Diätetik bei Hautproblemen beim Hund
Bei der Fütterung dermatologischer Patienten muss unterschieden werden, ob die Hautprobleme primär fütterungsbedingt sind (also durch die Fehlversorgung mit hautrelevanten Nährstoffen) oder primär eine andere Ursache haben und somit sekundär nutritiv unterstützt werden sollen.
Betrachtet man Dermatosen, die durch Nährstoffmängel bedingt sind, sollte hier das Augenmerk vor allem auf die Fettsäuren, Zink und verschiedene Vitamine gerichtet werden.
Fettsäuren:
Insbesondere die Linolsäure beeinflusst maßgeblich die Barrierefunktion der Haut. Die Fettsäuren in der Haut können durch die Ernährung maßgeblich in ihrer Zusammensetzung beeinflusst werden. Eine Unterversorgung mit Linolsäure führt zu einem Anstieg der proinflammatorischen Öl- und Arachidonsäure in der Haut, was entzündliche Geschehen forcieren kann. Auch die ebenfalls essentielle Alpha-Linolensäure ist an der Barrierefunktion der Haut beteiligt und sollte Beachtung finden.
Zink:
Eine Bedarfsunterschreitung mit Zink hat Haarausfall sowie parakeratotische Veränderungen v.a. im Kopf- und Gliedmaßenbereich zur Folge. Oft sind darauf borkige Auflagerungen zu sehen. Auch ein Pigmentverlust im Kopfbereich ist zu beobachten. Parallel dazu hat ein Zinkmangel auch negative Auswirkungen auf die Immunfunktion.
Vitamine:
Hier sind v.a. die Vitamine A und E hervorzuheben. Ein Vit. A-Mangel ruft eine Hyperkeratose, verringertes Haarwachstum und verstärkten Haarausfall hervor. Eine Unterversorgung mit Vit. E führt zu Schuppenbildung und Dermatitiden.
Liegt eine Hauterkrankung vor, die ihren Ursprung nicht in einem Nährstoffdefizit hat, kann hier diätetisch trotzdem unterstützt werden.
In erster Linie sollte der Bedarf an essentiellen Fettsäuren (~ 150 mg/kg KM/ Tag) gedeckt werden. Darüber hinaus kann ein Entzündungsgeschehen durch die gezielte Zulage von EPA- und DHA-reichen Fetten (v.a. Fischöl) oder auch von Gamma-Linolensäure (Nachtkerzen- oder Borretschöl) beeinflusst werden.
Die notwendige Dosierung variiert von der Gestaltung der Grundration. Allerdings kann für die Zulage von Fischöl als Faustformel 1g Fischöl/ 5 kg KM angenommen werden. Da ungesättigte langkettige Fettsäuren ein hohes Oxidationsrisiko haben, sollte auf eine gleichzeitige Supplementierung von Antioxidantien geachtet werden. Die Zufuhr von Vit. E sollte daher bis 2 mg/ kg KM/ Tag betragen.
Bei Dermatosepatienten ist zudem eine Zinkzulage von 1-2 mg/ kg KM/ Tag ratsam. Auch absorptionshemmende Komponenten wie die Phytinsäure aus Getreideprodukten sollten bei der Gesamtbetrachtung des Versorgungsstatus berücksichtigt werden.
In Hinblick auf die tägliche Vit. A-Zufuhr sollten 200 IE/ kg KM/ Tag erreicht werden. Kurzfristig können auch hochdosierte Retinoid-Gaben in Erwägung gezogen werden, langfristig sollten diese aber wegen des recht hohen toxischen Potentials stark bedarfsüberschreitender Vit. A-Aufnahmen vermieden werden (v.a. bei Leberpatienten).
Bei unspezifischem Haarausfall, stumpfem Fell oder Dermatitiden kann die Zulage von Biotin (0,5 mg/ kg KM) sinnvoll sein.
Durch die Zucht auf „besondere“ Fellfarben, kommt es in den letzten Jahren vermehrt zum Krankheitsbild der „Color dilution alopecia“ (CDA). Hierbei handelt es sich um eine Genmutation, die dazu führt, dass sich Aufhellungsvarianten der Fellfarbe ergeben. Beobachtet wird das hier v.a. silbernen Labrador Retrievern, bei der „blue line“ bullartiger Rassen und bei blauen Dackeln. Aber nicht jeder dilute Farbschlag ist CDA-assoziiert (z.B. Bearded Collie, Weimaraner).
Bei der CDA kommt es zu einer Verklumpung der Eumelaningranula in den Pigmentzellen der Haut und Haarfollikel, was in einer veränderten Lichtbrechung resultiert. Betroffene Tiere zeigen Haarausfall und tlw. Sekundärinfektionen. Eine Zulage von Omega-3-Fettsäuren, Zink und Biotin kann hier unterstützend eingesetzt werden, wenn auch nicht das Grundproblem beheben. Hierbei können die o.g. Dosierungen Einsatz finden.
Bei chronischer Hautsymptomatik mit Juckreiz und daraus bedingten Sekundärinfektionen sollte auch immer eine Futtermittelallergie in Betracht gezogen werden. Hier kann eine Eliminationsdiät angebracht sein. Eingehendere Informationen zu diesem Sachverhalt finden Sie in diesem Blogartikel:
Stand: Juni 2025