Zwölf Thesen zur Luzerne - Teil 2
These 8: Luzerne ist eine wichtige Quelle für ß-Carotin. Der Gehalt im Grünfutter kann 250 – 300 mg/ kg TS betragen. Silagen haben in den ersten 14 Tagen hohe Verluste und bleiben dann mit 100 – 150 mg relativ konstant. Heu hat je nach Werbungsbedingungen Gehalte zwischen 25 und 100 mg. Die Carotingehalte von Trockengrünfutter liegen zwischen 200 und 250 mg, z.B. Cobs mit 250 mg. Zu beachten ist, dass der ß-Carotingehalt mit der Lagerung zurückgeht (Tabelle 4). Die Pflanze enthält auch rund 200 bis 250 mg Vitamin E je kg TS im Grünfutter. Durch Konservieren halbiert sich das.
Tab. 4: Einfluss der Lagerungsdauer auf den ß-Carotingehalt (mg/ kg TS) in Luzernetrockengrünfutter und Heu (Hoffmann u. Nehring, 1962)
These 9: Ein großer Teil des Einsatzes der Luzerne erfolgt durch die Silierung. Wegen des hohen Rohprotein- und Mineralstoffgehalts und niedrigen Zuckergehaltes (im angewelktem Gut oft unter 5 g/ kg TS), ergibt sich eine Pufferkapazität von etwa 75 und ein Vergärbarkeitskoeffizient über 40. Ab 35 ist grundsätzlich ein Siliermittel einzusetzen. Für die Luzernesilierung haben sich Kombinationen aus homofermentativen und heterofermentativen Bakterienkulturen sowie mit organischen Säuren, z.B. Ameisensäure, Sorbinsäure oder auch zur Gewährleistung eines guten Gärverlaufes (u.a. Absenkung des pH-Wertes auf 4,5) und zur Verbesserung der aeroben Stabilität (u.a. Schutz vor Nacherwärmung) bewährt. Obwohl Luzerne zu den schwer silierbaren Futterpflanzen gehört, zeigt die Praxis, dass gute Silagequalitäten möglich sind (Tabellen 5 und 6).
Tab. 5: Futterwert von Luzernesilagen in drei Aufwuchsjahren
Tab. 6: Gärqualität von Luzernesilagen in drei Folgejahren
Voraussetzungen sind:
- optimaler Schnittzeitpunkt
- beachten der bekannten Grundsätze der Siliertechnik
- kurze Anwelkzeit bis 35 – 40 % TS
- eine theoretischen Häcksellänge von 30 bis 40 mm
- ausreichende Verdichtung
- Wahl eines geeigneten Silierzusatzes
These 10: Die vielfältigen unterschiedlichen Formen, in denen die Luzerne in die Fütterung einbezogen wird, macht es notwendig, die unterschiedliche Strukturwirksamkeit der Luzerneprodukte zu beachten. Legt man den Gehalt an Rohfaser oder der Sauren Detergenzienfaser (ADL) zugrunde, kann mit den in der Tabelle 7 angegebenen Strukturfaktoren gerechnet werden.
Tab. 7: Strukturwirksamkeit der Luzerne
These 11: Luzerne hat einen sehr hohen Rohproteingehalt. In sehr jungen Stadien besteht dieser zu 40 % aus Reineiweiß und zu 60 % aus nichtproteinartigen Stickstoffverbindungen (NPN). Auch deshalb ist ein sehr früher Schnitt nicht anzuraten. Als eine der rohproteinreichsten Grünfutterarten sind Luzerneprodukte besonders in Kombination mit Maissilage bedeutungsvoll. Schon im Grünfutter ist der Anteil an Rohprotein, der unabgebaut durch den Pansen geht (UDP, Durchflussprotein) mit 25 bis 30 % sehr hoch. Das Durchflussprotein erhöht sich beim Trocknen und beträgt im Trockengrünfutter mehr als 45 %. Damit ist Luzerneprotein sowohl im Hinblick auf die Rationsgestaltung für Kühe mit hohen Leistungen als auch ökonomisch (z.B. im Vergleich zu rohproteinhaltigen, auch pansengeschützten, Konzentraten) sehr interessant.
Unter dem Titel „Eiweißreiche Luzerneprodukte“ (Bayrische Landesanstalt für Landwirtschaft, Januar 2025) wird über die Ernte und Konservierung von Luzernespitzen, Luzerneblättern und gesiebter Luzerne berichtet. Ziel dieser Arbeiten ist die Erzeugung von eiweißreichen Produkten mit erhöhtem Rohproteingehalt (über 250 g/ kg TS) und verringertem Fasergehalt (unter 200 g/ kg TS).
These 12: Überall dort, wo Luzerne anbauwürdig ist, wird sie einen festen Platz besonders als Rationskomponente mit Maissilage einnehmen. In der Tabelle 8 ist das „Grobfutterpotential“ für die Milchproduktion mit Luzerne-Maissilage-Kombinationen dargestellt.
Tab. 8: Potential der Rationstypen Maissilage mit Luzernegrünfutter und -silage
Luzerne (und auf entsprechenden feuchten Standorten Rotklee und Rotkleegras) werden eine hervorragende Bedeutung einnehmen, da hier die Flächeneffizienz und die Kosten optimal zusammenpassen. Künftig wird man sie in erheblichen Anteilen durch bewährte und neue Verfahren der Trocknung konservieren. Auf diese Weise werden Rationstypen Raum greifen, die risikoärmer sind und Gesundheit der Bestände und erforderliche Milchleistung miteinander verbinden (Tabelle 9).
Tab. 9: Rationsgrundtypen mit Luzernetrockengrünfutter
Stand: März 2025