Schimmelpilzbelastung im Pferdeheu - Teil 1
Eine wiederkehrende Hustenproblematik, erhöhte Leberwerte oder eine mangelhafte Akzeptanz der angebotenen Heucharge – all dies kann auf eine erhöhte Schimmelpilzbelastung des Heus hindeuten. Eine Kontamination mit Schimmelpilzen kann hierbei sowohl bei der Herstellung des Heus wie auch bei der Lagerung hervorgerufen werden.
Zeigen die Pferde Husten durch das Einatmen und damit verbundene allergene Potential von Schimmelsporen, wird zuweilen das Wässern des betroffenen Heus empfohlen. Da dadurch die Schimmelsporen gebunden werden und ihren inhalativen Charakter verlieren, bessert sich durchaus die Atemwegssymptomatik betroffener Pferde. Es sollte jedoch unbedingt beachtet werden, dass der Schimmelbefall dadurch nicht „weggezaubert“ wird, sondern das Heu nach wie vor belastet und unter Umständen gesundheitsgefährdend ist. Das Wässern bedingt nur eine Bindung der Schimmelsporen, der Schimmelbefall des Heus selbst bleibt erhalten. Schimmel wie auch Mykotoxine werden nun oral aufgenommen und können Schadenwirkungen an den Organen hervorrufen.
Mykotoxine, also die von den Schimmelpilzen gebildeten Giftstoffe, sind nahezu unzerstörbar. Weder Bedampfen noch der Einsatz von Säuren oder eine nachträgliche Trocknung können sie eliminieren.
Beim Bedampfen (wie auch beim Wässern zum Herauswaschen von Zuckerverbindungen) ist unbedingt auf die reduzierte Haltbarkeit des Heus zu achten. Vor allem im Sommer sollte feuchtes Heu innerhalb weniger Stunden verfüttert werden, um einem mikrobiellen Verderb vorzubeugen.
Während ein deutlicher Befall mit Schimmelpilzen im Heu meist rein sensorisch zu erfassen ist, sieht man dem Heu eine Mykotoxinbelastung nicht an. Zur Abklärung bleibt hier nur eine Laboranalyse.
Die folgende Abbildung gibt einen Überblick über die Orientierungswerte für produkttypische und verderbanzeigende Schimmel- und Schwärzepilze im Heu (gemäß VDLUFA):
Schimmel- und Schwärzepilze, x10³ KbE/g | |||
Keimgruppe | 4 | 5 | 6 |
produkttypisch: Schwärzepilze, Verticillium, Acremonium, Aureobasidium | verderbanzeigend:Aspergillus, Penicillium, Scopulariopsis, Wallemia | Mucorales | |
Orientierungswert | 200 | 100 | 5 |
Sowohl in Hinblick auf die Tiergesundheit wie auch den Nährstoffgehalt des Heus sollte daher eine Schimmelpilzbelastung vermieden bzw. der Schimmelpilzgehalt deutlich eingedämmt werden. Die folgenden Maßnahmen sollten dabei beachtet werden:
Ernte
Ein Verregnen sollte unbedingt vermieden werden. Eine unzureichende Trocknung auf dem Feld führt zu einer zu hohen Restfeuchte beim Einbringen des Heus, welches einmal in Ballen gepresst nicht mehr in der Lage ist, ausreichend hohe Mengen Wasser an die Umgebung abzugeben. Das Heu auf dem Feld muss mehrfach am Tag gewendet und über Nacht geschwadet werden, um zu vermeiden, dass nachts über Taufeuchte das Wasser zurück ins Pflanzenmaterial zieht.
Lagerung
Der Heuballen sollte nicht zu fest gewickelt werden. Die zu feste Wicklung bedingt eine starke Wärmeproduktion in der Phase des Heuschwitzens. Zudem sollte bei der Lagerung darauf geachtet werden, dass der Restfeuchtegehalt im Heu nicht über 15% steigt (im Umkehrschluss: Trockensubstanzgehalt mind. 85%). Die Ballen sollten luftig und locker gestapelt werden, eine Lagerung auf der „runden“ Seite ist besser als auf den flachen Kopfenden (Oberflächenvergrößerung).
Heulage hingegen sollte zwingend fest gewickelt werden, um einen möglichst effizienten Sauerstoffausschluss zu gewährleisten. Mindestens achtmal sollte die Folie um den Heulageballen gewickelt werden. Während der Lagerung sollte die Folie regelmäßig auf Beschädigungen hin überprüft werden (durch Vögel, Schadnager etc.).
Verfütterung
Stark mit Schimmelpilzen und/oder Mykotoxinen belastetes Heu sollte nicht mehr verfüttert werden. Bei nur gering belasteten Chargen muss abgewogen werden, inwieweit das betreffende Tier mit anderen Erkrankungen (Lunge, Leber, Koliken etc.) vorbelastet ist. Hier ist ggf. das Verschneiden gering belasteter Chargen (Keimzahlstufe 2) mit unbelastetem Heu möglich, um den Gesamtkeimdruck zu reduzieren. Bedampfen ist zur Minimierung des Schimmelgehaltes ebenfalls möglich – hier sei aber an die Ausführungen zu Beginn des Artikels hingewiesen!
Im nachfolgenden Artikel (17.03.25) soll speziell auf einige häufige bzw. besonders kritisch einzuschätzende Schimmelpilze und deren Mykotoxine eingegangen werden.
Stand: März 2025