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Der Fütterungsberater

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Pferd

Zuckerarmes Heu - geht das ?

Bedingt durch die warmen und trockenen Sommer der letzten Jahre weisen die Heuchargen teils deutlich erhöhte Zuckergehalte auf. Dies steigert den Energiegehalt des Heus deutlich, was vor allem bei übergewichtigen oder leichtfuttrigen Pferden oder solchen mit Stoffwechselerkrankungen wie ECS oder PSSM 1 zu starken Restriktionen der eingesetzten Heumengen, teils unterhalb der Empfehlungen einer equidengerechten Raufutterversorgung, führen kann.

Der folgende Artikel soll daher einen Anhaltspunkt geben, wie es gelingen kann, die Zuckergehalte im Heu soweit wie möglich zu reduzieren.

Artenzusammensetzung
Zum einen kann die Auswahl geeigneter, zuckerarmer Gräsersorten helfen, den Gesamtzuckergehalt im Aufwuchs zu reduzieren. Als besonders geeignet zeigen sich hierbei Obergräser wie z.B. Wiesenlieschgras, der Wiesenfuchsschwanz und das Knaulgras, was sich überdies noch durch eine hohe Trockentoleranz auszeichnet. So weist eine Grünlandmischung, die zu 40% aus Knaulgras und zu 15% aus Lieschgras besteht, nur Fruktangehalte im Bereich von ~ 4,5% i.d. TS. Im Gegenzug dazu, sollten hohe Anteile an Weidelgräsern vermieden werden, da diese dazu neigen, durch langsames Wachstum hohe Zuckermengen einzuleiten.

Schnitt
Aber auch der Schnittzeitpunkt spielt eine entscheidende Rolle. Befindet sich der Grünaufwuchs in der vegetativen Phase, ist also noch im Höhenwachstum, beinhaltet er höhere Zucker- und Proteingehalte, während er in der generativen Phase – beim Schieben des Samenstandes – dann höhere Rohfasergehalte hat und im Gegenzug der Anteil an Protein und Zuckern sinkt (typisches „spätes Pferdeheu“). Der ideale Zeitpunkt für den Schnitt eines rohfaserreichen Pferdeheus ist, wenn 75% der Gräser einen Samenstand gebildet haben (meist ca. Mitte Juni). Dann weist das Heu einen Rfa-Gehalt von ~30% auf. Ein deutlich späterer Schnitt bietet sich hingegen nicht an. Vor allem in trockenen Sommern können sich dann nicht unerhebliche Mengen an Fruktanen einlagern. Ist der Sommer hingegen recht feucht, kann es zu einer erhöhten Schimmelpilzbelastung kommen.

Auch die Schnitthöhe ist nicht unerheblich. So befinden sich hohe Zucker- und Fruktangehalte in den unteren Reserveorganen der Pflanze. Somit ist eine Schnitthöhe von 10cm einzuhalten. Zudem schädigt eine zu tiefe Mahd nachhaltig und verhindert so ein zügiges Nachwachsen und damit eine erneute Nutzung.

Es wurde beobachtet, dass die Zuckergehalte im Grünaufwuchs dann besonders niedrig waren, wenn es einige Tage bewölkt war und die Nachttemperaturen nicht unter 10°C fielen. Ist der Erntezeitpunkt also herangerückt, lohnt es sich, gezielt eine solche Wetterlage für die Mahd auszuwählen. Auch die Fruktangehalte sind dann meist niedriger, da Fruktane Energiespeicherprodukte der Fotosynthese sind. Daher eignet sich auch die Ernte in den frühen Morgenstunden eher als am Nachmittag oder Abend.

Düngen
Hier empfiehlt sich eine moderate Stickstoffdünung mit 30-60 kg N/ ha. Dies verringerte in verschiedenen Versuchen die Zuckergehalte im Grünland, da der Trockenmasseertrag und die Proteingehalte stiegen und sich der Zuckeranteil somit prozentual reduzierte.

Analytik
Auch wenn die genannten Punkte zur Reduzierung des Zuckergehalts im Grünfutter berücksichtigt wurden, ist es notwendig, vor der Verfütterung den Zucker- und Fruktangehalt der Heucharge analysieren zu lassen. Hierbei sollte die Probe frühestens sechs Wochen nach der Ernte, also nachdem Heuschwitzen und Fermentationsprozesse beendet sind, genommen werden. Wichtig ist auch hier eine repräsentative Probenahme, d.h. kleine Einzelmengen, die an verschiedenen Lokalisationen genommen wurden, werden zu einer Sammelprobe zusammengefügt. Der Versand der Probe sollte luftdurchlässig, d.h. am besten in einer Papiertüte oder einen Schuhkarton und NICHT in einer Plastiktüte, erfolgen.

Wässern
Ist die zu verfütternde Heucharge trotzdem zuckerhaltig, eignet sich neben dem Verschneiden mit zuckerarmen Chargen (ggf. auch Strecken mit Futterstroh) das Wässern des Heus. Hierbei werden die Zucker anteilig ausgewaschen. Über mehrere Stunden können hier bis zu 50% der Zucker ausgewaschen werden. Dabei ist jedoch zu beachten, dass auch Mineralstoffe ausgewaschen werden. Zudem ist die mikrobiologische Stabilität besonders an Sommertagen stark herabgesetzt, so dass das Heu unmittelbar nach dem Wässern verfüttert werden sollte.

 

Stand: August 2023

 

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