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Der Fütterungsberater

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Pferd

Die neue Energiebewertung von Pferdefuttermitteln nach GfE 2025


Die energetische Bewertung von Futtermitteln ist unabdingbar, um Pferde bedarfsgerecht zu ernähren und Rationen entsprechend zu kalkulieren. Dies gewährleistet auf der einen Seite eine ausreichende energetische Abdeckung von Pferden im Arbeitsbereich und verhindert auf der anderen Seite eine zu hohe Energieaufnahme und damit möglicherweise einhergehende Erkrankungen (EMS etc.) von Pferden im Erhaltungsbedarf.

Die bisherige Energiewertschätzung nach GfE stammt aus dem Jahr 2014 und basierte auf den folgenden drei Aspekten:

  • Die Verdaulichkeit der aufgenommenen Energie wurde über die Verdaulichkeit der einzelnen Rohnährstoffe und deren Brennwerte geschätzt
  • Der Verlust über die Methanenergie wurde über den Rohfasergehalt des Futtermittels geschätzt
  • Der Verlust über die Harnenergie wurde über den Rohproteingehalt des Futtermittels geschätzt

Daraus ergab sich der Gehalt an metabolisierbarer Energie (ME) eines Futtermittels aus der folgenden Formel:

Gültig war diese Formel für Einzelfuttermittel, Mischfutter und Gesamtrationen (mit Rfe < 8% i.d. TS und Rfa < 35% i.d. TS). Es wurden mittlere Methanenergieverluste von 2 kJ/g Rfa und mittlere Harnenergieverluste von 8 kJ/ g Rp angenommen.

Im Jahr 2019 wurde diese Formel modifiziert, indem dynamische renale Energieverluste (über N-Verbindungen und Hippursäure) stärker berücksichtigt wurden:

Die Abweichungen für proteinarme Futtermittel waren zwischen diesen beiden Schätzformeln nur marginal (ca. zwischen 0,0 und 0,2 MJ/ kg TS). Größere Differenzen von 0,5 – 2,0 MJ/ kg TS ergeben sich hierbei jedoch für proteinreichere Futtermittel (Luzerneprodukte, Extraktionsschrote etc.).

Da die Energiewertschätzung über die Rohfaser jedoch einige Ungenauigkeiten beinhaltet, wurde ein neues Energiebewertungssystem entwickelt, welches vom Rfa-Gehalt von Futtermitteln und Rationen weitgehend unabhängig ist. Dieses beinhaltet die beiden folgenden relevanten Neuerungen:

  • Die Verdaulichkeit der Energie wird über die Schätzung der Verdaulichkeit der Organischen Masse kalkuliert
  • Der Verlust über die Methanenergie wird über den organischen Rest geschätzt
  • Bei der Abschätzung der Verluste über die Harnenergie werden verstärkt die dynamischen renalen Energieverluste berücksichtigt

Daraus ergab sich der Gehalt an metabolisierbarer Energie (ME) eines Futtermittels aus der folgenden Formel:

Dabei werden die einzelnen Komponenten dieser Formel wie folgt berechnet:

  1. Bruttoenergie GE [MJ/kg TS] = 0,0236 x Rp [g/kg TS] + 0,0398 x Rfe [g/kg TS] + 0,0173 x Stä [g/kg TS] + 0,016 x Zu [g/kg TS] + 0,0189 x OR [g/kg TS]
  2. OR [g/kg TS] = (TS – Ra) – Rp – Rfe – Stä – Zu (alle in g/kg TS)
  3. OMD [%] = 58,3 + 0,0926 x Rp [g/kg TS]/ (1 - Ra [g/kg TS]/1000) – 0,0487 x NDForg [g/kg TS] + 0,502 x HFT [ml/ 200mg TS]
    OMD [%] = - K + 1,15 x OMD [%]

Abk.: OMD: OMD Schaf, OMD: OMD Pferd, K: futtermittelabhängiger Koeffzient

Vergleicht man die Formel nach GfE 2025 mit der nach GfE 2014, fällt auf, dass wesentlich mehr Laborparameter in die neue Energiebewertung einfließen (grün markiert). Dies verbessert auf der einen Seite die Schätzgenauigkeit der ME. Auf der anderen Seite erhöht es jedoch auch den laboranalytischen Aufwand erheblich. Reichte für die Berechnung der ME2014 eine „einfache“ Weenderanalyse zur Ermittlung der Rohnährstoffe aus, sind jetzt darüberhinausgehende Analysen wie die Bestimmung von Stärke- und Zuckergehalt, des Gehalts an NDForg und der Gasbildung über den HFT (Hohenheimer Futterwerttest) vonnöten.

Im Vergleich der geschätzten ME-Gehalte nach GfE 2014 vs. GfE 2025 ergeben sich teils deutliche Abweichungen. Die folgende Abbildung zeigt die durchschnittlichen Abweichungen in der ME von 200 Heuproben, die 2024 zur Routineanalyse ins LKS Labor eingeschickt wurden und zufällig ausgewählt wurden:

Es zeigt sich, dass im Mittel ME-Differenzen von +1,66 MJ/kg TS berechnet wurden. Die Heuchargen erreichten also über die ME-Geschätzung nach GfE 2025 signifikant höhere Energiegehalte.

Parallel zu den Heuproben wurden auch weitere in der Pferdefütterung übliche Futtermittel wie Stärke- und Proteinkonzentrate, Frischgras, Silagen und Fette ausgewertet. Hier zeigt sich ein indifferentes Bild.

Während für ausgewählte Getreidesorten die Abweichungen zwischen GfE 2014 und 2025 nur marginal sind, werden für Frischgras, Silagen und Proteinträger (Extraktionsschrote) um ca. 30% höhere ME-Gehalte nach GfE 2025 geschätzt.

Es ist jedoch zu bemerken, dass für die Berechnungen hier die Verdaulichkeiten aus den DLG-Futterwerttabellen entnommen wurden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die neue Energiebewertung nach GfE 2025 sowohl laboranalytisch wie auch rechnerisch aufwändiger ist, um den ME-Gehalt eines Futtermittels oder einer Ration abzuschätzen. Zahlreiche Futtermittel, v.a die Heuchargen, werden nach neuer Energieschätzung höher bewertet, was evtl. zu einer Reduzierung der täglich aufzunehmenden Futtermenge führen kann. Parallel dazu ergeben sich hier aber möglicherweise Probleme in der Equidengerechtheit der Tagesration in Bezug auf die Forderung nach einer Mindest-TS-Aufnahme an Raufutter.

 

Stand: Stand Mai 2025

 

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