Der Einsatz von Maissilage in der Schaffütterung
Die wichtigste Futtergrundlage von Schafen stellen Grünlandaufwüchse und dessen Konservate dar. Während der Einsatz von Maissilage aus der Rinderfütterung kaum mehr wegzudenken ist, so ist die Fütterung von Schafen mit Maissilage weniger stark verbreitet. Dabei kann Maissilage auch in Rationen kleiner Wiederkäuer ein wichtiger Bestandteil der Fütterung sein.
Bei einer Weidehaltung im Sommer lässt sich der Einsatz alternativer Grobfuttermittel eher schwer umsetzen, bei reiner Stallhaltung bzw. über die Wintermonate ist der Einsatz von Maissilage in der Ration möglich. Da in den meisten Schäfereien das Ablammen im Winter stattfindet, können die Mutterschafe in dieser Zeit durch eine gezielte und bedarfsgerechte Fütterung bestmöglich versorgt werden. Das führt neben weniger Problemen beim Ablammen selbst vor allem zu höheren Milchleistungen und bei muttergebundener Aufzucht somit zu besseren Mastergebnissen der Lämmer.
Maissilagen weisen üblicherweise einen Stärkegehalt von 300 - 400 g/ kg TS und einen Energiegehalt von 11,0-11,3 MJ ME/ kg TS auf und liefern damit je Kilogramm Trockenmasse mehr Energie als Grassilagen oder Heu. Durch den Einsatz von Maissilage kann die Ration energetisch aufgewertet und somit der erhöhte Energiebedarf im letzten Drittel der Trächtigkeit und zu Beginn der Laktation besser gedeckt werden. Bei kleinen Wiederkäuern treten Ketosen vermehrt am Ende der Trächtigkeit auf, da die Tiere durch den erhöhten Platzbedarf der Lämmer weniger Futter aufnehmen. Die Fütterung von Maissilage beugt dem zum einen vor und führt andererseits auch zu einer verbesserten Performance der Schafe und Lämmer. Weiterhin gibt es regional bedingte Unterschiede in der Verfügbarkeit von Grobfuttermitteln. In Ackerbauregionen könnten auch vermehrt Maissilagen verfüttert werden, wenn diese besser verfügbar als Grassilage oder Heu sind.
Hinsichtlich der Praxistauglichkeit ist zu erwähnen, dass die Fütterung von Maissilage nur bei größeren Herden realistisch umsetzbar ist. Die Silierung in einem Fahrsilo lohnt sich erst ab sehr großen Tierzahlen. Für die meisten Betriebe ist die Herstellung von Rundballen am praktikabelsten. Diese können ab Tierzahlen von ca. 100 Schafen eingesetzt werden.
Bei der Verfütterung von Silagen an Schafe sollte noch deutlicher als bei Rindern auf eine einwandfreie Silagequalität geachtet werden. Bei einer schlechten Silierung bildet sich nicht genügend Milchsäure, wodurch es zu keiner ausreichenden Absenkung des pH-Wertes kommt. Das wiederum begünstigt die Vermehrung des bodenbürtigen Bakteriums Listerium monocytogenes, Verursacher der Listeriose (Silagekrankheit). Da oft nasse und schlecht vergorene Silagen mit dem Auftreten von Listeriose in Verbindung gebracht werden, empfehlen sich für die Fütterung an Schafe also etwas trockenere, besonders stabile Silagen und gegebenenfalls der Einsatz eines geeigneten Siliermittels.
Tab. 1: Grobfutterrationen für güste und niedertragende Schafe mit unterschiedlich hohem Maissilageanteil (in der Trockenmasse) im Vergleich zu einer grasbasierten Ration
| Grasbasierte Ration | 50 % Maissilage | Bedarf |
Wiesenheu | 0,5 | 0,5 |
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Grassilage | 0,6 | - |
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Maissilage | - | 0,5 |
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Mineralfutter | 0,01 | 0,01 |
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Trockenmasseaufnahme [kg/d] | 1,1 | 1,0 | 1,0-1,5 |
Energie [MJ ME/d] | 10,9 | 10,4 | 10,4 |
Protein [g XP/d] | 182 | 120 | 85-120 |
Bei Angaben von mengenmäßigen Empfehlungen zum Einsatz von Maissilage in der Schaffütterung muss zwingend zwischen den verschiedenen Leistungsstadien unterschieden werden. Für güste und niedertragende Schafe orientiert sich deren Energie- und Proteinbedarf im Wesentlichen am Erhaltungsbedarf (siehe Tab. 1). Eine Ration bestehend aus bis zu 50 % Maissilage ist möglich, sollte dann aber mit Heu oder Grassilagen sehr guter Qualität und vor allem mit hohem Rohproteingehalt ergänzt werden. Als Zielwert für die Rationsgestaltung sollten mindestens 11-12 % Rohprotein in der Gesamtration angestrebt werden, um eine ausreichende Stickstoffversorgung der Pansenmikroben zu gewährleisten. Zudem ist bei der Verfütterung von stärkereichen und somit energiedichten Maissilagen an güste und niedertragende Schafe Vorsicht geboten, um die Tiere vor einer Überkonditionierung zu bewahren. Je nach realisierter Trockenmasseaufnahme der Tiere bzw. Fütterungsmenge ist der Anteil an Maissilage anzupassen. Weiterhin gilt es zu erwähnen, dass in diesem Zeitraum die Fütterung maissilagebasiert erfolgen kann, dies aber keine nennenswerten Vorteile im Vergleich zu einer grasbasierten Fütterung mit sich bringt.
Im letzten Trächtigkeitsdrittel sowie in der Laktation steigen der Energie- und Proteinbedarf an. Der Einsatz von Maissilage führt, wie Tab. 2 zeigt, zu einer höheren Energieaufnahme und damit besseren Deckung des Energiebedarfs. Rationen für hochtragende und laktierende Schafe können ohne Einsatz eines proteinreicheren Kraftfutters bis zu 50 % Maissilage in der Trockenmasse enthalten. Die Einsatzmenge wird dadurch limitiert, dass in diesen Phasen neben einem erhöhten Energiebedarf ebenso ein erhöhter Proteinbedarf besteht. Bei einem Einsatz von über 50 % Maissilage in Kombination mit einer Grassilage kommt es zu einer Unterversorgung an Protein. Durch die Ergänzung mit einem proteinreichen Kraftfutter kann dem entgegengewirkt und der Anteil an Maissilage gesteigert werden.
Tab. 2: Grobfutterrationen für hochtragende und laktierende Schafe mit unterschiedlich hohem Maissilageanteil (in der Trockenmasse) im Vergleich zu einer grasbasierten Ration
| Grasbasierte Ration | 50 % Maissilage | 60 % Maissilage + Kraftfutter | Bedarf | |
hoch-tragend | laktierend | ||||
Wiesenheu | 0,9 | 0,6 | - |
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Grassilage | 1,1 | 0,4 | 0,5 |
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Maissilage | - | 1,0 | 1,5 |
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Kraftfutter (15% Rpr) | - | - | 0,5 |
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Mineralfuttermittel | 0,02 | 0,02 | 0,02 |
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Trockenmasse-aufnahme [kg/d] | 2,0 | 2,0 | 2,5 | 1,6-2,1 | 1,9-2,4 |
Energie [MJ ME/ d] | 18,7 | 20,8 | 27,2 | 15,4-18,7 | 18,4-26,4 |
Protein [g XP/ d] | 274 | 245 | 285 | 150-190 | 230-370 |
Zusammenfassend zeigt sich, dass die Fütterung von Maissilage vor allem bei hochtragenden und laktierenden Schafen zu einer besseren Energieversorgung führt. Werden höhere Anteile Maissilage gefüttert, ist vor allem auf einen ausreichend hohen Rohproteingehalt der Gesamtration zu achten. Einfache Rationen für hochtragende und laktierende Schafe können je zur Hälfte aus Gras- und Maissilage bestehen. Für eine genaue Bewertung sollte aber immer eine Rationsberechnung erfolgen.
Stand: Juli 2025


