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Der Fütterungsberater

Ein Blog zu Futtermittelanalytik, Tiergesundheit, Fütterung und Diätetik.

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Futtermittel & Laboranalytik

Fruktangehalt in Grasaufwüchsen und Grassilagen

Für eine bessere Einschätzung der Siliereigenschaft des Grünlandaufwuchses ist auch die Untersuchung auf wasserlösliche Kohlenhydrate (Zucker + Fruktane) sinnvoll. Die Kenntnis des Gehaltes an wasserlöslichen Kohlenhydraten in Grassilagen dient in der Rationsberechnung auch zur Vermeidung eines Azidoserisikos.

Die aktuell anhaltend kühle aber sonnige Witterung kann bei Gräsern zu einer verstärkten Umwandlung von Zucker in Fruktane führen. Fruktane werden als Speicher-Kohlenhydrate in vegetativen Pflanzenteilen eingelagert. Sie dienen der Pflanze als Energiequelle, wenn der Energiebedarf höher ist als die netto Fotosynthese. Gräser sind in der Lage höhere Mengen an Fruktanen zu speichern. Leguminosen (Klee, Luzerne, Landsberger-Gemenge) und Mais dagegen nicht. In Tab. 1 ist der Gehalt für verschiedene Grobfuttermittel dargestellt.

Tab. 1: Mittlerer Fruktangehalt [g/kg TS] in ausgewählten Futtermitteln Futtermittel

FuttermittelGrassilageLuzernesilageHeuMaissilage
Mittelwert5618555,7
Standardabweichung219182,8
Min08181,1
Max113288210,4

Futtermittellabor der LKS mbH, 2020

Fruktane sind Oligosaccharide aus n x Fructose (6-200). Die Fruktosemoleküle sind 2,6 ß-glycosidisch gebunden. Eine ß-glykosidische Bindung kann nicht durch körpereigene Enzyme gespalten werden. Nur Bakterien, Hefen und Schimmelpilze sind in der Lage Fruktane energetisch zu verwerten. Fruktane sind wasserlöslich und haben einen süßen Geschmack.

Im Allgemeinen ist bis zum Ährenschieben ein Anstieg der Konzentration zu verzeichnen. Der Gehalt ist, im Gegensatz zum Zucker, von der Tageszeit relativ unabhängig. In den Stängel ist die Konzentration höher als in den Blättern. Durch einen hohen Verlust an Blättern während der Ernte, kann es also zu einem (relativen) Anstieg der Fruktane kommen. Im Frühjahr steigt der Gehalt an Fruktanen bei sonnigen aber kühlen Bedingungen an, während er bei bedeckter Witterung eher niedriger ist. Im Sommer führt auch eine sonnige aber trockene Witterung zu einem Anstieg des Fruktangehaltes.

Da auch Milchsäurebakterien Fruktane verwerten können, tragen Fruktane auch zur Milchsäurebildung bei und beeinflussen den Silierprozess positiv(https://sfamjournals.onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1111/j.1365-2672.1995.tb00941.x).

Beim Wiederkäuer ist der Hauptort der Verdauung der Fruktane der Pansen (ttps://www.jstage.jst.go.jp/article/jgam/44/2/44_2_167/_article/-char/ja/), sie können im Dünndarm nicht verdaut werden. Fruktane haben aber auch eine verbessernde Wirkung auf die Darmflora (fördern Bifidobakterien). Da sie eine ähnliche Wirkung wie Zucker (Mono- und Disaccharide) haben, fördern sie die Pansenbakterien, den Faserabbau, die Essigsäureproduktion und damit die Milchfettsynthese. In hohe Mengen führen Fruktanen jedoch zur Azidose (Pansenfermentationsstörung) und Laxieren (Durchfall). Experimentell konnte auch der Nachweis erbracht werden, das sehr hohen Gaben von Fruktanen zu Klauenrehe führen.

In der Rationsberechnung und ernährungsphysiologischen Einschätzung sind Fruktane dem Zucker gleichgestellt. Aus diesem Grunde, sind sie bei der Rationsberechnung mit zu berücksichtigen. Die Summe aus Zucker und Fruktane wird als wasserlösliche Kohlenhydrate (WLK) bezeichnet. In Tab. 2 sind die Orientierungswerte für wasserlösliche Kohlenhydrate und Stärke dargestellt.

Tab. 2: Orientierungswerte für wasserlösliche Kohlenhydrate (WLK) und Stärke (M. Hoffmann, 2012)

ParameterEinheitOptimumGrenzwert
Stärke¹ + WLKH²g/kg TS240-260280³
davon Stärkeg/kg TS200220
 g/Tier u. Tag< 5.500<6.000
davon WLKHg/kg TS60-7070
 g/Tier u. Tag<1.200<1.500
Durchflussstärke*g/Tier u. Tag800-1.200<1.500

1) nach VDLUFA Bd.3.7.1.3. als Saccharose berechnet

2) wasserlösliche Kohlenhydrate (WLK) = Glukose + Fruktose + Saccharose + Fruktane

3) für gesundheitlich instabile Herden (u.a. hohe Zellzahlen, Klauenprobleme) < 200 g Stärke und < 60 g WLK je kg TS der Ration

4) = beständige Stärke = by pass starch

In der routinemäßigen Analytik werden aktuell nur die Zucker analysiert und ausgewiesen. Sollte es Hinweise auf einen azidotische Stoffwechsellage geben, vermehrt Klauenerkrankungen oder dünner Kot bis Durchfall auftreten, ist eine Untersuchung auf Fruktane angeraten. Die Korrelation zwischen dem Zucker- und dem Fruktangehalt ist mit 0,41 zwar positiv aber relativ gering. Aus einem niedrigen Zuckergehalt kann also nicht auf ein niedrigen Fruktangehalt geschlossen werden.

Stand: April 2021

 

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