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Der Fütterungsberater

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Pferd

Endophyten im Grünland - Ein über- oder unterschätztes Problem?


Immer wieder wird diskutiert, inwieweit ein möglicher Endophytenbefall von Grünfutter unter hiesigen Bedingungen für Vergiftungsfälle bei Pferden ursächlich sein kann. Der folgende Artikel soll darüber Aufschluss geben und diese Problematik kritisch betrachten.

Endophyten sind Mikroorganismen, die im Vegetationskörper ihrer Wirtspflanzen leben. Sie verursachen an der Wirtspflanze keine Schäden und können sogar ein symbiotisches Verhältnis mit dieser eingehen. Sie erhalten von ihrem Wirt Nährstoffe und Wasser. Im Gegenzug produzieren sie u.a. Substanzen, die den Wuchs der Pflanze fördern und ihre Stressresistenz erhöhen. Bei Stressoren (Hitze, Dürre, starker Fraß etc.) signalisiert die Pflanze also “ihrem“ Endophyten, bestimmte Toxine zu bilden, um sich so besser zu schützen. Manche dieser produzierten Stoffe sind für Weidetiere schädlich. Für Pferde sind hier zum Beispiel das Alkaloid Lolitrem B oder auch das Mutterkorn-Alkaloid Ergovalin zu nennen.

Besonders häufig sind sogenannte Hochleistungsgräser betroffen. Diese zeichnen sich durch hohen Ertrag und eine gute Widerstandsfähigkeit aus. Deshalb werden sie besonders gern auch in Saatenmischungen für Weideflächen eingesetzt. Zu den wichtigsten Vertretern gehören das Deutsche Weidelgras, der Rohrschwingel und der Wiesenschwingel. Diese Gräser werden vom Hersteller teilweise gezielt mit Endophyten “beimpft“, um sie resistenter gegenüber Umwelteinflüssen zu machen und somit die Wiesen ertragreicher. In den USA und Neuseeland wird nahezu ausschließlich endophytenhaltiges Saatgut verkauft.

Daher stammten die ersten Berichte über massenhafte Vergiftungsfälle bei Weidetieren auch aus Australien/ Neuseeland und den USA. Besonders die Fallberichte zur Taumelkrankheit bei neuseeländischen Schafen sind hier eindrucksvoll in Erinnerung. Ursächlich für die „ryegrass staggers“ ist Lolitrem B, ein Neurotoxin.

Bei Pferden werden bisher verschiedenste Krankheitssymptome mit einer Endophytenvergiftung in Verbindung gebracht, wobei klinische Belege dafür rar sind, weil sich eine Endophytenbelastung zuweilen schwer nachweisen lässt:
 

Symptome, die dem Mutterkorn-Alkaloid Ergovalin zugeschrieben werden:

  • Gelenksschwellungen
  • Bewegungsunlust, Lahmheit, Hufrehe
  • Durchblutungsstörungen, v.a. an den Akren
  • Zittern, Headshaking, Krampfanfälle
  • Fruchtbarkeitsstörungen bei Stuten, Entwicklungsstörungen bei Fohlen
  • Koliken


Im Zusammenhang mit einem Endophytenbesatz an Schwingelgräsern wurden Symptome beschrieben, die u.a. mit einer deutlichen Ödembildung einhergehen:

  • Ödeme (Wassereinlagerungen) am Kopf, Hals/ Rumpf und den Geschlechtsorganen

aber auch:

  • Koliken
  • Fruchtbarkeitsprobleme bei Stuten


Zudem stehen Endophytentoxine im Verdacht, Leberschäden hervorzurufen, auf welche die folgenden Symptome hindeuten können (Abklärung erfolgt über Blutchemie):

  • Leistungsabfall, reduzierte Futteraufnahme
  • Fellprobleme (sog. Stichelhaare, struppiges, längeres Fell v.a. im Rumpfbereich)
  • Angelaufene Beine


Wie gestaltet sich nun das Vorgehen bei dem Verdacht einer Endophytenvergiftung? Wie naheliegend ist diese Verdachtsdiagnose überhaupt?

Zuerst einmal sei erwähnt, dass Saatgut in Deutschland wesentlich seltener mit Endophyten besetzt ist als in den USA oder Neuseeland. Zudem beschreibt eine Studie aus dem Jahr 2019, dass die meisten Endophyten, die dort auf Deutschem Weidelgras gefunden wurden, Peramine bilden. Diese wehren nur Insekten ab, Vergiftungsfälle bei Weidetieren sind bislang nicht bekannt. Auch das Mutterkornalkaloid Ergovalin wird hierzulande nicht von Endophyten gebildet, die ihnen ein für die Biosynthese erforderliches Gen fehlt. Die untersuchten Wiesenschwingelproben waren nahezu vollständig von Epichloe uncinata befallen. Dieser Pilz produziert Lolin-Alkaloide, die für pflanzenfressende Insekten giftig sind, nicht jedoch für Wirbeltiere. Daraus lässt sich ableiten, die die Gefahr einer Endophytentoxin-bedingten Vergiftungssymptomatik in unseren Gefilden eher unwahrscheinlich ist!

Der Nachweis von Endophyten ist über Routineanalysen in Dienstleistungslaboren aktuell leider nicht möglich. Eine sinnvolle Alternative kann es daher sein, botanisch zu prüfen, ob überhaupt die Symbiosepartner der Pilze im Futter vorhanden sind, also die betreffenden Gräserarten.

 

Stand: Oktober 2025

 

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