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Der Fütterungsberater

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Fütterung bei Exokriner Pankreasinsuffizienz (EPI)


Eine exokrine Pankreasinsuffizienz ist durch einen Mangel der für die Verdauung verschiedener Nahrungsbestandteile verantwortlichen Enzyme gekennzeichnet und verläuft meist chronisch. Sie kann aus einer akuten Pankreatitis (= Entzündung der Bauchspeicheldrüse) heraus entstehen oder auch losgelöst von dieser auftreten. Betroffene Tiere magern trotz erhaltenen Appetits und guter Futteraufnahme deutlich ab, setzen hochfrequente Mengen voluminösen Kotes, welcher unverdaute Nahrungsbestandteile enthalten kann, ab und zeigen mit der Zeit ein reduziertes Allgemeinbefinden. Besonders für den Deutschen Schäferhund scheint es auch eine Rasseprädisposition zu geben. Blutchemisch fällt meist ein reduzierter Cobalaminspiegel auf.

Die Grundzüge einer angepassten Fütterung zielen zum einen auf die Substitution der fehlenden körpereigenen Enzyme und zum anderen auf ein angepasstes Nährstoffprofil ab. Am stärksten betroffen ist bei erkrankten Tieren die Fettverdauung, da die dafür zuständigen Lipasen nur im Pankreas gebildet werden. Auch die Stärkeverdauung ist durch das Fehlen von Amylase stark eingeschränkt. Die Verdauung von Proteinen hingegen beginnt bereits im Magen und findet auch in der Dünndarmschleimhaut statt, so dass hier keine so starke Beeinträchtigung wie bei den beiden o.g. genannten Nährstoffgruppen zu beobachten ist. Die Verdauung von Disacchariden (z.B. Saccharose und Laktose) ist gar nicht betroffen.
 

Eine geeignete Ration zeichnet sich dadurch durch folgende diätetische Konzepte aus:

  • Deutliche Fettreduktion unter Sicherstellung der Versorgung mit essentiellen Fettsäuren: Dabei sollte vor allem auf die Fütterung fettreicher Fleischabschnitte verzichtet werden. Im Gegenzug sollte die Zufuhr an essentiellen Fettsäuren (Linol- und Alpha-Linolensäure) ca. 50% über dem Bedarf liegen, um die beeinträchtigte Fettabsorption auszugleichen. Andersfalls drohen Haut- und Fellprobleme. Werden Pankreasenzyme ergänzt (siehe unten), kann die Gesamtfettmenge in der Ration auch erhöht werden.
  • Wie schon erwähnt, können Proteinträger in größeren Mengen eingesetzt werden, da deren Verdauung nicht so stark beeinträchtigt ist wie die der Fett- und Kohlenhydratträger. Ideal sind hier magere Fleisch- und Fischsorten mit nur geringem Bindegewebsanteil. Auf große Mengen pflanzlicher Proteinträger sollte verzichtet werden.
  • Als Kohlenhydratträger sollten solche zum Einsatz kommen, deren Stärke schon hochverdaulich aufgeschlossen ist. Dies kann eine Kombination aus mechanischer und thermischer Verarbeitung sein, also z.B. aufgekochte Getreideflocken. Gut verdaulich sind zudem Zuckerverbindungen, da deren enzymatische Verdauung nicht über das Pankreas erfolgt.
  • In Hinblick auf die Vitaminversorgung ist v.a. den fettlöslichen Vitaminen Beachtung zu schenken (Vit. A, D, E und K), da hier eine gestörte Resorption vorliegt. Zudem wird Vit. K im Gegensatz zu den anderen kaum gespeichert und die Synthese, die normalerweise mikrobiell im Dickdarm erfolgt, ist gestört.
  • Durch den Ausfall des pankreatischen Intrinsic Factors, der maßgeblich am Transport von Vit. B12 beteiligt ist, zeigen betroffene Hunde häufig stark reduzierte Vit. B12-Serumspiegel. Daher wird empfohlen, über 4 bis 6 Wochen 250-1500 µg Cobalamin (5 – 45 kg KM) parenteral zu applizieren. Auf Dauer hat sich nach aktuellen Forschungsergebnissen auch eine weiterführend orale Supplementierung bewährt.
     

Enzymsupplementierung:
Die durch die eingeschränkte Pankreasfunktion fehlenden Enzyme können über die Fütterung ersetzt werden und werden in Kapsel- oder Pulverform angeboten. Alternativ kann hier auch frisches (bzw. eingefrorenes) Rinderpankreas gefüttert werden. Ideal sind Präparate, die im Futter vermengt werden können. Wird die Ration dann vor der Verfütterung noch ca. 30 Minuten inkubiert, findet es extrakorporale Vorverdauung im Futternapf statt. Anzumerken ist hierbei jedoch, dass sich das Futter dabei auch sensorisch verändert, was evtl. Akzeptanzprobleme bedingen kann.
 

Fütterungsmanagement:
Bedingt durch die insgesamt verringerte Gesamtverdaulichkeit ist es meist notwendig, die Gesamtfuttermenge zu erhöhen. Um die Verdauung zeitgleich zu entlasten, sollte die Tagesration in 3 bis 4 kleineren Rationen angeboten werden. Zu vermeiden sind abrupte Futterwechsel. Bei stark reduzierter Pankreasfunktion sollte das Futter, wie oben erwähnt, bereits ca. 30 Minuten vor der Verfütterung mit einem Enzymsubstrat versetzt werden.
 

Vor allem bei zum Zeitpunkt der Diagnosestellung weisen viele Patienten eine Dysbiose im Dickdarm auf. Dies ist mit dem Anfluten hoher Mengen unverdauter Proteine zu begründen. Dadurch kommt es zu einer Verschiebung der physiologische Darmflora zugunsten proteolytischer Bakterien, v.a. Clostridien. Im Zuge einer diätetischen Betreuung sollte daher das Darmmikrobiom stabilisiert werden. Dies kann durch den Einsatz präbiotisch wirksamer Substanzen, wie z.B. fermentierbarer Fasern erfolgen. Auch ein Einsatz von Probiotika (Enterobacteriaceae und Laktobazillen) ist möglich. Primär ist aber auch die Entlastung mit Proteinabbauprodukten wichtig, was durch eine ausreichende Proteinqualität und eine Supplementierung proteinabbauender Enzyme sichergestellt werden sollte.

 

Stand: Juni 2025

 

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