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Der Fütterungsberater

Ein Blog zu Futtermittelanalytik, Tiergesundheit, Fütterung und Diätetik.

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Futtermittel & Laboranalytik

Die neuen Werte der GfE (2023) - Erläuterung der Begriffe

Mit der Ernte 2025 sollen die neuen Analysenparameter gemäß der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie (GfE 2023) analysiert und ausgewiesen werden, damit diese in der Rationsberechnung angewendet werden können.

Eine Beschreibung des neuen Systems und seiner Funktionsweise soll an dieser Stelle nicht erfolgen, hier sei auf diverse Veröffentlichungen verwiesen (siehe unten). Zum besseren Verständnis und Lesbarkeit der Atteste sollen aber einige Begriffe noch einmal kurz erläutert werden.

Verdaulichkeit der organischen Masse (OMD)
Die Verdaulichkeit der Organischen Substanz wird aus den Rohnährstoffen und in vitro Parametern (HFT oder ELOS) berechnet. Sie wird für die Bestimmung der Umsetzbaren Energie und des mikrobiellen Rohproteins benötigt.
Für klar definierte Futtermittel, für die es aktuell noch keine Schätzgleichungen gibt, können Tabellenwerte aus Futtermitteldatenbanken verwendet werden. Dies betrifft Futtermittel wie Getreide, Ackerbohne, Erbse, Lupine, Rapsextraktionsschrot, Sojaextraktionsschrot u. a.
Für Futtermittel wie Grasprodukte (frisch, getrocknet, siliert), Grobfutterleguminosen (frisch, getrocknet, siliert), Maisprodukte (frisch, siliert) und Mischfuttermittel stehen Schätzgleichungen zur Verfügung.

Bruttoenergie (GEGfE_2023)
Die Bruttoenergie entspricht dem Brennwert eines Futtermittels und kann mittels Kalorimetrie (Verwendung eines Bombenkalorimeters) oder wie bisher über eine Regressionsgleichungen erfolgen. Die neue Regressionsgleichung unterscheidet sich von der bisherigen durch den Wegfall der Rohfaser und der NfE (stickstofffreie Extraktstoffe). Dafür fließen neben dem Gehalt an Rohfett und Rohprotein der Gehalt an Stärke und Zucker sowie des organischen Restes mit ein. Damit wird differenzierter das unterschiedliche Energieliefervermögen von Zucker, Stärke und Faserkohlenhydraten berücksichtigt.

Umsetzbare Energie (Rind MEGfE_2023)
Die Umsetzbare Energie wird in einem dreistufigen Verfahren bestimmt und kann sich auf Grund der anderen Verfahrensweise von der bisherigen Umsetzbaren Energie (GfE, 1995, 2001) mitunter deutlich unterscheiden. Da Futtermittelbewertung und Bedarfsableitung eine Einheit bilden, ist die MEGfE_2023 in der Rationsberechnung nur bei Anwendung der neuen Bedarfsnormen zu verwenden. Das bedeutet, dass die neuen Werte derzeit nur bei Milchrindern angewendet werden können, wenn entsprechend neue Rationsberechnungsprogramme verfügbar sind (Anwendung der dynamischen Modelle). Auch bei Jung- und Mastrindern muss noch geprüft werden, ob die MEGfE_2023 auf die alten Bedarfsnormen angewendet werden kann. Bis dahin sollte mit den bisherigen Werten gearbeitet werden.

Dünndarmverdauliches Protein (sidP)
Das siP stellt das dünndarmverdauliche Protein dar. Sachlogisch ist es die Summe aus dünndarmverdaulichem mikrobiellem Protein und dünndarmverdaulichem UDP. Es ist mit den Proteinparametern anderer Systeme vergleichbar (APDE, DVE, MP).

Dünndarmverdauliche Aminosäuren Lysin, Methionin und Histidin (sidLys, sidMet, sidHis)
Neben dem siP kann und soll auch mit den dünndarmverdaulichen Aminosäuren gerechnet werden. Die wichtigsten erstlimitierenden Aminosäuren, welche in der Ration auch gezielt durch pansenstabile Produkte ergänz werden können, sind Lysin, Methionin und Histidin.

Ruminale-Rohprotein-Versorgung (RMD, Ruminale-Mikrobielle-Differenz)
Die RMD ist die Differenz zwischen dem im Pansen abgebauten Rohprotein und dem mikrobiellen Rohprotein. Die Differenz wird in g Rohprotein/kg TM ausgedrückt. Die RMD ist nicht direkt mit der RNB (Ruminale-Stickstoff-Bilanz) vergleichbar, da beide eine andere Bezugsbasis haben (Rohprotein vs. Stickstoff), unterschiedlich berechnet werden (RMD = RDP – MCP vs. RNB = CP – nXP) und auch unterschiedliche UDP-Werte (9,8% vs. 15%) verwendet werden. In der Rationsberechnung sollte die Differenz ausgeglichen sein.

RDP = im Pansen abgebautes Rohprotein, MCP = mikrobielles Rohprotein, CP = Rohprotein, nXP = nutzbares Rohprotein

Abbaubares Protein im Pansen (RDP)
Das RDP stellt das im Pansen abbaubare und für die Mikroben verfügbare Rohprotein dar. In der Rationsberechnung sollte das RDP mengenmäßig dem mikrobiellen Rohprotein entsprechen. Das RDP wird für die Berechnung der RMD benötigt.

RMD = Ruminale-Mikrobielle-Differenz oder Ruminale-Rohprotein-Versorgung

UDP (FAN1) (Ruminally Undegraded crude protein)
Das UDP stellt das im Pansen nicht abgebaute Futterrohprotein dar. Es wird für die Berechnung des dünndarmverdaulichen UDP und des sidP benötigt. Die Summe aus UDP und RDP ist das Rohprotein (CP). Die Berechnung des UDP erfolgt bei einem Futteraufnahme Niveau 1 (FAN 1). Daraus ergeben sich niedrige Passageraten (2,6%/h für Grobfuttermittel, 3,5%/h für Konzentrate) und deutlich niedrigere UDP-Gehalte als üblich. Die bisher verwendeten tabellierten UDP-Gehalte (z. B. DLG Futterwerttabellen Wiederkäuer, 1997) können so nicht mehr verwendet werden. Die Tatsache, dass sich durch höhere Futteraufnahmen die Passagerate und damit das UDP erhöht, wird zukünftig in der Rationsberechnung berücksichtigt.

RDP = im Pansen abgebautes Futter-Rohprotein, CP = Rohprotein, FAN1 = Futteraufnahmeniveau 1

Dünndarmverdaulichkeit d. UDP (SIDUDP)
Eine Neuerung in dem System ist die Berücksichtigung der Verdaulichkeit des UDP. Damit kann differenzierter der Beitrag (und damit der Wert) eines Futtermittels zur Lieferung dünndarmverdaulichen Proteins bzw. Aminosäuren ermittelt werden. Futtermittel mit einem hohen Anteil an UDP, aber einer schlechten Verdaulichkeit des UDP, werden abgewertet. Die Verdaulichkeit des UDP wird üblicherweise als Tabellenwert verwendet, kann aber auch analytisch ermittelt werden (zum Beispiel bei sehr seltenen oder speziell behandelten Futtermitteln).

Passagerate (k)  [%/h]
Die Passagerate beschreibt den prozentualen Anteil eines Futtermittels der je Stunde den Pansen verlässt [%/h]. Hohe Werte bedeuten eine kürzere Verweilzeit des Futtermittels im Pansen. Dadurch verringert sich der Abbau des Proteins. Die Passagerate hängt von der Futtermittelart (Grobfutter vs. Konzentrate) und dem Futteraufnahme-Niveau ab. In der Futtermittelanalytik wird bei Grobfutter eine Passagerate von 2,6 und für Konzentrate von 3,5 [%/h] angenommen, also bei einem Futteraufnahme-Niveau von eins. Höherer Passageraten ergeben sich aus der Futteraufnahme und werden im Rationsberechnungsprogramm berücksichtigt. Hier werden dann für Grobfuttermittel Passageraten bis zu 5,0 und für Konzentrate bis zu 7,0 [%/h] erreicht.

Lösliche Fraktion des Rohproteins (a)
Die lösliche Fraktion des Rohproteins ist der Teil, welcher in Wasser sofort in Lösung geht und wird in „% des CP“ angegeben. Dies sind hauptsächlich NPN-Verbindungen und niedermolekulare (wenig komplexe) Proteine. Dieser Anteil wird als bereits abgebaut angenommen und trägt nicht zum UDP bei. Es besteht ein negativer Zusammenhang zwischen der Fraktion a und dem UDP.

CP = Rohprotein

Potenziell abbaubares Rohprotein (b)
Das potenziell abbaubare Protein ist der Teil des nicht-löslichen Rohproteins, welcher in Pansensaft bei Unterstellung einer unendlich langen Verweilzeit abbaubar ist. Die Fraktion wird in „% des CP“ angegeben. Er beschreibt das Ausmaß des möglichen Abbaus. Es besteht ein negativer Zusammenhang zwischen der Fraktion b und dem UDP.

CP = Rohprotein

Abbaurate des Rohproteins (c)
Die Abbaurate des Rohproteins beschreibt die Geschwindigkeit des Abbaus und wird in „%/h“ angegeben. Es besteht ein negativer Zusammenhang zwischen der Fraktion c und dem UDP.

Verzögerungszeit (lag)
Beim Abbau des Rohproteins kann es zu einer Verzögerung kommen, d. h., der Abbau startet nicht sofort. Diese Zeit wird als „lag time“ oder als Verzögerungszeit bezeichnet. Es besteht ein positiver Zusammenhang zwischen der Verzögerungszeit und dem UDP.

Parameter des Proteinabbaus
Die Werte für die Parameter des Proteinabbaus (a, b, c, lag) werden bei der Futtermitteluntersuchung aktuell aus Tabellen entnommen und verwendet (https://zenodo.org/record/8245758). Zukünftig wird es sicherlich möglich sein, diese Werte auch im Rahmen der Routineanalytik zu bestimmen. Aktuell könnten diese Werte nur im Rahmen eines aufwändigen in situ Versuches bestimmt werden.

Untersuchungsauftrag
Mit der Einführung der neuen Parameter ab dem 1. Oktober 2025 stellt sich für viele Einsender sicherlich die Frage, ob jetzt zusätzliche Analysen beauftragt werden müssen. Dazu gibt es keine verbindlichen Regeln, d. h., darüber kann jedes Labor selber entscheiden. Vermutlich werden die neuen Parameter aber in den typischen Untersuchungspaketen („Basispaket“, „Grundanalyse“, „Vollanalyse“, …), so wie sie bisher beauftragt werden, mit enthalten sein. Viele notwendigen Analysen (z. B. ELOS oder Gasbildung, Zucker und Stärke, …) sind bei den meisten Laboren in den Untersuchungspaketen für Grobfuttermittel bereits jetzt schon enthalten.

Weitere Literatur/ Links
Allgemeines:
https://www.lkvsachsen.de/blog-1/blogbeitrag/artikel/das-neue-bewertungssystem-der-gfe-fuer-milchrinder/
https://www.lkvsachsen.de/blog-1/blogbeitrag/artikel/die-bruttoenergie-ge-gfe-2023/
https://www.lkvsachsen.de/blog-1/blogbeitrag/artikel/die-bruttoenergie-ge-gfe-2023-1/
https://www.lkvsachsen.de/blog-1/blogbeitrag/artikel/die-bruttoenergie-ge-gfe-2023-1-1/
https://www.lkvsachsen.de/blog-1/blogbeitrag/artikel/das-duenndarmverdauliche-protein-sidp-small-intestinal-digestible-protein-teil-i/

Grassilagen (Ernte 2024, 1. Aufwuchs):
https://www.proteinmarkt.de/aktuelles/rinder/details/news/ergebnisse-der-grassilage-ernte-2024-1-schnitt-die-neuen-werte-der-gfe-2023

Biertreber:
https://www.lkvsachsen.de/blog-1/blogbeitrag/artikel/biertreber-ein-wertvolles-futtermittel-1/

 

Stand:  August 2025

 

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