll ein Überblick gegeben werden, was an Zwischenfrüchten bekannt ist und welchen Futterwert sie haben. Es muss betont werden, dass relativ wenige Angaben vorliegen und teilweise fehlen. Den Landwirten und Beratern wird dringend empfohlen, vor der Verfütterung von Zwischenfrüchten eine Futtermittelanalyse anfertigen zu lassen.

Zu Anbaubedingungen, Sortenfragen und agrotechnischen Maßnahmen liegt umfangreiches Wissen vor, das genutzt werden muss.

Die Tabellen „Sommerzwischenfrüchte“ und „Winterzwischenfrüchte“ geben einen Überblick über wichtige Zwischenfrüchte und ihren Futterwert.

Tab. 1: Sommerzwischenfrüchte

FutterartTrockenmasseim kg TrockensubstanzRestriktion

Frostverträg-

lichkeit

NELRohproteinRohfaserNDFADF<...Kg/Tag (650kg Kuh)
dt/hag/kgMJgggg°C
Ackerbohnen35-451805,517529058034010±0 
Alexandrinerklee15-351855,818524048527010-2
Esparsette20-302305,917026551028515-3 
Futtererbsen30-401405,618024049026515-4
Lupinen35-451306,120522548526015-6
Markstammkohl35-801406,516017043519510-12
Ölrettich35-501305,518523548526010-3
Perserklee15-301705,820519046022010-1
Phazelia25-501905,6160265  schlecht gefressen-6
Ramtillkraut25-35 6,6    10±0
Rauhafer30-402205,4130230475255o.B.-2
Saatwicken30-401406,0255225490255154
Serradella25-351405,3210210  15-6
Senf25-401406,121521043025010-3
S.raps.-rübsen35-451256,517513532018510-5
Sonnenblumen40-701805,513522045026015±0
einj. Weidelgras30-401706,3165235490240o.B.-5

fehlende Werte: aus der angegebenen Literatur keine verfügbaren Angaben

Quellen: Berendonk,Clara Zwischenfruchtanbau zur Futternutzung und Biogasgewinnung, Landw.kammer Niedersachen,2010; Beyer, Chudy, Jentsch, Rostocker Futterbewertungssystem, 1996; CVB: Tabellenboek Veevoeding, 2010; Datenspeicher Futtermittellabor LKS Lichtenwalde, 2020; DLG Futterwerttabellen - Wiederkäuer,DLG Verlag, 1997; Bayrische Landesanstalt für Landwirftschaft: Gruber Tabelle zur Fütterung, 2020; Hoffmann, Steinhöfel:Futtermittelspezifische Restriktionen, Deutscher Landwirtschafts-Verlag München, 6. Auflage 2018;  Nehring K. u.a.: Futtermitteltabellenwerk, Deutscher Landwirtschaftsverlag, Berlin, 1972, 2. Auflage.

 

Tab. 2: Winterzwischenfrüchte

FutterartTrockenmasseim kg TrockensubstanzRestriktion
  NELRohproteinRohfaserNDFADF<...Kg/Tag (650 kg Kuh)
dt/hag/kgMJgggg
Winterrübsen40-601206,718013032019010
Winterraps40-601306,620514534520010
Futterrogen40-701706,2145235465300o.B.
Welsches Weidelgras40-601806,2160230490245o.B.
Landsberger Gemenge*35-451706,2135240490275o.B.

* Mischung aus Winterwicken, Inkarnatklee, Welsches Weidelgras (1:0,5:1)

Literaturquellen siehe Tabelle "Sommerzwischenfrüchte"

 

Die Zwischenfrüchte gehören zwar zu den verschiedensten Pflanzenspezies (Gräser, Leguminosen, Kreuzblütler, u.a.), es können aber einige gemeinsame Grundsätze abgeleitet werden:

  • Die Nutzung von Zwischenfrüchten in Rationen für Rinder ist als Frischfutter, als Silage, zum Trocknen und zur Beweidung möglich. Jeder Betrieb muss die Eigenschaften und Bedingungen für die zu wählenden Zwischenfrüchte kennen, bevor er sich entscheidet. Die Nutzung ist stark von Standortbedingungen und von der Wirtschaftsform und Größe des Tierbestandes abhängig.
  • Im Allgemeinen haben Zwischenfrüchte einen relativ niedrigen Trockensubstanzgehalt. Deshalb ist Beweidung und Frischverfütterung in vielen Fällen die einzig Nutzungsalternative, das trifft z.B. für Raps- und Rübsengrünfutter zu. Silierung oder Trocknung kommen in Betracht, wenn der TS-Gehalt es zulässt bzw. ein Anwelken möglich ist. Bei der Silierung sind Siliermittel zur Förderung der Milchsäuregärung zweckmäßig (homofermentative Milchsäuren, Ameisensäure und ihre Salze, Na-Nitrit, Hexamethylentetramin). Bei Silierung mit TS-Gehalten < 26 % fallen große Mengen Sickersaft an. Gut geeignet für die Silierung sind die Weidelgräser und Klee-Grasgemische. Eine weit verbreitete Winterzwischenfrucht ist Futterrogen (Grünschnittroggen), der sowohl als Frischfutter, zur Silierung und für die Trocknung geeignet ist (siehe Tabelle „Futterwert verschiedener Nutzungsformen von Grünschnittroggen“).

Tab. 3: Futterwert verschiedener Nutzungsformen von Grünschnittroggen - Optimaler Schnittzeitpunkt: vor dem Ährenschieben

KennzahlEinheitFrischfutterSilageTrockengrünfutter
Trockensubstanzg/kg220280-300880
NELMJ/kg TS6,46,26,4
Rohfaserg/kg TS235245230
NDFg/kg TS465480460
ADFg/kg TS300325315
Rohproteing/kg TS170150160
nutzbares RPg/kg TS156146164
UDP Durchflussprotein% des RP262238
NH3-N des Gesamt-N% <8 
pepsinunlösliches RP% des RP <25,0<20,0
NO3-Gehaltg/kg TS 3-5 
Gesamt-Amineg/kg TS <5 

DLG Futterwerttabellen - Wiederkaüer, 1997, Datenspeicher LKS Lichtenwalde, 2019

 

  • wie für alle Grobfutter, ist auch für die Zwischenfrüchte der Fasergehalt bedeutend. Da dieser sehr unterschiedlich ist, wurden in den o.g. Tabellen Werte für Rohfaser, für die Neutrale Detergenzienfaser (NDF) und für die Saure Detergenzienfaser (ADF) angegeben. Im Grünfutter kann in Abhängigkeit vom Schnittzeitpunkt die Strukturwirkung in der Ration sehr unterschiedlich sein (siehe Tabelle „Strukturfaktoren(f) zur Ermittlung der strukturwirksamen Rohfaser und strukturwirksamen ADF)“.

 

Tab. 4: Strukturfaktoren (f) zur Ermittlung der strukturwirksamen Rohfaser und Sauren Detergenzienfaser (ADF)

strukturwirksame Rohfaseranalytisch bestimmte Rohfaser x f
strukturwirksame ADFanalytisch bestimmte ADF x f
 Strukturfaktor
Grünfutter
langRohfaser>26%1,0
  <24%0,75
gehäckseltRohfaser>26%0,75
  <24%0,5
Grünfuttersilagen
Trockensubstanz>26%1,0
Trockensubstanz<26%0,75
Heu  1,0
Trockengrünfutter
gehäckselt, lose oder gepresst1,0
gehäckselt, kompaktiert (z.B. Briketts)0,5
gemahlen, pelletiert (z.B. Cobs)0,0
  • Schnittzeitpunkt - Eine Hilfe zur Feststellung der optimalen Nutzungszeitspanne ist auch die phänotypische  Einschätzung des Bestandes für die Grünfutternutzung:
    • Gräser und Getreidearten zur Grünschnittnutzung: vor bis Beginn des Ähren- bzw. Rispenschiebens
    • Kleearten (Rotklee, Alexandrinerklee, Perserklee, Inkarnatklee): Beginn der Blüte (bis 25 % blühende Pflanzen).
    • Luzerne, Luzern-Grasgemische (max. 25 % Grasanteil): Knospenstadium bis Beginn der Blüte (zwischen vorletzten und letzten Schnitt im Jahr, in der Regel Ende August bis Mitte September, eine 7-wöchige Pause einlegen!)
    • Raps, Rübsen, Senf, Sonnenblumen: vor Beginn der Blüte (aus verschiedenen Gründen nimmt die Futteraufnahme in der Blüte drastisch ab, bei einigen Arten kann es zur Futterverweigerung führen)
    • Ackerbohnen, Lupinen, Erbsen, Saatwicken, Esparsette, Serradella: Beginn der Blüte
    • In Mischungen bestimmt immer das Merkmal der Hauptkomponente den optimalen Schnittzeitpunkt des Gemisches.

         In den Tabellen „Sommerzwischenfrüchte“ und „Winterzwischenfrüchte“ wurden für die  Futterwertangaben jeweils die optimalen Schnittzeitpunkte ausgewählt.

  • verschiedene Zwischenfrüchte haben Eigenschaften bzw. enthalten Inhaltsstoffe, die es notwendig machen, den Einsatz zu begrenzen, um Futteraufnahme und/oder    Gesundheit der Tiere nicht negativ zu beeinträchtigen. Dazu sind in den Übersichtstabellen die futtermittelspezifischen Restriktionen angegeben. Restriktionen ergeben sich auch, wenn durch ungünstige Witterungs- und Bodenverhältnisse starke Verschmutzungen auftreten. Zur Beurteilung des Verschmutzungsgrades ist der Rohaschegehalt geeignet, der nicht > 10 g Rohasche    je kg TS betragen soll und der sich ab etwa 15 g / kg TS negativ auf die Gesundheit der Tiere auswirkt.
  • Bei den Sommerzwischenfrüchten erfordern einige eine frühe Aussaat ab Mitte Juli bzw. im August („Stoppelfrüchte“), hierzu gehören Gräser, Leguminosen, Markstammkohl. Spätere Saatzeiten vertragen alle Kreuzblütler, Ölrettich, Senf, Phacelia. Für die noch im Ansaatjahr zu nutzenden Sommerzwischenfrüchte spielt für den Einsatz in den Rationen die Frostverträglichkeit (siehe Tabelle „Sommerzwischenfrüchte“) eine große Rolle. Je nach Region und Standort wird die Frostverträglichkeit ein Kriterium für die Auswahl der geeigneten Zwischenfrucht sein.

Fazit

Sowohl durch die Klimaveränderungen als auch durch ihre positive Wirkung auf Boden- und Wasserhaushalt hat der Zwischenfruchtanbau eine große Bedeutung.

Sommer- und Winterzwischenfrüchte können als Weide, als Frischfutter, als Silage und als Trockengrünfutter in Rationen für Rinder zum Einsatz kommen. Sie erweitern das Grobfutterangebot und gleichen durch die Vielfalt der möglichen Arten (Gräser, Grünschnittgetreide, Leguminosen, Kreuzblütler u.a.)  Ertragsausfälle der Hauptfruchtarten aus.  

 

Stand: Mai 2022

 

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