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Der Fütterungsberater

Ein Blog zu Futtermittelanalytik, Tiergesundheit, Fütterung und Diätetik.

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Was ist zu tun, wenn ...

 

… fragen sich immer wieder viele Herdenmanager, vor allem, wenn keiner erreichbar ist. Dabei ist die Antwort meistens gar nicht so schwierig und für Jeden relativ einfach zu bewältigen. Das soll Probleme, die im Bestand auftreten nicht bagatellisieren, aber häufig kann akuter Gefahr oder gar Schäden kurzfristig und schnell vorgebeugt werden.

Die folgende Übersicht soll eine Handlungshilfe sein, die Gefährdungen für die Tiergesundheit mindern oder fürs Erste beseitigen können.

Wie bei der „Checkliste Fütterungs-Controlling“ gesagt, gilt auch hier: Von nichts kommt nichts. Veränderungen bei der Tiergesundheit, bei den Milchinhaltsstoffen, Milchmenge und bei der Futteraufnahme haben immer eine oder mehrere Ursachen. Diese Ursachen müssen gefunden und dann darauf reagiert werden.

Vorausgesetzt, dass die Rationen fachgerecht erstellt wurden und an die aktuellen Futtermittelatteste angepasst sind, gelten 3 Allgemeine Maßnahmen, die bei Veränderungen immer als Erstes abgearbeitet werden sollten. Diese sind der Handlungshilfe vorangestellt:

  1. Protokolle des Futtermischwagens überprüfen (Zusammensetzung der Ration, gefütterte Menge, Abweichungen von den Vorgaben); Ziel: < 5 % Abweichung von der Zusammensetzung; < 10 % Vorhalten bei der Tierzahl
  2. Messung der TS der Grobfuttermittel und der TMR → Futtermengen anpassen
  3. Anwendung der „Checkliste Fütterungs-Controlling“! (LKS Blog vom 29.01.2024)

Ein vierter Punkt könnte unmittelbar angeschlossen werden: Gibt es aktuelle Futteratteste?

Der Begriff „aktuelle Futteratteste“ wird häufig sehr weit ausgelegt. Ich treffe Betriebe, die sagen nach 4 Monaten: Wir sind immer noch im gleichen Silo, das ist also immer noch dieselbe Silage. Das kann insofern stimmen, wenn alles Ackergras oder Futterroggen, innerhalb von kurzer Zeit geerntet, ist. Werden aber, wie sehr häufig in Sachsen, viele Wiesen in einem großen Silo über viele Tage, z.T. Wochen einsiliert, sieht das Ganze schon anders aus und ein Attest kann nach wenigen Wochen schon nicht mehr aktuell sein und gänzlich andere Inhaltsstoffe haben.

Das betrifft nicht nur die Trockensubstanz der Silagen, man findet vor allem bei Grassilagen sehr oft Veränderungen bei der Rohfaser, dem Rohproteingehalt und dem Zuckergehalt (!) und damit einhergehend beim Energiegehalt. Selbst bei Maissilagen treten in letzter Zeit häufiger größere Unterschiede im Stärkegehalt auf, obwohl „alles dasselbe ist“.

Irgendwie gehören zu einem Maßnahmenplan auch die möglichen Ursachen für die aufgeführten Ereignisse. Da dies am Ende auf einer Seite aber zu unübersichtlich geworden wäre, werden im Folgenden einige mögliche Ursachen aufführen. Es sei darauf hingewiesen, dass nur die wesentlichsten Punkte (Ursachen) aufgeführt werden. Es ist mir bewusst, dass auftretende Probleme auch viel komplexer sein können.

Manchmal ist die Ursachenforschung ein Fass ohne Boden. Mit der Kenntnis der wichtigsten Ursachen und kurzfristigen Maßnahmen bei deutlichen Veränderungen der Milchleistung, Milchinhaltsstoffe, Futteraufnahme oder Tiergesundheit, gibt es für die Herdenmanager ein weiteres Hilfsmittel für ihre tägliche anspruchsvolle Arbeit.

Die Auswahl der Ursachen für Veränderungen können griffbereit abgeheftet werden und werden in der Folge aufgelistet und stehen als Druckversion zum Download bereit.

Dennoch gilt, informieren Sie bei Bedarf oder größeren Veränderungen Ihren Fütterungsberater und/oder Ihren Tierarzt.

 

Allgemeine Maßnahmen bei Fütterungs-, Leistungs– und Gesundheitsproblemen im Bestand:

  1. Protokolle des Futtermischwagens überprüfen (Zusammensetzung der Ration, gefütterte Menge, Abweichungen von den Vorgaben); Ziel: < 5 % Abweichung von der Zusammensetzung; < 10 % Vorhalten bei der Tierzahl
  2. Messung der TS der Grobfuttermittel und der TMR → Futtermengen anpassen
  3.  Anwendung der „Checkliste Fütterungs-Controlling“! (LKS Blog: 29.01.2024)

Ereignis

Zusätzliche Maßnahmen

Ziel

1. Milchleistung ↓

Analyse FA; TG – Check; FM-Analyse; FM-Kontrolle (Mikrobiologie)

betriebsspezifisch

2. Milchharnstoffgehalt ↑ > 230 mg / l

Mögliche Sofortmaßnahme: 250 g Protein-FM ↓ - Getreide ↑ + 250 g/Tier u. Tag; ggf. Futterharnstoff ↓; FM-Analyse

150-250 mg/l

3. Milchharnstoffgehalt ↓ < 150 mg / l

Analyse FA; mögliche Sofortmaßnahme: 250 g Getreide ↓ und 300 g/ Tier u. Tag Protein-FM ↑; ggf. Futterharnstoff ↑; FM-Analyse

150-250 mg/l

4. Milchfettgehalt ↓ < 3,6 %

Analyse FA; Rationskontrolle / -optimierung; FM-Analyse

> 3,6 %

5. Milchfettgehalt ↑ > 4,5 %

Leistungs – und BCS - entsprechende Versorgung; Transitfütterung a.p./ p.p.; Einsatz glucoplastischer Substanzen

< 4,5 %

6. Milcheiweißgehalt ↓ < 3,2 %

Kontrolle Energie – und Rohproteinversorgung; FM-Analyse

> 3,2 %

7. Milchfettgehalt ↑ > 4,5 %, Eiweißgehalt ↓ <3,2 % bei Frischlaktierenden

Kontrolle  BCS a.p./p.p.; Rationskontrolle/ -optimierung
Einsatz glucoplastischer Substanzen

Fett < 4,5 %
Eiweiß > 3,2 %

8. FEQ < 1,1 Fettgehalt < Fmin

Rationskontrolle / -optimierung; FM-Analyse

> 1,1 - 1,4
Fett > Fmin

9. FEQ > 1,4
Eiweiß < 3,2
Eiweiß < Emin

Analyse FA; BCS a.p./p.p.; Rationskontrolle / -optimierung
Einsatz glucoplastischer Substanzen

FEQ 1,1 - 1,4
Eiweiß > 3,2 %
Eiweiß > Emin

10. Futteraufnahme ↑ oder ↓ Restfutter ↑ oder ↓

TS – Analyse der FM - Beispiel TS-Anpassung: 20 kg Silage * 335 g TS (alt) = 6,7 kg TS / 380 g TS (neu) = 17,6 kg Silage neu; FM-Analyse; Kontrolle Futtermischwagen: Futtermischwagen leer wiegen → Ration exakt laden → Futtermischwagen geladen wiegen

TST: 11–16 kg TS
M: 23–27 kg TS

11. schlechte Persistenz

bedarfsgerechte Versorgung a.p./p.p. über Vorbereitungsfütterung oder 1-phasige TST – Fütterung und Frischmelkerration

> 80 %

12. Kotkonsistenz

FM – Kontrolle (Mikrobiologie); Kontrolle Tränken; Rationskontrolle / -optimierung;

 

13. Labmagenverlagerung ↑

Analyse FA; Rationskontrolle / -optimierung; FM-Analyse

< 3 % im Bestand

14. Zysten, vermehrtes Auftreten

Bedarfsgerechte Energieversorgung; betriebsspezifische Mineralfuttergemische; Stoffwechseluntersuchung; Kontrolle auf Mykotoxine, Phytohormone, Glukosinolate

< 10 %

 

15. Festliegen, Nachgeburtsverhalten

Bedarfsgerechte Rationen TST; BCS a.p.; betriebsspeziefische Mineralfuttergemische; ggf. DCAB-Regulatoren + Futterkalk

< 10 %

16. Anstieg Zellzahl/
Euterentzündungen

FM – Analyse ggf. mit Mikrobiologie (Hefen, Pilze und Bakterien); Check Melkanlage; Check Trockenstell – und Trockenstehsystem (Medikamente, Hygiene usw)

< 150 TZZ MLP

 

Diese Handlungsanleitung ist für ein kurzfristiges Eingreifen gedacht, um Schaden von den Tieren abzuwenden, bei Bedarf informieren Sie Ihren Fütterungsberater und / oder Tierarzt!

 

Abkürzungen: a.p. – ante partum; p.p. – post partum; Emin – Eiweißminimum; FA – Futteraufnahme, FEQ – Fett-Eiweiß-Quotient; FFS – Freie Fettsäuren; FM – Futtermittel; Fmin - Fettminimum ; LMV – Labmagenverlagerung, M – melkende Kühe; peNDF – physikalisch effektive NDF; Persistenz – Milchleistung 6.-100. Melktag im Verhältnis zu 101.-200. Melktag; strw. Rfa – strukturwirksame Rohfaser; TA – Tierarzt, TG – Tiergesundheit, TS – Trockensubstanz, TST – Trockensteher, TS – Trockensubstanz; UDP – Durchflussprotein

 

Ursachen:

 

  1. Milchleistung fällt stark
    niedrigere Futteraufnahme; schlechtere Futterqualität; Qualität der Rationsgestaltung; Verschlechterung der Tiergesundheit; (Hitze-) Stress; Laktationstage Herde > 190 Tage
  2. Milchharnstoff-Gehalt steigt > 230 mg / l
    Veränderungen der Grobfuttermittelqualitäten; Mangel an Zucker und Stärke in der Ration; Mangel an Durchflussprotein
  3. Milchharnstoff-Gehalt fällt < 150 mg / l
    Veränderungen der Grobfuttermittelqualitäten; niedrige Futteraufnahme; Mangel an Protein
  4. Milchfett
    Gehalt sinkt < 3,6 % - niedrigere Futteraufnahme; Mangel an strw. Rfa und peNDF; Mangel an Energie und Protein; Überschuss an Rohfett; Überschuss an Zucker und Stärke
  5. Milchfettgehalt steigt > 4,5 %
    Überversorgung am Laktationsende; energetische Unterversorgung zum Laktationsstart (Fettmobilisation);
  6. Milcheiweißgehalt < 3,2 %
    niedrige Futteraufnahme; Überschuss an Rohfett; Energiemangel; Protein – Mangel – in Verbindung mit niedrigem Harnstoffgehalt; Mangel an dünndarmverdaulichem Protein
  7. Milchfettgehalt > 4,5 %. Eiweißgehalt < 3,2 % bei Frischlaktierenden
    niedrige Futteraufnahme; Energiemangel; Fettmobilisation; Anstieg FFS a.p. / p.p.
  8. FEQ < 1,1
    Azidose durch niedrige Futteraufnahme; Mangel an strukturwirksamer Rohfaser; Überschuss an Zucker und Stärke; Energiemangel
  9. FEQ > 1,5, Milcheiweißgehalt < 3,2
    niedrige Futteraufnahme; Energiemangel; Ketose; Körperfettmobilisation; Anstieg FFS a.p. / p.p.
  10. Futteraufnahme bzw. Restfutter steigt oder fällt deutlich (> 10 %)
    der TS-Gehalt der Silagen hat sich verändert; der Gehalt an strw. Rfa hat sich verändert; Auftreten von Mikrobio; Qualität der Ration im Allgemeinen; Mängel an der Fütterungstechnik (Futtermischwagen o.a.); Management
  11. Schlechte Persistenz
    mangelhafte Transitfütterung a.p. und / oder p.p.
  12. Kotkonsistenz
    Rationszusammensetzung (strw. Rfa, Gehalt an Zucker und Stärke, Energieversorgung, Proteinversorgung u.a.); Mikrobio; Wasserversorgung
  13. Labmagenverlagerungen treten gehäuft auf
    Azidosen durch niedrige Futteraufnahme, Mangel strw. Rfa und peNDF, Überschuss an Zucker und Stärke, Energiemangel; Mikrobio; Managementfehler
  14. Zysten, vermehrtes Auftreten
    Energiemangel; Haltungsbedingungen (Stress); Mangel an Vitaminen und Spurenelementen (Vitamin E, ß – Carotin, Selen, Mangan, Kupfer und Zink); Azidose; Klauenerkrankungen; Phytöstrogene
  15. Festliegen; Nachgeburtsverhalten
    gestörter Kalzium-Stoffwechsel; Geburtsmanagement (Kuhtrunk); geringe Futteraufnahme; mangelhafte Transitfütterung a.p. und / oder p.p.
  16. Anstieg Zellzahl/ Eutererkrankungen
    Haltung, Management und Hygiene; Trockensteh - und Trockenstellregime; Melktechnik; Futterqualität; in Verbindung mit vorgenannten Mängeln in der Rationsgestaltung

 

Stand: September 2024

 

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