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Der Fütterungsberater

Ein Blog zu Futtermittelanalytik, Tiergesundheit, Fütterung und Diätetik.

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Fütterungskontrolle durch den Herdenmanager

In der praktischen Arbeit eines Fütterungsberaters fällt immer wieder auf, dass viele Herdenmanager über die Fütterung in ihrem Stall unzureichend oder gar nicht informiert sind. Erhebungen haben ergeben, dass Herdenmanager meist nur einen ganz geringen Teil ihrer Arbeitszeit für die Fütterung bzw. das Fütterungscontrolling verwenden.

Dabei sichert das umfangreiche Wissen über die Fütterung im eigenen Stall nicht nur die Tiergesundheit, sondern auch ein hohes Leistungsniveau und die Wirtschaftlichkeit der tierischen Produktion.

Die folgenden Punkte sollen eine Orientierungshilfe für alle Verantwortlichen sein, die nicht selbst jeden Tag füttern.

Aussagen von Herdenmanagern, wie:

  • „Das habe ich nicht gewusst!“,
  • „Ich habe am Wochenende selber gefüttert, da ist mir aufgefallen, dass bei uns schon länger einiges nicht stimmen kann.“ oder
  • „Was ist denn hier los?“,

sollten in der Praxis nicht vorkommen, sind aber im Alltag eines Beraters leider immer da.

Bei Veränderungen in der Milchmenge, den Inhaltsstoffen, bei schwankenden Futtermengen und anderem gilt meistens: „Von nichts ändert sich nichts“. Unsere Kühe sind Gewohnheitstiere und mögen Veränderungen überhaupt nicht, welcher Art auch immer. Also wäre es doch deutlich besser, wenn das Management agiert, ehe uns die Kühe Mängel aufzeigen.

Das Fütterungscontrolling ist schon sehr zeitaufwendig und muss dennoch jeden Tag durchgeführt werden. Dabei ist nicht jede Kontrollmaßnahme jeden Tag erforderlich. Im Folgenden werden die wichtigsten Kontrollpunkte zusammengefasst, die Aufzählung könnte sicher um viele Punkte erweitert werden und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Wenn Herdenmanager zukünftig einige Punkte in ihre tägliche Routine aufnehmen, wäre das ein größerer Qualitätssprung im Fütterungscontrolling.

Abschließend werden die Kontrollmaßnahmen in einer Art Checkliste zusammengefasst und auf mindestens notwendige Zeiträume aufgeteilt und können damit dem Herdenmanager als tägliche Hilfe dienen.

Die Checkliste enthält Ziel – Kennzahlen, die der Orientierung dienen. Eine betriebsspezifische Anpassung kann sinnvoll sein.

1. Futtermittel und Futtermittellagerstätten

  • Einschätzung der Sensorik der Futtermittel (Aussehen, Geruch, Schimmelnester, Temperatur)
  • Kontrolle des TS – Gehaltes der Silagen mittels Wringprobe, Mikrowelle, Heißluftfritteuse o.a.
  • Vergleich mit vorliegenden Attesten
  • Bei größeren Veränderungen der Sensorik und / oder der Molkereidaten (Punkt 3.)  Futtermittelproben zur Analyse ins Labor einsenden
  • Sauberkeit der Lagerstätten
  • Inventur der Futterbestände

2. Futtertischmanagement

  • wurde Restfutter beräumt?
  • Optisches Bild der gefütterten Rationen (Anteil zu langer Futterteile, musig, homogen)
  • liegt ausreichend Futter vor den Tieren?
  • stimmt das Timing des Fütterns? – Abstimmung mit den Melkzeiten (ist frisch gefüttert, wenn die Kühe vom Melken kommen?)
  • Verteilung der Rationen auf dem Futtertisch (wird die volle Länge ausgenutzt)
  • Konsistenz der Rationen (zu trocken oder zu feucht)
  • gibt es „Leck – oder Fraßlöcher“, die auf selektives Fressen hindeuten
  • Häufigkeit und Qualität des Futterranschiebens
  • Kontrolle Wiederkauen (Kauschläge bei mehreren Tieren zählen)
  • Rückwaage Restfutter, ggf. zusätzlich TM – Bestimmung und Ermittlung des Faser - und Stärkegehaltes im Restfutter
  • Exakte Futteraufnahme bestimmen – entsprechen die gefütterten Mengen den Rationsberechnungen (gefütterte Mengen minus Restfutter geteilt durch die Kuhzahl)
  • Kontrolle der Tränken auf Sauberkeit (tägliche Reinigung durch das Stallpersonal, häufige Kontrolle durch den Herdenmanager)
  • Nutzung der gelieferten Daten bei AMS und vorhandenen Sensoren in herkömmlichen Ställen (Fressdauer, Wiederkauaktivität u.a.)
  • Kontrolle Futtermischwagen auf Sauberkeit
  • Kontrolle Wiegegenauigkeit des Futtermischwagens (es treten in der Praxis immer wieder größere Mängel auf!!!):
  • Futtermischwagen leer wiegen (Überfahrwaage)
  • Ration so genau wie möglich laden
  • vollen Futtermischwagen wiegen
  • Abweichungen berechnen, ggf. Service bzw. Reparatur

3. Molkereidaten

  • Kontrolle der Milchmenge – des Melkdurchschnittes
  • Kontrolle Inhaltsstoffe (Fett, Eiweiß, Harnstoffgehalt, Fett – Eiweiß – Quotient [FEQ])
  • Bei größeren Abweichungen siehe Punkte 1. und 2.
  • Eutergesundheit (somatische Zellzahlen)

4. MLP

  • Auswertungsprogramme und vorhandene Unterlagen intensiv nutzen, auswerten und Rückschlüssen ziehen
  • Kontrolle Inhaltsstoffe: Fett (einschließlich Fettmenge), Eiweiß, Harnstoffgehalt, Fett – Eiweiß – Quotient [FEQ])
  • Verdacht auf Azidose (prozentual zum Bestand)
  • Verdacht auf Energiemangel (prozentual zum Bestand)
  • Überprüfung der Persistenz (Melkdurchschnitt 2. Laktationsdrittel im Vergleich zum 1. Laktationsdrittel)
  • Kontrolle Fruchtbarkeitsdaten und Vergleich zu den betrieblichen Zielen
  • Kontrolle Eutergesundheit (somatische Zellzahl)

5. Kontrolle der Fütterung am Tier

  • Kotkonsistenz (beim täglichen Stalldurchgang beurteilen) – nach Skidmore (1990)
  • Körpertemperatur täglich bei Reprokühen bis 6. Laktationstag messen
  • Ketosetest bei Reprokühen am 2., 4. und 6. Laktationstag durchführen
  • Pansenfüll - Index (PI) im geburtsnahen Zeitraum (Vorbereiter und Reprokühe) - nach Zaaijer (2000)
  • Kontrolle Pansenkontraktionen bei den Reprokühen, zu beobachten in der linken Hungergrube, es sollte ein kräftiges Knisterrauschen wahrgenommen werden
  • Body – Condition – Score (BCS) – nach Edmonson & Metzner (1989)
  • Locomotion – Score – nach Sprecher (1997)

 

Stand: Januar 2024

 

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