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Der Fütterungsberater

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Futtermittel & Laboranalytik

Hinweise zur Ernte und Silierung von Maisganzpflanzen 2024

 

Die Maisernte steht kurz bevor bzw. hat in einigen Gebieten bereits begonnen. Die nachfolgenden Hinweise beschäftigen sich mit den notwendigen Maßnahmen bezüglich einer erfolgreichen Ernte und Silierung.

Erntezeitpunkt
Der optimale Erntezeitpunkt richtet sich im Wesentlichen nach dem Trockensubstanzgehalt des Maiskolbens und nach dem angestrebten Stärkegehalt in der Silage. Ist eine starke Abreife des Kolbens und ein Hochschnitt (>50 cm bzw. unterhalb des ersten Kolbens) gewünscht, um eine Maissilage mit einem hohen Stärkegehalt (>350 g/kg TS) zu erzeugen, muss die Trockensubstanz des Kolbens ca. 60 % betragen. Ist es das Ziel eine Maissilage mit einem hohen Restpflanzenanteil (Schnitthöhe ca. 15 cm) und einem moderaten Stärkegehalt (<350 g/kg TS) zu erzeugen, sollte der Trockensubstanzgehalt des Kolbens ca. 50 % betragen.

Dazu müssen etwa 2-3 Wochen vor dem geplanten Erntetermin 5-8 Kolben zufällig aus dem Bestand entnommen und in das Labor eingesendet werden.

Alternativ kann auch die Ganzpflanze untersucht werden. Dies hat den Vorteil, dass man neben dem Schnittzeitpunkt auch den aktuellen Nährwert erhält. Ab einer Trockensubstanz >28% kann die Ernte beginnen. Sinnvollerweise sollten 3-5 Pflanzen zufällig aus dem Bestand entnommen werden. Die Schnitthöhe richtet sich nach der zur Ernte geplanten Schnitthöhe.

Aufgrund der anhaltenden Trockenheit haben sich viele Bestände nicht so gut entwickelt wie im letzten Jahr und es muss mit deutlichen Ertragseinbußen gerechnet werden (siehe Abbildung 1).

Sollten sich ein Maisbestand aufgrund einer anhaltenden Wasserknappheit nicht weiter entwickeln, muss über eine vorgezogene Ernte nachgedacht werden! Hier ist die Entwicklung der Ganzpflanzen zu beobachten. Die Entwicklung des Kolbens spielt eine untergeordnete Rolle. Sollten mehr als ein Drittel der Pflanze abgestorben sein und der Trockensubstanzgehalt der Ganzpflanzen bei ca. 28 % und höher liegen, kann (muss) mit der Ernte begonnen werden.

Hinweis: der Energiegehalt der Maissilage wird nicht nur über die Höhe des Stärkegehaltes positiv beeinflusst, sondern auch über die Restpflanzenverdaulichkeit. Daher können auch Silagen mit einem moderaten Stärkegehalt, welche frühzeitig geerntet worden sind, hohe Energiegehalte aufweisen.

Quelle: Franz Fleischer
Quelle: Franz Fleischer

Schnitthöhe
Die Schnitthöhe beeinflusst den Anteil der Restpflanze in der Silage und damit wesentlich den Stärkegehalt der Silage (weniger den Energiegehalt). Bewährt hat sich eine Schnitthöhe von 15 cm (Normalschnitt) oder eine Schnitthöhe von etwa 50 cm bzw. unterhalb des ersten Kolbens für Silagen im Hochschnitt.

Häckselqualität
Ein besonderes Augenmerk ist auf die Häckselqualität zulegen. Wichtig ist, dass bei der Beurteilung Häckselqualität nicht die Häcksellänge beurteilt wird. Dies wird oft missverstanden und führt zu einer ganz anderen Diskussion (Thema „kurz“ oder „lang“ häckseln, Shredlage, u. a.). Schlechte Häckselqualitäten drücken sich in einem erhöhten Anteil an Spindelscheiben, unzerkleinerten Lieschen und größeren Stängelteilen aus. Leider kommt der Beurteilung der Häckselqualität noch eine viel zu geringe Bedeutung zu und wird durch die Diskussion um die Häcksellänge verdrängt.

Eine gute und sehr gute Häckselqualität ist gegeben, wenn die Struktur des Häckselgutes gleichmäßig ist, keine Spindelscheiben und nur vereinzelt Lieschen und Stängelteile (>2 cm) auftreten.

Eine schlechte Häckselqualität ist durch eine ungleichmäßige Struktur des Häckselgutes sowie erhöhter Anteile an Spindelscheiben, Lieschen und Stängelteilen gekennzeichnet.

Warum sollte die Häckselqualität geprüft werden und welche Folgen hat eine schlechte Häckselqualitäten?

  1. Kühe neigen zum selektiven Fressen und fressen bei Vorlage von Mischrationen bevorzugt kleine Partikel (entgegen der allgemeinen Annahme). Große Partikel werden aussortiert, besonders dann, wenn sie relativ hart sind. Dies kann man sehr gut bei Vorhandensein von Spindelscheiben oder bei Einsatz von ungehäckselten oder zu lang gehäckselten (> 6 cm) Stroh sehen.
  2. Bei der Verfütterung von Maissilagen mit Häckselqualität 3 und schlechter treten im Restfutter gehäuft Stängelteile und Spindelscheiben auf. Durch kommt es zu einer geringeren Aufnahme an Strukturwirksamer Faser, obwohl die Analytik, die Rationsberechnung, das Mischen und Vorlegen der Ration in Ordnung sind.
  3. Durch das selektive Fressen kommt es zu einer ungleichmäßigen Aufnahme der Mischration über den Tag hinweg und damit zu größeren pH-Wert Schwankungen im Pansen.
  4. Durch die Punkte 2 und 3 kann es zu Azidosen und Pansenfermentationsstörungen kommen, trotz eigentlich ausreichender Strukturwirksamkeit der Ration.
  5. Die Folgen der schlechteren Versorgung mit Strukturwirksamer Faser können niedrigere Milchfettgehalte, erhöhtes Auftreten von Labmagenverlagerungen, Klauenrehe u. ä. sein.
  6. Weiterhin kann es zu Fehler bei der Probenahme und Analytik von Maissilagen und Mischrationen kommen.

Was sind nun die Ursachen und welche Maßnahmen können ergriffen werden? Grundsätzlich sind schlechte Häckselqualitäten kein Schicksal, sondern technisches und menschliches Versagen. Die Erfahrung lehrt, wenn sich ein Betrieb der Problematik bewusst wird und Maßnahmen ergreift, verbessert sich auch die Häckselqualität. Ursachen für eine ungenügende Häckselqualität sind:

  1. Unscharfe Messer und/oder abgenutzte Gegenschneide führen zu langen Lieschblättern und Spindelscheiben! Entsprechend des Abnutzungsgrades müssen die Messer geschliffen werden oder die Gegenschneiden erneuert werden, auch wenn die Häckselkette dadurch anhalten muss und Zeit verloren geht.
  2. Falsche Messer (für Gras statt Mais)! Sollte eigentlich nicht passieren, tritt aber manchmal auf.
  3. Kein optimaler Druck auf den Schneiden. In der Regel wird dies durch eine zu hohe Fahrgeschwindigkeit und/oder zu hoher Einzugsgeschwindigkeit verursacht. Dadurch wird zu viel Pflanzenmasse durchgezogen und schlecht gehäckselt, mit der Folge, dass z. B. vermehrt lange Maisstängel auftreten. Eine angepasste Geschwindigkeit und eine Verringerung der Drehzahl ist hier die einzige Lösung, auch wenn dadurch weniger Fläche je Zeiteinheit abgeerntet werden kann. Die entstehenden Mehrkosten für die längeren Maschinenlaufzeiten sollte der Landwirtschaftsbetrieb tragen, da die negativen Folgen einer schlechten Häckselqualität für die Milchproduktion/Tiergesundheit deutlich höher sind. Eine Maisernte wird in der Regel über ein Jahr hinweg verfüttert und kann nachträglich nicht ausgeglichen werden.
  4. Seltener kann auch ein zu geringer Druck auf die Schneide durch zu wenig Pflanzenmasse die Ursache für schlechte Häckselqualitäten sein. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn zu wenig Pflanzenmasse auf dem Feld steht. Dies kann auf Grund der Witterung (kalte und nasse Jahre oder massive Trockenheitsschäden), Flächen mit Bodenverdichtungen oder am Feldrand sein. Die Folgen sind das gehäufte Auftreten von Lieschblättern. Dem kann man durch höhere Fahrgeschwindigkeiten versuchen gegenzusteuern und/oder kürzer häckseln.
  5. Optimale Einstellung der Walzen. Dies bedeutet im Detail eine korrekte Einstellung des Walzenabstands, des Walzendrucks und des Drehzahlversatzes. Eine korrekte Einstellung der Walzen führt zu entsprechenden Schärkräften und damit zu einer Verkleinerung der Spindelscheiben.
  6. Aus der langjährigen Erfahrung ergibt sich der Zusammenhang, dass je länger die Häcksellänge ist, dass Risiko einer schlechten Häckselqualität steigt. Daraus soll nicht abgeleitet werden, dass unbedingt kurz gehäckselt werden muss. Die Schlussfolgerungen aus dieser Erfahrung sind, dass bei bewusst längeren Häcksellängen (theoretische Häcksellänge >8 mm), die Häckselqualität von Beginn der Ernte noch konsequenter kontrolliert werden muss.
  7. Die Häckselqualität muss während der Ernte konsequent kontrolliert werden. Dazu sind eine verantwortliche Person und ein Kontrollzyklus festzulegen und die Kontrolle in einem „Siliertagebuch“ schriftlich festzuhalten. In der Regel reichen stündliche Kontrollen pro Tag. Daraus ergibt sich die Möglichkeit noch lenkend einzugreifen.

Kornzerkleinerung
Neben der Häckselqualität muss auch der Anteil an nicht ausreichend angeschlagenen Körnern (NAK) beurteilt werden. Beurteilt wird der Zerkleinerungsgrad, d. h., ob das Korn tatsächlich auch gedrittelt oder noch weiter zerkleinert wurde. Auf Grund der üblicherweise starken Abreife der Kolben und Körner reicht ein einfaches Anritzen des Kornes nicht aus. Hier treten auch die Missverständnisse auf, da viele Betriebe und auch Berater ein angebrochenes Korn als ausreichend angeschlagen betrachten. Die Erfahrung und wissenschaftliche Untersuchungen lehren jedoch, dass auch solche Körner unverdaut ausgeschieden werden. Es besteht die Möglichkeit neben der visuellen Einschätzung eine ausreichende Kornzerkleinerung im Labor zu überprüfen. Dies ist mittels des CSPS oder KPS (Kornzerkleinerungsgrad) möglich. Gute Werte liegen bei >70%.

Nicht ausreichend angeschlagene Körner führen bei einem hohen Anteil an Maissilage in der Ration zu einer Verschlechterung der Stärkeverdauung (Abfall Milcheiweiß um 0,1-0,2 %), Verschlechterung der Energieversorgung (Abfall Milchmenge 1-2 kg/Tier und Tag), Mangel an Energie im Pansen (Abfall Milchfettgehalt 0,2 – 0,4%) und Vermehrtes Auftreten von Maisstärke und Maiskörnern im Kot. Durch die Vermehrung unerwünschter Keime im Dickdarm (coliforme Keime, Clostridien) ergeben sich Zusammenhänge zu Euterentzündungen (Mastitis, Gehalt an somatischen Zellen).

Die Ursache für nicht ausreichend angeschlagene Körner sind wie bei der Häckselqualität der Zustand, die Einstellung und die Handhabung der Technik. Besonders ist hier auf die Einstellung des Walzenabstandes (1-2 mm), des Walzendruckes und des Drehzahlversatzes der Walzen zu achten. Neben der Einstellung über die Steuerung lohnt sich mal der Blick in das Aggregat, ob der Walzenabstand auch tatsächlich geregelt wurde. Auch wenn es auf Grund der unterschiedlichen Aggregate für das Häckseln der Pflanze und das Zerkleinern der Körner keinen direkten Zusammenhang zwischen der Häckselqualität und dem Anteil an nicht ausreichend angeschlagenen Körnern gibt, so zeigt sich doch, dass bei zu hohen Fahr- und Einzugsgeschwindigkeit nicht nur die Häckselqualität schlechter wird sondern auch die Körner nicht mehr richtig angeschlagen werden. Dies hat damit zu tun, dass zu viel Pflanzenmaterial durch die Walzen gepresst wird und dann die Körner nicht mehr ausreichend zerkleinert werden.

Der Anteil an nicht ausreichend angeschlagenen Körnern sollte im laufenden Ernteprozess nach demselben Schema geprüft werden wie die Häckselqualität.

Siliermittel
Grundsätzlich ist Maisganzpflanze durch die geringe Verschmutzung (Ernte aus dem Stand und keine Ablage auf den Erdboden), der geringen Pufferkapazität und dem hohen Anteil an Stärke und Zucker eine leicht silierbare Futterpflanzen. Das größte Problem ist jedoch die aerobe Stabilität und der Gehalt an Hefen und Schimmelpilze. Aus diesem Grunde empfiehlt sich der Einsatz eines DLG geprüften Siliermittels der Klasse 2. Nur bei Maissilagen mit einem Trockensubstanzgehalten unter 28 % sollte ein Siliermittel der Klasse 1 Anwendung finden.

Ausreichende Verdichtung
Da Maissilagen zur Nacherwärmung neigen, ist eine ausreichende Verdichtung dringend geboten. Um diese zu erreichen sollte die Walzschicht <30 cm dick sein, mindestens 5 Überfahrten garantiert werden, eine optimale Geschwindigkeit 4-6 km/h eingehalten werden, schmale Reifen (keine Zwillingsreifen) mit hohem Reifendruck (2-3,5 bar) eingesetzt werden und das Walzgewicht mindestens 25 % der Bergeleistung ausmachen.

Schließen des Silos
Das Silo muss jeden Abend mit einer dünnen Unterziehfolie (40 µm) abgedeckt werden. Dies dient weniger dem negativen Einfluss von gegebenenfalls Regen, sondern der Unterbindung des Gasaustausches. Es ist die effektivste Maßnahme die Vermehrung von Hefen und Schimmelpilze während der Befüllphase zu verhindern. Nach Abschluss des Befüllens sollten alle Bereiche die nicht mehr überfahren werden, neben der dünnen Unterziehfolie mit einer Silierfolie (>150 µm) abgedeckt werden.

Wichtig: wenn Bereiche, welche am Vortag festgefahren wurden, am nächsten Tag weiter befüllt werden, sollten diese Bereiche erst wieder überfahren werden, wenn neues Grüngut aufgebracht wurde. Ein erneutes Festfahren von bereits festgefahrenen Bereichen ohne eine neue Walzschicht muss dringend unterlassen werden, da sonst das gebildete CO2 austritt und neuer Sauerstoff in den Silostock eindringt. Dies fördert das Wachstum der Hefen und Schimmelpilze.

Lagerzeit bis zur Öffnung
Eine optimale Lagerzeit beträgt 6-8 Wochen. Diese Zeit sollte auch unbedingt eingehalten werden, da in diesem Zeitraum erhebliche Veränderungen von der Feldflora hin zur Lagerflora stattfinden und erst nach dieser Zeit eine stabile Silage zu erwarten ist. Auch die Umbau- und Abbauprozesse von Nährstoffen finden nach dieser Zeit ihren Abschluss. Häufig zu beobachten ist bei zu früh geöffneten Silos eine schlechte Stärkeverdaulichkeit (hohe Stärkemengen im Kot). Erst wenn die Stärke eine gewisse Reifung durchlaufen hat (Abbau der Proteinmatrix) beträgt die Stärkeverdaulichkeit über 95 %.

Sollte die Anschlussfütterung nicht gewährleistet werden können und deshalb ein früher Eröffnungstermin notwendig sein, sollten folgende zwei Maßnahmen ergriffen werden:

  1. Vorverlagerung eines Teils der Ernte und Silierung in einem separaten Silo bzw. Schlauch.
  2. Verwendung eines DLG geprüften chemischen Siliermittels der Klasse 2.

 

Stand: September 2024

 

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