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Der Fütterungsberater

Ein Blog zu Futtermittelanalytik, Tiergesundheit, Fütterung und Diätetik.

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Futtermittel & Laboranalytik

Ergebnisse der Grassilage Ernte 2024

Der erste Schnitt der Grassilageernte 2024 ist abgeschlossen und wird bereits verfüttert.

Die durchgeführten Analysen der Grassilagen des 1. Schnittes lassen folgende Rückschlüsse auf die Qualität zu.

Tab.1 Futterwert der Grassilagen 1. Aufwuchs

Jahr 201920202021202220232024
Trockensubstanz % 33,538,333,135,732,336,0
NELMJ/TM6,26,56,06,26,16,4
nutzbares Rohproteing/TM138141134137137142
rNBg/TM+1,0+1,3+0,5+1,6+2,3+2,1
Rohproteing/TM145150137147151155
Proteinlöslichkeit% Rpr626465646561
UDP (über Fraktionierung)% Rpr201821191819
Rohfaserg/TM251234260246251238
aNDFomg/TM429398465459468445
NDFD-30% NDF585759615759
NDFD-240 (uNDFD)% NDF76,075,678768085
ADFomg/TM275256289275279263
Zuckerg/TM619556645475
Rohascheg/TM8485969710198
Calciumg/TM5,15,65,05,25,05,3
Phosphorg/TM3,03,13,43,33,53,7
Natriumg/TM0,91,21,01,01,11,1
Magnesiumg/TM1,71,91,81,81,81,9
Kaliumg/TM252626272829
Schwefelg/TM2,22,32,32,32,32,5
Chlorg/TM6,27,77,07,57,17,0
Kupfermg/TM766666,3
Zinkmg/TM334035353633
Manganmg/TM788390818891
Eisenmg/TM404505546459572511

Der Trockensubstanzgehalt liegt im Mittel mit 36% über den Werten der Vorjahre und damit im oberen Bereich des Optimums (28-35%).  Nur 6% der Proben weisen einen extrem niedrigen Trockensubstanzgehalt von <25% auf. Dieser Bereich ist kritisch zu sehen, da sich die Gefahr der Fehlgärung (Clostridien Wachstum, Buttersäurebildung, Bildung von biogenen Aminen) und damit ein schlechter Konserviererfolg erhöht (siehe auch Anteil Proben mit Buttersäure, Tab. 8). Weiterhin nehmen technische Problem wie das Abrutschen des Silostocks oder Schwierigkeiten beim ordnungsgemäßen Mischen der Mischration zu. Ein weiteres Problem stellt der notwendige hohe Milchsäuregehalt in solchen Silagen dar. Dies ist bei der Verfütterung mit zu berücksichtigen, d. h., bei diesen Silagen sollten dringend die Gärsäuren mit untersucht werden.

Tab. 2: Verteilung der Proben nach Trockensubstanzgehalts-Klassen (% der TS)

Trockensubstanz (%)Jahr<2525-3031-3536-40>40
Anteil Proben (%)20211926221617
Anteil Proben (%)2022724301722
Anteil Proben (%)20231427281713
Anteil Proben (%)2024616272427

Anders als bei den zu nassen Silagen liegen 27% aller Proben mit >40% Trockensubstanz in einem kritischen Bereich. Hier erhöht sich die Gefahr der Nacherwärmung und Schimmelbildung deutlich. Nur durch akkurates Festfahren und dem Einstellen geeigneter kurzer Häcksellängen erreicht man die notwendige Verdichtung des Silostocks. Notwendig ist auch der Einsatz eines DLG-geprüften Siliermittels der Klasse 2 (Verbesserung der aeroben Stabilität). Der überwiegende Teil der Betriebe hat diese Herausforderung gut bewältigt. Dies zeigt sich in dem Anteil an Silagen mit sichtbaren Schimmelbefall (vgl. Tab. 7) und in der Auswertung der mikrobiologischen Untersuchung (nur 12% aller Proben wiesen einen überhöhten Besatz mit Hefen auf).

Tab. 3: Verteilung der Proben nach Milchsäuregehalts-Klassen (% der TS)

Milchsäure (% TS)Jahr<22-44,1-88,1-12>12
Anteil Proben (%)202175393316
Anteil Proben (%)202222550194
Anteil Proben (%)20230,53364318
Anteil Proben (%)20242,06364610

Die Auswertung der Milchsäuregehalte zeigt, dass 56% der Proben über 8% liegen. Dies ist bei der Verfütterung mit zu berücksichtigen. Hintergrund ist die optimale Ernte mit höheren Zuckergehalten.

Der mittlere Energiegehalt von 6,4 MJ NEL/kg TS liegt im Optimum (6,4-6,8 MJ NEL/kg TS) für Grassilagen, welche an laktierende Rinder verfüttert werden soll. Die Hälfte aller Silagen wurden zum optimalen Zeitpunkt (6,4-6,8 MJ NEL/kg TS) geerntet und 77% der Proben liegen in einem normalen Bereich (5,8-6,8 MJ NEL/kg TS). Dies ist entspricht dem Ergebnis des Vorjahres und ist deutlich besser als 2021. Der Anteil an Proben mit weniger als 5,8 MJ NEL/kg TS liegt bei 6% und damit deutlich unter dem Durchschnitt des Jahres 2021 (30%, vgl. Tab. 4).

Tab. 4: Verteilung der Proben nach Energiegehalts-Klassen (MJ NEL/kg TS)

Energie (MJ NEL)Jahr<5,45,4-5,75,8-6,36,4-6,8>6,8
Anteil Proben (%)2021121849138
Anteil Proben (%)202241147299
Anteil Proben (%)202361142347
Anteil Proben (%)202424275017

Der Rohproteingehalt liegt in diesem Jahr mit 155 g/kg TM über dem Werten der Vorjahre (137 bzw. 147 g/kg TM für 2021 und 2022) aber auf dem Niveau der letzten fünf Jahre  (137-161 g/kg TM). Aktuell liegen nur 9 % aller Proben bei einem Rohproteingehalt kleiner 12 % in der Trockensubstanz (Tab. 5). Das bedeutet, dass bei diesen Silagen auch im Jungrinder- und Trockensteherbereich Rohprotein zugefüttert werden muss. Der niedrigere Gehalt ist in vielen Fällen entweder auf den zu späten Erntezeitpunkt (>28% Rohfaser) oder auf nur regional aufgetretene Trockenheit zurückzuführen. Ca. 51 % der Proben zeigen einen normalen (14-18%) und 18% der Proben einen hohen Rohproteingehalt (>18%). Rohprotein ist ein wertbestimmender Inhaltssoff für Grassilagen und relativ teuer im Zukauf. Ziel sollten 160 bis 180 g/kg TM sein, wenn Grassilage an laktierende Kühe verfüttert werden soll. Hier liegt für die Betriebe auch in diesem Jahr eine große Herausforderung, zumal der Zukauf von Rohprotein der größte Kostenfaktor ist. Neben einer regelmäßigen Futtermittelanalytik, Rationsberechnung und einem strengen Fütterungscontrolling sollten auch Strategien zur Proteinabsenkung in der Ration in Betracht gezogen werden (N-angepasste bzw. N-reduzierte Fütterung).

Tab. 5: Verteilung der Proben nach Rohproteingehalts-Klassen (%/kg TS)

Rohprotein (%)Jahr<120120-140141-180>180
Anteil Proben (%)20212531395
Anteil Proben (%)20221324549
Anteil Proben (%)202311235313
Anteil Proben (%)20249215118

Aufgrund des in den meisten Fällen frühen bis normalen Erntetermins liegen die Fasergehalte (Rohfaser, ADFom, NDFom) unter denen des Vorjahres (vgl. Tab. 1). Immerhin liegen mehr als 2/3 der Proben in einem normalen Bereich (20-28% Rohfaser bzw. 40-50% NDFom). Dies erleichtert bei der Rationsberechnung die Absicherung der notwendigen Mengen an strukturwirksamer Faser.

Neben dem Gehalt an NDFom wird die Futteraufnahme auch durch die NDF-Verdaulichkeit (NDFD-30) beeinflusst. Ziel ist eine hohe NDF-Verdaulichkeit (60-70% für NDFD-30). Knapp die Hälfte der Proben (46%) weisen eine zufriedenstellende NDF-Verdaulichkeit auf (Tab. 6). Neben den Maßnahmen der Grünlandpflege sind es vor allem der Erntezeitpunkt und der gesamte Silierprozess, welche die NDF-Verdaulichkeit maßgeblich beeinflussen.

Tab.6: Verteilung der Proben nach NDF-Verdaulichkeits-Klassen (% der NDF)

NDFD-30 (% d. NDF)Jahr<5050-6061-70>70
Anteil Proben (%)2021656317
Anteil Proben (%)2022445438
Anteil Proben (%)2023962282
Anteil Proben (%)2024747442

Die Auswertung des Konserviererfolges zeigt, dass nur 6% aller Proben einen schlechten bis sehr schlechten Konserviererfolg haben (vgl. Tab 7). Dies ist deutlich weniger als im Vorjahr (16%) und auf die überwiegend günstigen Witterungsbedingungen zum Erntezeitpunkt zurückzuführen. Die Ursache für einen schlechten Konserviererfolg ist die unerwünschte Vermehrung von Clostridien und die damit verbundene Bildung von Buttersäure (vgl. Tab. 8, 11% der Proben haben einen Gehalt >0,3% in der TS). Hier gilt es alle Möglichkeiten, z. B. durch den Einsatz geeigneter DLG-geprüfter Siliermittel (Klasse 1 a), zu nutzen. Ein schlechter Konserviererfolg hat nicht nur den Verlust wertvoller Nährstoffe zur Folge, sondern beeinflusst auch die Gesundheit und damit Leistungsfähigkeit der Tiere negativ.

Tab. 7: Konserviererfolg der Grassilagen 1. Schnitt, 2020-2024

 20202021202220232024
 Anteil Proben in % 
Konserviererfolg     
Note 1+29274886784
Note 4+52,4134166
Buttersäure     
>0,3% d. TS0,418,59,45911
>0,5% d. TS0,011,97,9315,4
Essigsäure (>5,5% d. TS)1,810,12,92,02,7
mit Schimmel4,83,45,33,23,2
Ammoniak (>8% des Gesamt-N)34,931,114,2236
Pepsinunlösliches Rohprotein (>30%)1,07,56,67,47,6
pH-Wert4,54,34,44,54,4

Tab. 8: Verteilung der Proben nach Buttersäuregehalts-Klassen (% der TS)

Buttersäure (%)Jahr<0,30,3-0,50,6-1,0>1,0
Anteil Proben (%)202181748
Anteil Proben (%)202291144
Anteil Proben (%)202341281516
Anteil Proben (%)202489632

Im ersten Schnitt konnten überwiegend gute bis sehr gute Energie- und Nährstoffgehalte erzielt werden. Regional gab es aber erhebliche Einschränkungen bei der Ernte durch starke Niederschläge und Hochwasser.

 

Stand: Juli 2024

 

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