Kopfgrafik Blog Fütterungsberater

Der Fütterungsberater

Ein Blog zu Futtermittelanalytik, Tiergesundheit, Fütterung und Diätetik.

Blogbeitrag
LKVBlog
Kleintier

Extrudiert, kaltgepresst oder gebacken? – Die Herstellungsverfahren für Trockenfutter genauer betrachtet

 

Trockenfutter für den Heimtierbereich ist aufgrund der einfachen Handhabbarkeit, guten Lagerfähigkeit und dem geringen Anfall von Verpackungsmüll eine beliebte und die am häufigsten gebräuchliche Fütterungsvariante.
In Bezug auf den Herstellungsprozess und somit die Konfektionierung des Endprodukts werden hierbei drei Verfahren unterschieden, die auch von den Futtermittelherstellern unterschiedlich beworben werden.
Auf dem Markt sind dabei am häufigsten sogenannte Extruderfutter erhältlich. Aber auch Pellets (“Kaltgepresst“) oder gebackene Futter sind vertreten.


Extruder
Die wohl gängigste Trockenfutterkonfektionierung ist das Extrudat. Hierbei werden die vorkonfektionierten Einzelfuttermittel in einer Trommel durch Schneckenwellen geknetet, bis ein homogener Brei entsteht. Im Anschluss wird dieser bei bis zu 120°C mit hohem Druck durch Düsen gepresst. Im Anschluss an diesen Prozess wird zumeist ein Fettgemisch aufgesprüht, was auch ernährungsphysiologische Zusatzstoffe wie Vitamine enthält. Letztere sind teilweise recht thermolabil, so dass ein nachträgliches Hinzufügen nach dem eigentlichen Herstellungsprozess notwendig ist.

Durch den höheren Aufschluss mit Wasserdampf, Druck und Temperatur wird die Verdaulichkeit des Endprodukts erhöht, was sich vor allem bei futtersensiblen Hunden positiv auswirkt. Zudem wird durch die hohen Temperaturen eine ausreichende Hygienisierung des Futtermittels erzielt.

Wird Extruderfutter vor der Verfütterung eingeweicht, quillt es auf. Dies kann von Vorteil sein, um bei Hunden, die übergewichtig sind, das Futtervolumen zu erhöhen, ohne den Energiegehalt zu steigern. Im Gegenzug ist es ratsam, Hunden, die ein erhöhtes Magendrehungsrisiko haben, Extruder nur eingeweicht zu verfüttern, damit es nicht im Magen zu einem nachträglichen Aufquellen kommt.


“Kaltgepresst“
Hierbei werden die Einzelkomponenten nach Trocknung und Zerkleinerung vermengt und unter großem Druck durch sog. Matrizen in Formen gepresst. Durch den hohen Druck zwischen Trommelwand und Walze werden die einzelnen Futterbestandteile verdichtet, sie verkleben miteinander und es entstehen Pellets. Durch die hohe Druckentwicklung entsteht jedoch indirekt Wärme (ca. 80 - 100 °C), die aber eher die Pelletwand betrifft und nicht mit der erreichten Kerntemperatur im Inneren des Pellets gleichzusetzen ist. Der Begriff “kaltgepresst“ beschreibt daher nur, dass bei diesem Vorgang keine zusätzliche Hitze zugeführt wird. Dies wirkt sich günstig auf die Energiekosten aus, kann aber dazu führen, dass die Einzelkomponenten nicht ausreichend aufgespalten werden (betrifft v.a. die Stärke in den Kohlenhydratträgern) und daher schlechter verdaulich sind. Daher kann auch beobachtet werden, dass Hunde, die kaltgepresstes Futter erhalten, häufig größere Mengen an Kot absetzen (=> höherer Anteil unverdaulicher Futterreste). Zudem muss beachtet werden, dass durch die im Vergleich zur Extrusion niedrigen Temperaturen Keime nicht immer vollständig abgetötet werden.

Letztendlich liegt der Vorteil der sog. “Kaltpressung“ tatsächlich eher beim Hersteller, da durch den Verzicht auf Wasserdampf der anschließende Trocknungsprozess, welcher sehr kostenintensiv ist, um ein stabiles und somit haltbares Produkt zu erlangen, entfällt.

Kaltgepresstes Futter lässt sich nur schlecht einweichen. Das Futter zerfällt zu einer Art „Brei“ und das restliche Wasser setzt sich ab. Eine Volumenerhöhung (z.B. im Zuge einer Adipositasdiät) ist daher nicht möglich.


Backen
Dieses Herstellungsverfahren ist mit dem eigentlichen „Backen“ im häuslichen Bereich recht gleichzusetzen. Die einzelnen Zutaten werden zu einem Teig vermischt, in Formen ausgestochen und anschließend für einige Minuten (meist ~30 Min) bei mind. 120°C gebacken.

Hierbei ist zu beachten, dass dieses Trockenfutter zumeist sehr hart und trocken und relativ geruchlos ist. Für Hunde, die sehr wählerisch in Bezug auf ihr Futter sind, kann es hier im Vergleich zu den beiden vorgenannten Konfektionierungen zu Akzeptanzproblemen kommen. Auch für Hunde mit Zahnproblemen kann es unter Umständen beschwerlich sein, das Futter ausreichend zu zerkleinern.


Fazit
Letztendlich entscheidet die individuelle Verträglichkeit über die Auswahl eines geeigneten Trockenfutters. Darüber hinaus ist es essentiell, dass alle benötigten Nährstoffe in bedarfsdeckenden Mengen enthalten sind. Verluste, die im Zuge des Herstellungsprozesses entstehen, sollten vom Produzenten ausgeglichen werden. Bei verdauungssensiblen Hunden und bei Hunden, die einen sehr hohen Energiebedarf haben (tragende und säugende Hündinnen, Arbeitshunde etc.) sollte die geringere Verdaulichkeit sog. „kaltgepresster“ Trockenfutter beachtet werden.


Exkurs in die Wissenschaft
Alvarenga et al. 2024 „Processing of corn-based dog foods through pelleting, baking and extrusion and their effect on apparent total tract digestibility and colonic health of adult dogs“, J Anim Sci 3:102:skae067

In der betreffenden Studie wurden drei Futtermittel miteinander vergleichen, die die gleiche Zusammensetzung und das gleiche Nährstoffprofil aufwiesen, aber unterschiedlich konfektioniert waren: extrudiert, gebacken und pelletiert (“kaltgepresst“). Die höchste Verdaulichkeit wies hierbei das Extrudat hinter dem gebackenen Futter auf, das pelletierte zeigte die niedrigste Verdaulichkeit. Auch in Hinblick auf den bei den Versuchstieren ermittelten Kot-Score lag das extrudierte Trockenfutter vorn. Da, wie schon oben erwähnt, pelletierte Trockenfutter bedingt durch die niedrigeren Verarbeitungstemperaturen einen niedrigeren Stärkeaufschlussgrad haben, geht man davon aus, dass höhere Gehalte resistenter Stärke enthalten sind.

Zum Blogbeitrag "Resistente Stärke" vom 04.04.2022

Diese ist präbiotisch wirksam und unterstützt dabei das physiologische Mikrobiom im Dickdarm. Es zeigte sich aber in dieser Studie kein signifikanter Effekt in Hinblick auf die durch Fermentation gebildeten kurzkettigen Fettsäuren. Auch das Mikrobiom zeigte unter allen drei Fütterungsvarianten einen ähnlichen Diversitäts-Index. Zusammenfassend lies sich feststellen, dass in der Extrudat-Fütterungsgruppe die besten Verdaulichkeiten und die besten Kot-Scores beobachtet werden konnten.

 

Stand: November 2024

 

Download Blogartikel

 

Zurück

Inhalt Seiteneigenschaft amPageNavType: ""

Inhalt Seiteneigenschaft amPageFreeProperty: ""

Inhalt Seiteneigenschaft amPagesExample: ""