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Der Fütterungsberater

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Die Proteinversorgung des Hundes unter dem Aspekt verschiedener Fütterungskonzepte - Teil 1

Betrachtet man die Proteinversorgung des Hundes, ist nicht nur die quantitative Aufnahme relevant, sondern auch die Qualität und somit Verdaulichkeit und Aminosäuren-zusammensetzung des aufgenommenen Proteins.

Der tägliche Bedarf des Hundes liegt bei 2,0 – 2,5 g vRp (= verdaulichen Rohproteins)/ kg KM0,75. Dies stellt jedoch einen Mindestwert dar. Unter heutigen Fütterungsbedingungen ist die tatsächliche Proteinaufnahme um ein Vielfaches höher. Dies ist beim gesunden adulten Hund per se auch kein Problem, sollte jedoch bei speziellen diätetischen Ansprüchen unter Umständen vermieden werden. In Anbetracht dieser Tatsache und für die Bildung gewisser Sicherheitsreserven kann der Bedarf daher auf ~ 5g vRp/ kg KM0,75 erhöht werden.

Eine Überschreitung dieser Versorgungsempfehlung kann bei langhaarigen Hunden (v.a. kleiner Rassen) im Fellwechsel mit ~20% angenommen werden. Hier ist jedoch nicht nur die Gesamtproteinaufnahme zu beachten, sondern v.a. auf eine ausreichende Versorgung mit den „fellrelevanten“ schwefelhaltigen Aminosäuren Methionin und Cystin zu achten.

Für Arbeitshunde muss nicht grundsätzlich ein erhöhter Proteinbedarf angenommen werden. Jedoch sollte dieser proportional mit der mehr zugeführten Energie angehoben werden, um endogene Stickstoffverluste auszugleichen. Zudem sichern erhöhte Proteingehalte in der Gesamtration eine ausreichend gute Akzeptanz.

Im Zuge der Suche nach alternativen Proteinquellen rücken auch in der Hundefütterung zunehmend fleischlose Rationen in den Fokus. Auch im Hinblick auf die ernährungsphysiologische Bewertung muss dabei zwischen vegetarischer und veganer Fütterung unterschieden werden. In diesem Artikel soll zunächst die vegetarische Rationsgestaltung betrachtet werden.

Hierbei wird der Protein- und Aminosäurebedarf anstelle von Fleisch und Innereien durch Milch- und Eiprodukte gedeckt. Grundsätzlich werden solche Rationen von den meisten Hunden gut akzeptiert. Die bei Katzen durch einen Laktasemangel weit verbreitete Laktoseintoleranz wird bei Hunden wesentlich seltener beobachtet. Somit stellen Milchprodukte wie Quark, Hüttenkäse oder Joghurt meist gut verträgliche Proteinquellen dar. In Kombination mit zubereitetem Ei (gekocht oder gebraten) und einer geeigneten pflanzlichen Proteinquelle wie Kartoffeln stellt diese Ration somit in Hinblick auf die Protein- und Aminosäureversorgung eine fleischlose Alternative dar. Bei der Verfütterung von Ei sollte darauf geachtet werden, dieses nicht roh anzubieten. Das im Eiklar enthaltene Avidin bindet Biotin und behindert damit dessen Bioverfügbarkeit.

Tab. 1 vergleicht das Aminosäuremuster einer fleischbasierten mit einer vegetarischen Ration und zeigt, dass hier bei bedarfsdeckender Mengenkalkulation keine Versorgungslücken entstehen (Hund, 15 kg KM, adult, Erhaltungsbedarf):

 Bedarf15 kg HundRation, Fleisch Ration, vegetarisch  
 (mg/kg)Bedarf (g)  Summe   Summe
   200g Rindfleisch75 g Reis 150 g Hüttenkäse120 g Vollei400 g Kartoffeln 
   gg ggg 
          
Arg560,842,880,313,190,751,070,42,22
His320,481,580,11,680,570,40,121,09
Iso610,922,340,252,591,191,120,442,75
Meth560,841,220,11,320,590,540,121,25
Meth+Cys1071,611,50,171,670,750,910,21,86
Leu1121,683,640,464,11,941,510,483,93
Lys560,844,320,214,531,581,070,43,05
Phe761,141,980,262,240,980,960,362,3
Thr711,072,160,212,370,870,850,322,04
Try230,350,560,060,620,240,710,121,07
Val811,222,460,372,831,251,340,42,99

Für beide Rationen wurden die relevanten Proteinträger bzw. Aminosäurequellen aufgezeigt (bedarfsdeckende Supplementierung von Öl und vitaminisierten Mineralfutter notwendig!). Die Auflistung der einzelnen Aminosäuregehalte und deren Vergleich mit dem Bedarf des Hundes zeigt, dass hier keine Versorgungslücken zu erwarten sind.

Neben dem Blick auf die Bedarfsdeckung sei jedoch auf die im Tierschutzgesetz verankerte Forderung nach einer Fütterung, die der Art des Tieres entspricht hingewiesen. So stellt es kein Problem dar, fleischbasierte Rationen regelmäßig durch vegetarische Rationen zu ersetzen. Eine rein vegetarische Fütterung, die NICHT in speziellen diätetischen Anforderungen des Hundes begründet ist (z.B. beim Portosystemischen Shunt, Leishmaniosepatienten oder ausgeprägter Futtermittelallergie) und nur auf ethischen Überzeugungen des Tierbesitzers basiert, ist aus diesem Grund abzulehnen.

Stand: April 2024

 

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