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Der Fütterungsberater

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Alternativen zu Silomais bzw. Maissilage - Teil 1

 

Silomais ist ertragreich, kostengünstig zu produzieren, bringt arbeitswirtschaftliche Vorteile und lässt sich leicht konservieren. Maissilage ist ein energiereiches Grobfuttermittel. Wichtigste Energiequelle ist die Stärke, aber auch Zellulose und Hemizellulosen sind bedeutungsvoll. Maissilage hat einen niedrigen Gehalt an Rohprotein und Faserstoffen und ist mineralstoffarm. In den letzten Jahrzehnten ist die Anbauwürdigkeit von Silomais durch das vielseitige Angebot an Sorten und die Entwicklung der Anbautechnik auf nahezu alle Regionen des Landes ausgedehnt worden. Maissilage ist zu einem der wichtigsten Grobfuttermittel in der Milchviehhaltung geworden. Es ist schwierig, Maissilage mit ihrer stabilisierenden Wirkung vollwertig zu ersetzen.

Im Jahre 2023 wurden nach den Angaben des Deutschen Maiskommitees (DMK) 2.462.000 ha Mais angebaut (über 20 % der Ackerfläche), davon waren ca. 400 ha Körnermais. Der Silomais wird als Maissilage für die Rinderfütterung und zu einem erheblichen Teil (nach Schätzungen etwa die Hälfte) zur Biogasherstellung verwendet.

Niedrige Kosten und hohe Energiekonzentration haben auf entsprechenden Standorten zu Rationstypen geführt, in denen Maissilage die Hauptgrobfutterkomponente darstellt oder alleiniges Grobfutter ist. Die Einschränkung des Maissilageanteils in der Ration zugunsten einer weiteren Grobfutterkomponente ist fast immer mit einer Erhöhung der Futterkosten verbunden.

Beim Einsatz von Maissilage zur Stabilisierung der Rationen haben sich drei Rationsgrundtypen herausgebildet (Mengen je Tier und Tag):

 MaissilageGrassilageGrünfutter
1. Maissilagebetonte Rationen  über 2010 – 15-
2. Grassilagebetonte Rationen10 -15über 20-
3. Grünfutter / Weide - Rationen 10 – 1545 - 50 

Die wichtigsten Kennzahlen zur Rationsgestaltung mit Maissilage sind der Stärkegehalt, die Energiekonzentration und die Strukturwirksamkeit.

Unter bestimmten Bedingungen kann die Verfügbarkeit in der Fütterung eingeschränkt werden. Ursachen können das Auftreten des Maiswurzelbohrers oder ungünstige Witterungseinflüsse (Klimawandel) sein, was sowohl die Außentemperatur als auch die Wasserversorgung betrifft.

In Regionen mit umfangreicher Milchviehhaltung und hoher Biogaserzeugung kann die notwendige Silomaisfläche in der Fruchtfolge an die Grenze des pflanzenbaulichen Optimums kommen und es werden Alternativen zum Maissilageeinsatz notwendig.

Ohnehin ist die Biogasherstellung mit Futtermitteln, die hervorragend für die Erzeugung von Lebensmitteln geeignet sind (Maissilage, Getreide) sehr kritisch zu bewerten und nicht mit der Verpflichtung der Landwirtschaft zur Gewährleistung der globalen Ernährungssicherheit im Einklang. Hier sind vorrangig die Verfahren zur Methanerzeugung zu bevorzugen, die nicht als Futtermittel infrage kommen (Gülle u.a.) oder Pflanzen, die gegenüber Silomais aus verschiedenen Gründen nicht fütterungsunwürdig sind, aber eine ausreichende Methanmenge produzieren („Energiepflanzen“ vs. „Futterpflanzen“). In jedem Fall muss eine Anpassung an die veränderten Witterungsbedingungen (Hitze und Trockenheit) entsprechende Erträge sichern.


Grenzen und Möglichkeiten des Ersatzes von Maissilage

1. Hirse

Es gibt über 30 verschiedene Hirsearten. Sie gehören zu den sogenannten C4 – Pflanzen, wie auch Mais, Zuckerrohr u.a., die sich durch eine hohe Temperaturverträglichkeit, gute Wassernutzung und eine effektive Photosynthese gegenüber C3-Pflanzen (Getreidearten) auszeichnen. Das ausgedehnte Faserwurzelsystem der Hirsearten begünstigt ihre Anpassung an geringe Niederschläge und ihre Eignung für Sandböden. Sie können bei Trockenheit sogar das Wachstum unterbrechen und es nach Niederschlägen nahezu unbeeinträchtigt wieder fortsetzen (Makowsky, 2011). Sie zeigen eine hohe Nährstoffverwertung, besonders beim Stickstoff, was unter Umständen zu einer Nitratanreicherung führen kann.

Das Auftreten von Hitze- und Dürreperioden hat im letzten Jahrzehnt das Interesse am Anbau von Hirse auch im europäischen Raum hervorgerufen (u.a. Flasching, Ch., 2014; Martens, Siriwan et, all 2020; Steinhöfel et. all 2020; 2021; 2022). Als Kulturarten sind vor allem Sorghum bicolor und Sorghum sudanense (Sudangras) bekannt. Beim Sorghum bicolor sind zwei Typen zu unterscheiden:

  • Die Körnerhirse, auch Millet-Hirse oder Kolbenhirse, auch als Milocorn bekannt. Die Körner entsprechen im Stärkegehalt den Maiskörnern und können diese ersetzen. Der Kornertrag kann bis 100 dt / ha betragen. Hirsekörner sind weltweit nach Weizen, Mais und Reis die wichtigste Getreideart und Grundnahrungsmittel für Millionen Menschen. Als Ganzpflanze sind sie, in der Teigreife geerntet mit 28 – 30 % Trockensubstanz, 300 g Stärke / kg TS und mit sehr guten Siliereigenschaften dem Silomais vergleichbar. Der Masseertrag ist bei diesem Typ so gering, dass eine Nutzung als Grünfutter oder Silage z.Zt. nicht empfohlen wird (Steinhöfel, 2022).
  • Die Futterhirse ist sehr massenwüchsig und hat einen hohen Fasergehalt (ca. 650 g Neutrale Detergenzienfaser -NDF je kg Trockensubstanz, gegenüber Silomais mit ca. 450 g NDF je kg Trockensubstanz. Dementsprechend sind auch die Verdaulichkeit der Organischen Substanz und der Energiegehalt niedriger als bei Silomais. Die Siliereigenschaften sind gut, so dass bei Ernte in der frühen Teigreife mit 28 – 30 % Trockensubstanz eine gute Silage erzeugt werden kann. In Nordamerika, Australien, Mittel- und Südamerika sowie Afrika ist die Verwendung von Futterhirsen als Grünfutter oder Silage weit verbreitet. Inzwischen sind auch Sorten gezüchtet worden, die eine verbesserte Restpflanzenverdaulichkeit bei verschiedenen Hirsearten zeigen. Auch Kreuzungen, z.B. mit Sudangras haben zu einem höheren, durchaus mit Silomais vergleichbaren, Futterwert geführt.

In der Tabelle 1 „Futterwert von Hirseganzpflanzen“ werden Kennzahlen zur Rationsberechnung zusammengestellt. Es muss aber darauf hingewiesen werden, dass durch die großen Differenzen zwischen verschiedenen Hirsearten und -sorten große Schwankungen auftreten können. Es ist deshalb immer ratsam, das Grünfutter bzw. die Silage im Futtermittellabor untersuchen zu lassen.

Für den Einsatz von Hirsegrünfutter und -silagen gelten die in der Tabelle 2 genannten futtermittelspezifischen Restriktionen:

Eine Besonderheit ist beim Einsatz von Hirse zu beachten. In den grünen Teilen (Blättern und Stängel) wird nach Kälte- und extremen Dürreperioden, geringer Sonnenscheindauer und anderen Stressbedingungen der sekundäre Pflanzeninhaltsstoff Cyanwasserstoff, allgemein bekannt als Blausäure, gebildet. Bei Wiederkäuern kommt es beim Überschreiten der letalen Dosis (10 mg /kg Körpermasse) in kurzer Zeit zu Symptomen, wie Unruhe, taumelnder Gang und gestörte Bewegungskoordination (Ataxie), Zittern, Krämpfe, hochgradige Atemnot (Dyspnoe), Geruch nach Bittermandeln in der Atemluft, und schließlich zum Koma und plötzlichen Tod.

Blausäure ist futtermittelrechtlich als „unerwünschter Stoff“ eingestuft. In der Richtlinie 2002/32//EG ist festgelegt, dass Futtermittel aus Hirseprodukten unter 57 mg Blausäure/ kg Trockensubstanz enthalten müssen, wenn sie zur Verfütterung kommen. Chargen, die einen höheren Gehalt aufweisen, dürfen grundsätzlich nicht verfüttert und auch nicht zur Verdünnung verschnitten werden. Durch den Silierprozeß kann Blausäure um 50 % abgebaut werden, so dass Steinhöfel et al. (2021) bis 100 mg Blausäure in der Trockensubstanz des Grünfutters zulassen und empfehlen, das Grünfutter bei der Ernte auf Blausäure untersuchen zu lassen.

 

Stand: Januar 2025

 

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