Ergebnisse der Grassilage Ernte 2024 (1. Schnitt) – Die Werte nach der neuen GfE-Bewertung 2023
Gemäß der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie (GfE 2023) sollen mit der Ernte 2025 die neuen Analysenparameter analysiert und ausgewiesen werden, um in der Rationsberechnung Anwendung zu finden.
Aus den Ergebnissen der Ernte 2024 wurden im Nachfolgenden die neuen Parameter berechnet. Da zu den Aminosäuregehalten keine Angaben vorlagen, wurden Literaturdaten verwendet (unterhalb der Tabelle angegeben).
Auf eine Beschreibung des neuen Systems und seiner Funktionsweise soll an dieser Stelle nicht eingegangen werden - hier sei auf diverse Veröffentlichungen verwiesen. Trotzdem erfolgt zum besseren Verständnis und zur Vereinfachung der Lesbarkeit der Tabellen eine kurze Erläuterung der wichtigsten Begriffe.
OMD (Verdaulichkeit der organischen Substanz)
Die Verdaulichkeit der Organischen Substanz wird aus den Rohnährstoffen und in vitro Parametern (HFT oder ELOS) berechnet. Sie wird für die Bestimmung der Umsetzbaren Energie und des mikrobiellen Rohproteins benötigt.
MEGfE_2023 (Umsetzbare Energie)
Die Umsetzbare Energie wird in einem dreistufigen Verfahren – Verdaulichkeit der Energie und Berücksichtigung von Harn- und Methan-Energieverlusten - bestimmt und kann sich auf Grund der anderen Verfahrensweise von der bisherigen Umsetzbaren Energie (GfE, 2001) mitunter deutlich unterscheiden. Da Futtermittelbewertung und Bedarfsableitung eine Einheit bilden, ist die MEGfE_2023 in der Rationsberechnung nur bei Anwendung der neuen Bedarfsnormen zu verwenden. Das bedeutet, dass die neuen Werte derzeit nur bei Milchrindern angewendet werden können.
sidP (dünndarmverdauliches Protein)
Das sidP stellt das dünndarmverdauliche Protein dar. Sachlogisch ist es die Summe aus dünndarmverdaulichem mikrobiellem Protein und dünndarmverdaulichem UDP. Es ist mit den Proteinparametern anderer Systeme vergleichbar (APDE, DVE, MP).
RMD (ruminale mikrobielle Differenz)
Die RMD stellt die Differenz zwischen dem im Pansen abgebauten Rohprotein und dem mikrobiellen Rohprotein dar. Die Differenz wird in g Rohprotein/kg TM ausgedrückt. Die RMD ist nicht direkt mit der RNB (Ruminale Stickstoff Bilanz) vergleichbar, da beide eine andere Bezugsbasis haben (Rohprotein vs. Stickstoff), unterschiedlich berechnet werden (RMD = RDP – MCP vs. RNB = CP – nXP) und auch unterschiedliche UDP-Werte (9,8% vs. 15%) verwendet werden.
RDP = im Pansen abgebautes Rohprotein, MCP = mikrobielles Rohprotein, CP = Rohprotein, nXP = nutzbares Rohprotein
sidLys, sidMet und sidHis (dünndarmverdauliche Aminosäuren Lysin, Methionin und Histidin)
Neben dem sidP kann und soll auch mit den dünndarmverdaulichen Aminosäuren gerechnet werden. Die wichtigsten erstlimitierenden Aminosäuren, welche in der Ration auch gezielt durch pansenstabile Produkte ergänzt werden können, sind Lysin, Methionin und Histidin.
Auswertung der Grassilagen aus dem Jahr 2024
Energiegehalt (ME)
Der Energiegehalt der Grassilagen liegt im Mittel bei 9,8 MJ ME/ kg TM. Die großen Reserven bei der Erzeugung von hochwertigen Grassilagen zeigen sich auch bei den 25 % „schlechtesten“ Silagen. Hier liegen die mittleren Energiegehalte bei 8,7 MJ ME/kg TM (Tab. 2). Der Abstand zu den 25% besten Silagen beträgt immerhin 2,2 MJ ME/ kg TM. Hintergrund ist der in vielen Fällen (witterungsbedingte) zu späte Schnitt. Eine Ergänzung mit energiereichen Konzentraten ist hier zwingend notwendig, wenn auch teurer.
sidP (dünndarmverdauliches Protein)
Das sidP liegt im Mittel bei 80,3 g/kg TM. Ziel sollte >80 g sein. Unter der Annahme, dass der Bedarf an sidP bei 65 g/kg ECM liegt (inkl. 5% Zuschlag), entspricht der Wert einem Milcherzeugungswert von ~ 1,25 kg ECM. Der Unterschied zwischen den 25 % „besten“ und „schlechtesten“ Silagen liegt bei 16 g/ kg TM (Tab. 2). Dies bedeutet ein Milcherzeugungswert von ~ 0,25 ECM/ kg TM.
RMD (ruminale mikrobielle Differenz)
Die RMD liegt im Mittel bei 33,1 g/kg TM. Höhere Werte ergeben sich aus der Kombination eines hohen Rohproteingehaltes und damit hohen Gehaltes an RDP sowie einer niedrigen OMD und damit niedrigeren mikrobiellen Proteinsynthese. Ein eventueller Rohproteinüberschuss muss bei der Rationsgestaltung durch den Einsatz von Futtermitteln mit negativer RMD (Maissilage, Getreide, Pressschnitzel) ausgeglichen werden. Auch wenn aktuell die Erfahrung fehlt und aus diesem Grund die Angabe eines Zielwertes für die RMD in Rationen schwierig ist, kann mit aller gebotener Vorsicht ein typischer Bereich von 0-15 g RMD/kg TM angenommen werden. Ziel sollte auf jeden Fall ein niedriger Rohproteinüberschuss sein.
sidLys, sidMet und sidHis (dünndarmverdauliche Aminosäuren Lysin, Methionin und Histidin)
Bei den dünndarmverdaulichen Aminosäuren zeigt sich naturgemäß der gleiche Trend wie beim sidP. Die Gehalte für sidLys, sidMet und sidHis liegen bei 6,42 g/kg TM, 1,99 g/kg TM und 1,66 g kg TM.
Tab.1: Futterwert der Grassilagen 1. Aufwuchs 2024
Trockenmasse | % | 35,0 |
| GfE (2001) |
|
Rohprotein | g/ kg TM | 149 |
NEL | MJ/ kg TM | 5,8 |
ME | MJ/ kg TM | 9,8 |
nXP | g/ kg TM | 138 |
RNB | g N/ kg TM | 1,8 |
| GfE (2023) |
|
OMD | % | 74,4 |
ME | MJ/ kg TM | 11,0 |
sidP | g/ kg TM | 80,3 |
RMD | g/ kg TM | 33,1 |
sidLysin | g/ kg TM | 6,42 |
sidMethionin | g/ kg TM | 1,99 |
sidHistidin | g/ kg TM | 1,66 |
Lysin 3,8 g/100 g N, Methionin 1,2 g/100 g N, Histidin 1,4 g/100 g N
Tab.2: Futterwert der Grassilagen 1. Aufwuchs 2024, oberes und unteres Viertel der Proben sortiert nach dem Energiegehalt
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| Sachsen | |
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| oberes | unteres |
Trockenmasse | % | 37,2 | 34,2 |
|
| GfE (2001) | |
Rohprotein | g | 162 | 129 |
NEL | MJ | 6,6 | 5,0 |
ME | MJ | 10,9 | 8,7 |
nXP | g | 146 | 127 |
RNB | g N | 2,6 | 0,4 |
|
| GfE (2023) | |
OMD | % | 80,9 | 67,2 |
ME_GfE2023 | MJ | 12,1 | 9,7 |
sidP | g | 87,8 | 71,8 |
RMD | g | 35,2 | 25,2 |
sidLysin | g | 7,0 | 5,8 |
sidMethionin | g | 2,2 | 1,8 |
sidHistidin | g | 1,8 | 1,5 |
Lysin 3,8 g/100 g N, Methionin 1,2 g/100 g N, Histidin 1,4 g/100 g N
Stand: Juni 2025